The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume
zurücksinken. Leon hielt ihr die Wasserschüssel hin, damit sie sich die Hände waschen konnte. Das Blut bildete kleine Wirbel darin.
»Hatte ich recht?«, fragte die Matrarch.
»Ja«, antwortete Gaia. Das Herz wurde ihr schwer. Sie würden bald eine Entscheidung treffen müssen. Vielleicht war es bereits zu spät.
»Taja?«, fragte die Matrarch.
»Ich bin hier, Mutter.«
»Hol die anderen. Ich will mich von meinen Kindern verabschieden.«
Taja warf Gaia einen verschreckten Blick zu, dann glitt sie zur Tür hinaus, die mit einem Klicken hinter ihr ins Schloss fiel. Da erwachte Dominik mit einem Mal zum Leben.
»Wovon redet ihr denn?«, fragte er. »Was stimmt denn nicht?«
»Es tut mir sehr leid«, sagte Gaia so mitfühlend sie konnte. »Die Plazenta des Kindes versperrt den Gebärmutterhals.«
»Und was soll das heißen?«, herrschte er sie an.
»Das Organ in der Gebärmutter, das die Nabelschnur versorgt, hat sich über den Ausgang gelegt«, sagte Gaia. »Das heißt, dass das Baby nicht herauskann. Es steckt fest.«
»Dann schneide das Ding doch weg«, sagte Dominik. »Hol das Kind raus!«
»Mit einem Messer? Das Baby würde sterben, selbst wenn ich schnell bin«, sagte Gaia und dachte an all das Blut dabei.
Dominik lachte hilflos. »Wir können das Kind ja nicht einfach drinlassen.« Er musterte Gaia, dann sah er wieder hilflos zu seiner Frau. »Lass das Kind sterben«, sagte er. »Rette meine Frau.«
Gaia wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie konnte die Plazenta und das Kind nicht entfernen, ohne starke Blutungen zu verursachen – und sie wusste, was dann passieren würde. So war ihre eigene Mutter gestorben. Die Angst kroch ihren Rücken hoch, kalt und unbarmherzig.
»Das kann ich nicht«, sagte Gaia.
»Soll das heißen, du willst nicht?«, rief Dominik. »Wir haben sieben Kinder, die alle ihre Mutter brauchen.«
»Dominik«, hob die Matrarch an.
»Nein«, beharrte Dominik. »Ich mache nicht ohne dich weiter, Olivia. Wir verlieren dieses Kind. Ich weiß, wie schlimm das für dich ist, aber wir werden andere Kinder haben. Es wird schon wieder.«
Gaia schaute zu Leon. Hatte er sie verstanden? Dann griff sie nach ihrer Tasche und nahm die Tinkturen und Kräuter heraus.
»Es geht nicht darum, dass Gaia nicht will«, sagte Leon. »Sondern dass es nicht geht. Sie kann deine Frau nicht retten, selbst wenn sie das Kind opfert.«
Dominik starrte sie finster an und versuchte zu verstehen, was hier geschah. »Soll das heißen, du kannst sie alle beide nicht retten?«
»Nein. Das Baby könnte ich vielleicht retten«, sagte Gaia.
Sie sah das Entsetzen auf seinem Gesicht, als ihm klar wurde, was sie meinte.
»Nein«, sagte er tonlos. »Olivia, hast du gehört? Ich sage Nein.«
»Dom«, sagte die Matrarch sanft.
»Nein!«, rief er wieder und richtete sich auf. »Raus mit dir! Ich will dich hier nicht mehr sehen!«
Leon legte Gaia die Hand auf die Schulter.
»Nein, Dom«, sagte die Matrarch. »Ich möchte, dass sie bleibt. Ich bitte dich.«
Ihr Gesicht verzog sich unter dem Schmerz einer weiteren Wehe. Sie griff nach Dominiks Hand, und er setzte sich neben sie, die Zähne zusammengebissen, Wut in den Augen.
»Mach es mir nicht noch schwerer«, sagte sie leise.
Die folgende Stille war schrecklich und dauerte an, bis ein leises Klopfen sie unterbrach.
»Deckt mich zu, damit die Kinder nicht das ganze Blut sehen müssen«, sagte die Matrarch. »Jetzt gebt uns eine Minute als Familie – aber dann musst du zurückkommen, Gaia. Versprich mir das.«
»In Ordnung. Nehmt das hier und schluckt es.« Sie tropfte der Matrarch eine Tinktur aus Zaubernuss und Hirtentäschelkraut auf die Zunge.
»Was ist das?«, wollte Dominik wissen.
»Gegen die Blutung«, erklärte Gaia.
Die Tür ging auf, und Taja schaute mit großen, ängstlichen Augen herein. »Wir sind alle hier.«
»Einen Moment noch«, sagte die Matrarch.
Gaia legte ihr ein sauberes Tuch zwischen die Beine, während Leon und Will eine frische Decke über das Bett breiteten. Dominik saß nur da, reglos und schwach.
»Gut, wir gehen jetzt«, sagte Gaia. »Leon?« Sie griff nach seiner Hand, doch er hob sie einfach wieder hoch und trug sie nach draußen, um Platz für die Kinder zu machen. Jerry, das Geburtstagskind, lutschte am Daumen. Der Jüngste hielt einen Teddybär im Arm. Will schloss die Tür hinter ihnen.
Leon trug sie zu einer Bank auf der Galerie und setzte sie dort ab. Auf der gegenüberliegenden Seite des Atriums standen
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