The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume
einige Ladys, warteten, ob sie gebraucht wurden, doch Gaia schüttelte den Kopf.
»Geht es dir gut?«, fragte Will besorgt, und sie nickte.
»Ich werde aber bald deine Hilfe brauchen.«
»Gibt es wirklich keine Möglichkeit, die Matrarch zu retten?«
»Ich werde es natürlich versuchen, aber ich habe noch nie jemand nach einem Kaiserschnitt wieder zusammengenäht, und sie wird eine Menge Blut dabei verlieren. Wir müssen auf jeden Fall sehr schnell sein.« Je länger sie darüber nachdachte, desto schlechter ging es ihr. Selbst wenn sie das Baby zur Welt brachte und den Schnitt danach wieder schloss, konnte sie eine Infektion kaum verhindern. Sie wünschte, sie hätte Gelegenheit gehabt, sich mehr mit der Mohnlilie zu befassen, die der hiesige Arzt laut Peter gegen Schmerzen eingesetzt hatte. »Ich fürchte, wir werden sie festbinden müssen. Ich habe nur Herzspannkraut gegen die Schmerzen. Das wird nie und nimmer reichen.« Sie griff sich an die Stirn.
»Könntest du Gaia etwas Tee bringen?«, bat Leon.
Will warf ihr einen prüfenden Blick zu, dann nickte er und lief zur Treppe. Leon nahm neben ihr Platz. Sie legte die Wange auf seine Schulter, richtig zu entspannen aber gelang ihr nicht.
»Ich kann kaum glauben, dass du nicht wütend auf sie bist«, sagte er leise.
»Wieso?«
»Sie hat dich stundenlang am Pranger gelassen. Ich glaube nicht, dass ich ihr das je verzeihen kann. Du aber hilfst ihr, als ob nichts geschehen wäre.«
Gaia betrachtete die dunkle Schwellung an ihrer Hand, doch ihre Gedanken kreisten schon um die Operation. »Sie ist eine Mutter im Kindbett und braucht mich«, sagte sie. »Ich muss ihr einfach helfen.«
»Weißt du noch, wie sie dich wegen Peonys Schwangerschaftsabbruch bestraft hat? Es ist schon bezeichnend, dass ihr Ehemann keine Skrupel hätte, sein eigenes Kind kurz vor der Geburt zu opfern, jetzt, wo es um seine Frau geht.«
Die Ironie war Gaia gar nicht aufgefallen. »Er ist verzweifelt. Es ist alles ganz schrecklich.«
»Ich habe noch nie eine so sturköpfige Frau wie sie kennengelernt.«
Gaia dachte an eine Unterhaltung zurück, die sie mit Myrna in der Enklave geführt hatte. Sie hatte gemeint, dass man die Plazenta in einem solchen Fall mit einer Zange entfernen, das Kind opfern und die Mutter retten könne. Gaia hatte zwar weder die nötigen Instrumente noch die Erfahrung, aber dennoch: Hätte die Matrarch sie früher freigelassen, ehe der starke Blutverlust sie schwächte – hätte Gaia Plazenta und Kind dann vielleicht noch herausholen können? Hätte sie es geschafft, die Mutter zu retten? Es waren eine Menge Fragezeichen – aber dadurch, dass die Matrarch Gaia so lange am Pranger gelassen hatte, hatte sie diese Chance vertan und ihr eigenes Schicksal besiegelt.
»Sie war nicht einfach nur stur«, sagte Gaia. »Sie wollte, dass alles so bleibt, wie es ist. Sylum war es ihr wert, dafür zu sterben.«
Leon schaute sie fragend an. »Wie meinst du das denn jetzt?«
Sie schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn, zu spekulieren. Die Matrarch war schon derart geschwächt, dass ihr Körper einfach aufgab und das Baby mit in den Tod riss. »Es fühlt sich so falsch an, über Leben und Tod zu entscheiden.«
»Das tust du nicht«, sagte er. »Du gibst einfach dein Bestes.«
»Wenn ich gar nichts tue, werden beide sterben.«
»Dann mach, was die Matrarch von dir verlangt«, sagte Leon. »Es ist ihre Entscheidung.«
Als Taja und die sechs Söhne der Matrarch wieder herauskamen, sahen sie ganz bestürzt aus. Jerry nahm seinem kleinen Bruder den Teddy ab und warf ihn über das Geländer. Der Kleine fing zu weinen an. Taja nahm ihn auf den Arm, und die Ladys eilten herbei, um sich um sie zu kümmern.
»Junge Gaia!«, rief Dominik von drinnen.
Gaia erhob sich steif und ließ sich von Leon zurück ins Zimmer führen. Sie hatte Angst vor dem, was sie dort erwartete. Auch Will kam zurück und stellte ein Tablett mit duftendem Tee auf den Tisch. Außerdem hatte er noch ein paar frische Handtücher gebracht. Dann schloss er die Tür.
»Ich möchte, dass du das Kind jetzt rausholst, solange es sich noch bewegt«, sagte die Matrarch.
Gaia ließ sich auf der Bettkante nieder.
Dominik schüttelte den Kopf und vergrub das Gesicht in den Kissen. »Bitte tu das nicht«, flehte er.
Gaia hob die wunden Hände. Sie bräuchte jetzt eigentlich all ihre Stärke, all ihr Geschick. Eine Sekunde lähmte die Erinnerung an den Tod ihrer Mutter sie. Dann straffte sie sich. Sie warf noch
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