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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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einen Blick auf ihre Tasche, dann zu Will, dann wieder zur Matrarch.
    »Seid Ihr Euch sicher?«
    »Vollkommen sicher«, sagte die Matrarch.
    »Ihr werdet sterben«, sagte Gaia. »Ich werde tun, was ich kann – aber meine Fähigkeiten reichen für so etwas nicht aus. Das müsst Ihr wissen.«
    »Ich möchte, dass mein Kind überlebt«, sagte die Matrarch. »Das ist alles, worauf es jetzt ankommt.« Sie biss die Zähne zusammen, als eine weitere Wehe einsetzte. Sie wurden immer schwächer und unregelmäßiger, und bald, das wusste Gaia, würde es zu spät sein.
    »Dominik, du musst mich jetzt gehen lassen«, sagte die Matrarch.
    »Das werde ich nicht«, widersprach er unter Tränen und redete abermals drängend auf sie ein. »Bitte, Olivia. Ich schaffe es nicht ohne dich.«
    »Küss mich«, sagte die Matrarch.
    Gaia wandte den Blick ab und vergrub ihr Gesicht an Leons Brust. Er hielt sie ganz fest. Sie hörte seinen Atem und spürte seine Stärke; und als es dann darum ging, das Baby zu retten, tat sie, was getan werden musste.

26 Neue Kraft
    Nicht lange darauf war die Matrarch tot. Ihr jüngstes Kind, ein Junge, schlief in den Armen seines Vaters.
    Gaia hatte nie wieder in ihrem Leben so etwas sehen wollen – es war wie beim Tod ihrer Mutter, ewig würde es dauern, diese Bilder zu vergessen: wie sie in die Matrarch schnitt und das Kind herausholte, ganz zu schweigen von all dem, was danach noch passierte und den vergeblichen Versuchen, das Leben der Mutter zu retten. Das Herzspannkraut hatte fast nichts gegen die Schmerzen geholfen, und auch wenn die Matrarch auf ein zusammengerolltes Tuch gebissen hatte, hallten ihre Schreie noch lange in Gaias Erinnerung nach. Sie hatte es geschafft, konzentriert zu operieren und sich nicht von ihren Gefühlen ablenken zu lassen, jetzt aber zitterte sie am ganzen Körper, und ihr war schlecht vor lauter Elend.
    Sie wusch sich ein letztes Mal die Hände, und Will bedeckte den Leichnam, den er bald für die Beerdigung würde herrichten müssen. Sie wollte nicht mit ihm tauschen.
    »Nimm ihr Monokel«, sagte Dominik.
    Gaia brachte es nicht über sich, ihn anzuschauen. »Ich will es nicht.«
    »Du hast keine Wahl«, sagte Dominik.
    Ich habe immer eine Wahl , dachte sie.
    »Leon«, bat sie. »Bring mich hinaus.«
    Er legte den Arm um sie, und gemeinsam verließen sie das Zimmer und gingen die Galerie hinab. Taja schob sich wortlos an ihnen vorbei, um zu ihrem Vater zu gehen. Am oberen Treppenabsatz verließ Gaia die Kraft, und Leon hob sie wieder auf seine Arme. Sie wollte nur noch schlafen, tief und fest, eine Ewigkeit am besten und wenn möglich gleich hier in seinen Armen.
    Er trug sie die Treppe hinab und achtete darauf, dass ihre Zehen nirgendwo anschlugen, wenn er eine Ecke nahm. Unten angekommen, stellte er sie behutsam wieder auf die Beine. Sie strich sich die Hosen glatt und nahm undeutlich all die versammelten Männer und Frauen im Atrium wahr.
    Sie trat einen Schritt vor und stützte sich auf einen Stuhl. »Die Matrarch ist tot«, sagte sie. »Aber ihr Sohn ist am Leben.«
    Stille breitete sich aus. Dann begannen einige zu weinen, andere fielen einander in die Arme. Einige der Ladys kümmerten sich um die kleinen Kinder der Matrarch und führten sie nach oben. Gaia brachte es nicht über sich, sie anzusehen.
    Lady Roxanne erhob sich von ihrem Platz am Kamin, wo sie im Kreis der anderen Ladys gesessen hatte. Sie wirkte, als habe sie ihre Tränen schon vergossen. »Was machen wir jetzt?«
    »Zuerst müssen wir die Beerdigung planen«, erwiderte Lady Maudie sachlich.
    Diese Worte rissen Gaia aus ihrer Starre. Fast erwartete sie, schon eine Liste in Lady Maudies Hand zu sehen – wenn sie jetzt nichts unternahm, würde die Schwesternschaft sich zunächst um die Beerdigung kümmern und dann ganz selbstverständlich um die nächste Angelegenheit und wieder die nächste …
    »Nein«, rief Gaia. »Ihr plant jetzt gar nichts. Dominik kann sich mit Will um die Beerdigung kümmern.«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Lady Maudie wie zu einer Geisteskranken. »Wir nehmen ihm bloß die Arbeit ab.«
    Beunruhigt wich Gaia einen Schritt zurück. »Leon, wie viele Leute sind da draußen?«
    »Hunderte«, sagte er.
    »Wir gehen hinaus.« Gaia hob die Stimme, damit man sie im ganzen Atrium verstand, selbst über das Klagen derer hinweg, die ihr Gespräch mit Lady Maudie nicht verfolgt hatten. »Kommt raus zum Dorfplatz«, befahl Gaia. »Wenn ihr in Sylum noch irgendetwas zu sagen haben wollt,

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