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The Doors

The Doors

Titel: The Doors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greil Marcus
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Tod, geschworen hatte, dass er einen Arm hergeben würde, wenn sich Kennedys Leben dadurch retten ließe; die Angst war das, was Mailers Versprechen glaubhaft erscheinen ließ, als er darüber schrieb. Es war glaubhaft, weil Menschen überall im Land dieselbe lange Nacht durchlebt hatten, weil sie dieselben Gedanken gehabt und dieselben Versprechen gemacht hatten, obwohl sie bereits ahnten, dass ihre Hoffnung vergebens war.
    Die Angst war der Grund dafür, dass einem jeder Tag wie eine Falle vorkommen konnte. Mord und Todschlag gehörten praktisch zum Alltag; die von Camus in Der Mensch in der Revolte aufgestellte Behauptung, dass in der modernen Welt jede Handlung in einen Mord einmünde, wirkte auf dem Papier wie ein Ausdruck des gesunden Menschenverstands und zugleich wie ein Fluch. Man hatte das Gefühl, dass das Land in Scherben ging – dass das Land in einem offenbar völkermörderischen Krieg in Vietnam Verbrechen begangen hatte, die so schwer wogen, dass sie niemals gesühnt werden könnten, dass das Land es verdiente, den Rest seiner Tage in den eigenen Trümmern fristen zu müssen. Dieses Gefühl war dermaßen stark, dass einem die Präsidentschaftswahl völlig nebensächlich erschien.
    Vor diesem Hintergrund gaben die Doors eine imponierende Erscheinung ab. Sie waren eine Band, bei der die Leute den Eindruck hatten, dass sie sie sehen mussten – nicht um etwas zu lernen oder um etwas herauszufinden, nicht um eine Botschaft zu hören oder um die Wahrheit zu erfahren, sondern um in der Präsenz einer Gruppe zu weilen, die den gegenwärtigen Moment nicht beschönigte, sondern einfach als das hinzunehmen schien, was er war. Ihr Verhalten – ernste Mienen, kein höhnisches Rock-’n’-Roll-Grinsen, sondern eine Darbietung von Misstrauen und Zweifel – ließ keine Happy Ends erwarten. Ihre besten Songs sagten, dass Happy Ends uninteressant waren – und dass sie niemand verdient hatte.
    Man kann sich vorstellen, dass Manzarek, Densmore, Morrison und Krieger die angesetzten Proben und Songwriting-Sessions für Waiting for the Sun sausen ließen und stattdessen ins Kino gingen, um sich Wild in the Streets anzusehen, den von AIP produzierten, die Jugendrevolte ausnutzenden Streifen mit Christopher Jones in der Rolle des zum US -Präsidenten aufsteigenden Rock-’n’-Roll-Sängers Max Frost, mit Shelley Winters als Frosts Mutter, mit Larry »The Hook« Bishop und Richard »Stanley X« Pryor als Frosts Kumpanen und mit Hal Holbrook und Ed Begley als US-Senatoren und einer völlig leblosen Diane Varsi als Kongressabgeordneter – ganz zu schweigen von am Bildrand auftauchenden Prominenten wie Dick Clark, Peter Tork, Gary Busey, Melvin Belli, Bobby Sherman und Walter Winchell –, und man kann sich die Doors auf ihren Sitzen vorstellen, wie sie sagen: Hey, das sind wir! Das ist »Five to One« mit Filmstars!
    Mehr als vierzig Jahre danach war »Five to One« – das die Jugendrevolte ausnutzende Opus der Doors – wahrscheinlich noch immer der Track von Waiting for the Sun , der im Radio am häufigsten gespielt wurde, sogar noch häufiger als »Hello, I Love You«, das drei Jahre zuvor, als Manzarek, Morrison, Densmore und Manzareks Brüder Rick und Jim eine Demoversion davon aufnahmen, noch nicht der peinliche Ausrutscher war, zu dem es 1968 werden sollte.
Anmerkung
    »We’re takin’ over«, nuschelte Morrison, wobei er so klang, als sei die Revolution in etwa so aufregend wie eine Gruppe von Rockern, die in einer Kneipe die Macht übernimmt. Wild in the Streets war interessanter: Ein Kongressabgeordneter hängt sich an die Jugendbewegung an, denn er ist davon überzeugt, dass ihn ein Gesetz, das das Wahlalter auf achtzehn Jahre herabsetzt, in den US -Senat bringen wird; stattdessen wird es auf fünfzehn herabgesetzt und das Mindestalter für alle bundesstaatlichen politischen Ämter auf vierzehn. Max Frost fährt bei der Präsidentschaftswahl einen haushohen Sieg ein – und schickt alle Bürger über dreißig in Umerziehungslager, wo sie den ganzen Tag über mit LSD vollgepumpt werden. Christopher Jones war der letzte in einer langen Reihe von neuen James Deans, doch in Anbetracht seiner weichen, wohlgeformten Gesichtszüge war er auch der erste neue Jim Morrison. Die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen; vielleicht war Jones ja genau deshalb für die Rolle ausgewählt worden. Als Diskurs über die Revolte schlug Wild in the Streets »Five to One« um Längen, doch die Revolte, die die Doors zeitweilig

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