The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes
schwarzer magischer Energie, die sich unaufhörlich selbst erneuerten. Nie zuvor hatte Pia eine derart revolutionäre Kraft gesehen. Obwohl die Maschine nur ein winziger Splitter der göttlichen Magie war, besaß sie eine Essenz von solcher Reinheit, dass sie ganze Sonnensysteme hervorbringen und Imperien niederbrennen konnte. Sie war Teil der Energie, die das Universum antrieb.
Die Maschine war keine Krone mehr, sondern hatte eine andere materielle Form angenommen, die Pia zwischen Gaelevals Fingern erblickte. Sie brauchte einen Moment, um zu erkennen, was es war. Als es dann geschah, pochte ein wilder Schmerz in ihrer Brust.
Er hielt eine Gebetskette aus schlichten Holzperlen in Händen.
Wie er auch an die Gottmaschine gelangt sein mochte, Dragos hatte gesagt, dass sie sich umso stärker auf ihn auswirken und seinen Geist beeinflussen würde, je mehr er sie benutzte. Die Perlen sahen abgegriffen aus. Sie stellte sich vor, wie er die Kette durch seine Finger gleiten ließ. Vielleicht hatte er um Führung gebetet.
Und je länger Taliesins Gegenstand in Schach gehalten wurde, desto größer die Veränderung, die er über die Welt bringen würde.
»Was ist dir widerfahren?«, flüsterte sie.
Obwohl sie nicht damit gerechnet hatte, antwortete er.
»Ich wurde zum Palast gerufen, und als ich ankam, waren alle tot«, sagte Gaeleval sanft. »Alle Diener. Camthalions Kinder und auch ihre Mutter. Sie alle knieten mit aufgeschlitzten Kehlen im Thronsaal. Camthalion selbst stand noch in Flammen, als ich ankam. Er hatte sich Öl über den Kopf gegossen und sich angezündet.«
»Mein Gott«, keuchte sie.
»Als ich nach der Krone suchte, war sie verschwunden. Das hier lag zu Camthalions Füßen auf dem Boden.« Er blickte auf die Gebetskette hinab und ließ sie durch seine Finger gleiten. »Bei ihrem Anblick wusste ich sofort, dass sie für mich bestimmt war. Ich nahm sie an mich und begriff in diesem Moment, dass Numenlaur nicht so fortbestehen konnte, wie es war. Die Elfen waren durch Ehrgeiz und Krieg auseinandergerissen worden und hatten sich aufgrund einer Lüge über die ganze Welt zerstreut. Camthalion hatte recht gehabt, aber er war nicht stark genug gewesen, um seine Vision bis zum Ende zu denken. Unsere Zeit war eigentlich schon längst abgelaufen. Wir wollten es nur nicht sehen. Wir müssen dieses Zeitalter der Zerrissenheit ein letztes Mal zu einer komprimierten Einheit verdichten und dann den nächsten Schritt tun.«
Also hatte er sowohl ein Imperium als auch Zerstörung auf seiner Agenda. Sein edler Charakter war gänzlich verdorben. Etwas kitzelte auf ihrer Haut, und erst als sie sich mit der Hand über die Wangen fuhr, merkte sie, dass sie feucht geworden waren.
»Bitte, Amras«, sagte sie. »Versuch bitte, mir zuzuhören. Ganz egal, welche Überzeugungen oder Ziele du zu haben glaubst, du brauchst über niemanden zu herrschen. Camthalion war einem Wahn verfallen, und jetzt beeinflusst die Maschine auch deinen Geist. Für dich ist es noch nicht zu spät, und auch für die anderen noch nicht. Lass sie gehen. Numenlaur war zu lange vom Rest der Welt abgeschnitten, aber wir können euch helfen, euch einzugewöhnen. Gib mir einfach diese Kette. Lass sie mich nur für einen kurzen Moment halten.«
»Ich bin es so müde, ein Hüter zu sein«, sagte er. Seine Stimme klang verbraucht und vom Alter abgenutzt. In seinem Gesicht lag eine Traurigkeit, unter der die Welt zerbrechen konnte.
»Du musst diese Last nicht länger tragen. Du kannst loslassen und dich ausruhen. Lass mich dir helfen.« Sie streckte die Hand aus.
Wenn sie diese Kette nur für ein paar Minuten in die Finger bekäme. Wenn sie so schnell und so weit sie konnte vor allem und jedem davonlief, konnte sie sie in die nächstbeste Schlucht oder den nächsten Fluss werfen. Ganz egal, wohin. Einfach nur irgendwohin, solange die Maschine nur aus Gaelevals Händen verschwand und freigegeben wurde.
Es gab keine Möglichkeit, die Maschine aufzuhalten, und Pia würde es nicht versuchen. Sie würde sie loslassen und in der Welt wirken lassen, damit sie ihrer ursprünglichen Bestimmung zufolge den Willen der Götter verwirklichte. Sie würde mit niemandem sprechen. Nach ihrer Rückkehr konnte sie immer noch erklären, was passiert war.
Wieder sah sie Amras in die Augen. Er schenkte ihr ein schwaches, trauriges Lächeln und streckte die Hand in ihre Richtung.
Dragos kam nicht dahinter, was ihn geweckt hatte.
Es war nicht die kalte Luft, die ins Zelt
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