The End (Die neue Welt)
wortgewandt ein. »Gordon ist mein Freund und ein vertrauenswürdiger Bewohner unserer Siedlung. Ohne seine Initiative wären wir heute nicht so gut aufgestellt. Ich bin dort draußen gewesen, Mindy. Die Welt hat sich gewandelt. So, wie du sie kanntest, existiert sie nicht mehr. Was Gordon getan hat, diente nur unserem Schutz.«
»Ich freue mich, dass Sie alle gekommen sind, doch dies ist eine geschlossene Sitzung, und Sie kennen die vollständige Faktenlage nicht«, behauptete Mindy in einem schwachen Versuch, sich zur Wehr zu setzen.
»Wir sind eine Gemeinschaft und nicht dein Hofstaat! Du hörst nun auf, uns zu bevormunden!«, schrie Simone. »Draußen warten noch mehr von uns; wir haben viele Nachbarn zusammengetrommelt, die hinter Gordon stehen. Wenn also irgendjemand von seinem Posten gefeuert werden sollte, dann vielleicht DU!« Ihre Augen waren vom vielen Weinen aufgequollen.
Mindy saß nun genauso entsetzt da, wie die anderen vier Gremienmitglieder. Sie tauschten verwirrte, ungläubige Blicke aus und wussten offensichtlich nicht, wie sie sich verhalten sollten.
Von draußen rief jemand »Gordon, Gordon!«, woraufhin sich ein Sprechchor erhob, der seinen Namen immer wieder skandierte.
Gordon drehte sich um, damit er sie alle sehen konnte; ihm war nicht bewusst gewesen, dass so viele Nachbarn zu ihm standen.
Mindy gab sich geschlagen. Sie stand auf, nahm ihre Mappe und stürmte durch die Hintertür hinaus. Der Rest des Gremiums folgte ihr, auch Bradford. Gordon warf ihm noch einen finsteren Blick zu. Er ahnte, dass er sich wieder mit ihm auseinandersetzen müsste, und zwar bald. Diese Schlacht war noch nicht geschlagen.
16. Dezember 2014
›Bei günstigem Wind gibt es keinen schlechten Steuermann.‹
Publilius Syrus
Cheyenne Mountain, Colorado
Griswald verließ sein Quartier und schloss die Tür. Auf dem Flur sah er sich in beide Richtungen um. Seit er sich heimlich mit den Männern traf, die er als Befürworter seines Widerstands gegen Präsident Conners Pläne ansah, achtete er genauer darauf, was in seiner Umgebung geschah. Nach dem Ende ihrer jüngsten Sitzung freute er sich darüber, dass die Gruppe täglich wuchs. Er erwartete, bald genügend Unterstützung zu erfahren, um Conner öffentlich anzufechten. Jedes weitere Treffen verließ er mit gestärktem Selbstbewusstsein. Eine Frage, die dabei häufig erörtert wurde, lief darauf hinaus, was man mit dem Präsidenten tun solle. Griswald beabsichtigte nicht, ihn zu stürzen. Er wollte ihn davon überzeugen, dass er dem Willen seines Stabes zuwiderhandelte und demnach nicht mit Beistand rechnen durfte. Allerdings verschob sich die Absicht des Generals tatsächlich immer weiter in Richtung Amtsenthebung.
Seit den Angriffen hatte Griswald ununterbrochen gearbeitet und kaum geschlafen. Die Berichte von außerhalb waren beängstigend, die Zahl der Toten im Land stieg stündlich. Lokal schlugen kleine Banden und Interessengemeinschaften Nutzen aus der Situation, ohne dass irgendjemand etwas dagegen unternehmen konnte. Immerhin hatten sie es geschafft, Kontakt mit vierunddreißig Gouverneuren aufzunehmen. Diese hatten ihrer Regierung Treue geschworen, obwohl jeder insgeheim wusste, dass dies in erster Linie Makulatur war. In den Gesprächen hatten alle Gouverneure die gleichen Fragen gestellt: Sie wollten wissen, wann Hilfe eintreffen würde und in welchem Umfang, derweil weder Griswald noch irgendein Mitglied seines Stabes ausführlicher antworten konnte, als mit einem »bald«.
Wenngleich der General hinter den Kulissen gegen Conner intrigierte, verrichtete er seine offizielle Arbeit. Er wünschte dem Präsidenten nichts Schlechtes, ja mochte ihn sogar als Person, war aber der Meinung, er tauge nicht als Staatsoberhaupt.
Als Griswald den Besprechungsraum der Kommandozentrale betrat, sah jeder zu ihm auf, denn er war noch nie zu spät zu einem festgesetzten Meeting gekommen. Nachdem er sich bei Conner entschuldigt hatte, nahmen alle Anwesenden Platz.
Der Vizepräsident brachte sie auf den neusten Stand bezüglich seiner Gespräche mit den einzelnen Gouverneuren und der jeweiligen Lage in den Hauptstädten der Bundesstaaten. Die Berichte von dort klangen alle gleich: Man hatte verschiedene Sicherheitszonen ausgewiesen, welche die Zivilbevölkerung betreten durfte, und man war bemüht, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, wegen des Stromausfalls allerdings natürlich im beschränkten Umfang. Alle Gouverneure beklagten, dass
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