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The Forest - Wald der tausend Augen

Titel: The Forest - Wald der tausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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wegzuwerfen. Mit Travis an meiner Seite werde ich mich dem Zorn von Cass, Henry und Schwester Tabitha stellen.
    »Wirst du mich holen kommen?«
    Ich weiß, dass ich von ihm verlange, seinen Bruder zu verraten, die Ordnung des Dorfes zu stören und meiner
besten Freundin wehzutun. Aber nichts davon bedeutet mir noch etwas. Für ihn bin ich bereit, alles wegzuwerfen.
    Er lächelt und streicht mir mit den Fingern verhei-ßungsvoll über die Lippen. Ich kehre zum Dorf zurück, während das Geräusch von Gabrielle, die an den Zäunen zerrt, hinter mir immer leiser wird, und dann alarmiere ich die Wächter.

11
    V or zwei Tagen habe ich mit Travis auf dem Hügel gesprochen, seitdem warte ich darauf, dass er mich holen kommt. Ich gehe in meiner kleinen steinernen Kammer im Münster auf und ab und lausche auf seine Stimme im Gang, doch nichts als Schweigen dringt zu mir herein. Wenn ich endlich einmal allein bin und mich von den nicht enden wollenden Pflichten und Feierlichkeiten frei machen kann, renne ich auf den Hügel. Dort hoffe ich, ihn zu finden. Und ich hoffe, dass ihm eingefallen ist, wie wir zusammen sein können.
    Aber ein ums andere Mal treffe ich dort oben nur auf den Wind in den Bäumen.Vom Wald weht das Gestöhne der Ungeweihten herauf. Die Wächter haben ihre Patrouillen am Zaun verstärkt, und ich sitze da und beobachte, wie sie hin und her laufen, in den Wald spähen und nach Gabrielle suchen.
    Manchmal entdecke ich Jed unter den Männern, dann möchte ich zu ihm rennen und ihm alles erzählen, was ich über Gabrielle weiß. Ich möchte ihm erzählen, dass sie von Draußen gekommen ist. Aber ich halte den Mund,
weil die Wächter den Schwestern dienen und ich befürchten muss, dass Jed mein Geheimnis nicht für sich behält. Und Schwester Tabitha so erfahren könnte, dass ich von Gabrielle wusste, und mich in den Wald hinauswirft.
    Harry, der jetzt von den Wächtern ausgebildet wird, erzählt mir, dass die Schnelle, wie sie sie nennen, im Wald verschwunden ist. Manchmal kommt sie aber heraus und wirft sich gegen die Zäune. Da sie sich dabei so wild gebärdet, haben die Wächter sie nicht töten können.
    Ihre Existenz überschattet Edenmess. Einige Dörfler fürchten, die Ungeweihten könnten sich verändert, angepasst haben. Die Schnelle wäre dann der Beweis dafür, dass eine neue Rasse entstanden ist, die uns alle töten wird.
    Die Gilde der Wächter und die Schwestern versuchen, die wachsende Panik einzudämmen, und teilen uns mit, dass die schnellen Ungeweihten nichts Neues sind. Flankiert von den beiden höchsten Wächtern, steht Schwester Tabitha bei einer unserer Veranstaltungen auf. Vor ihr scharen sich die Dorfbewohner, die ihre Kinder fest bei den Händen halten, während ihre Blicke immer wieder zu den Zäunen huschen. Ihre Angst liegt in der Luft wie Blei und die Spannung ist so groß, dass sich mir sämtliche Muskeln verkrampfen.
    »Seit der Rückkehr sind in der Schwesternschaft Berichte über die schnellen Ungeweihten überliefert«, sagt sie. Aufrecht steht sie da, die Arme an den Seiten, während die lange schwarze Kutte in der Nachmittagsbrise um ihre Knöchel flattert. »Die Schnellen sind ungestüm,
selten und zerstörerisch. Es hat sie immer gegeben, doch weil Gott dieses Dorf gesegnet hat, sind wir nie von ihnen belästigt worden.« Dabei wirft sie mir einen verstohlenen Blick zu, als hätte ich irgendwie Schuld an Gabrielles Gegenwart.
    »Warum sie anders, warum sie schnell sind, wissen wir nicht. Doch wir wissen, dass sie im Nu ausbrennen und ihre Körper zerfetzen und dass bald alles wieder beim Alten sein wird. Die Wächter haben ihre Patrouillen verdoppelt und Männer aus den Feldern herangezogen, die ihnen bei der Bewachung des Dorfes helfen. Diese Bedrohung wird bald enden, entweder weil die Wächter die Schnelle töten oder weil die Schnelle ausbrennt.
    Bis dahin bleibt uns nur, weiter zu Gott zu beten und um Seine Vergebung und Seinen Segen zu bitten.«
    Schwester Tabitha betet mit uns allen und verlässt dann das Podium, damit die Feierlichkeiten von Edenmess und Bredenlow fortgesetzt werden können. Aber die Leute sind verunsichert und fürchten sich vor dieser neuen Rasse Ungeweihter, das sehe ich ihren Gesichtern an. Das Tanzen wird etwas lustlos, die Feier endet früh. Für die Nacht verbarrikadieren die Leute ihre Häuser, sie bereiten sich auf das Schlimmste vor.
    Mir geht die Frage nicht aus dem Kopf, was die Schwestern wohl noch vor uns verbergen mögen. Welche

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