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The Forest - Wald der tausend Augen

Titel: The Forest - Wald der tausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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Haben diese Hände vielleicht meiner Mutter gehört?
    »Wir sterben alle, wenn wir diesen Pfad entlanggehen, Mary«, sagt Cass. »Du bist eigennützig und willst uns alle deinen Launen opfern.«
    Ihre Worte hallen wider, vibrieren in meinem Körper. Einen Augenblick lang stelle ich mir vor, wie ich ins Dorf gehe und helfe, den Durchbruch zurückzuschlagen. Mit Harry ins kleine Haus zurückkehre und unser Leben fortsetze, die Zeremonie beende, seine Kinder bekomme – nicht die von Travis.
    Und ich versuche, zufrieden zu sein.
    »Cass«, flüstere ich. Wasser rinnt mir übers Gesicht in den Mund. »Wir sind schon tot. Wir sind jeden Tag von Tod umgeben. Und wir schlurfen genauso durch unser Leben wie die durch ihres. Es war unvermeidlich, dass der Tod eines Tages in unser Leben eindringt, so wie heute Morgen in unser Dorf. Wir sind nicht Teil von irgendeinem Lebenszyklus, Cass.«
    Sie antwortet nicht. Früher hätte ich Cass in allen Einzelheiten von Gabrielle erzählt. Früher hätte ich meine Befürchtungen mit ihr geteilt, dass die Schwestern verantwortlich sein könnten für diese Zerstörung, die über uns gekommen ist. Ich hätte Cass erzählt, dass ich Beweise habe für eine Welt hinter dem Wald.

    Aber nun bleibe ich stumm. Ich spähe hinaus in die Dunkelheit, den Pfad entlang, der vom Dorf wegführt. Wo Gabrielle hergekommen ist. Ich lege meine Hand auf den feuchten Boden. Ob Gabrielle hier stehen geblieben ist, ehe sie das Dorf betreten hat? Was veranlasste sie dazu, diesen Weg zu wählen? Und ist sie allein aufgebrochen oder mit Gefährten, die unterwegs gestorben sind oder sie verlassen haben?
    Ich möchte Cass von Gabrielle erzählen, damit sie dieselbe Hoffnung spürt wie ich. Aber ich fürchte, Cass wird nur laut aussprechen, was als dunkle Angst meine Gedanken durchdringt: Dass Gabrielles Geschichte keine Geschichte der Hoffnung ist und dass wir kein gutes Ende erwarten können.
    Ich zerre an den Knoten des Bandes an meinem Handgelenk, drehe sie, zerfleddere die Enden, versuche, sie zu lösen. Aber sie halten.
    Ich möchte wissen, warum Travis und Cass ihre Bänder nicht mehr tragen. Ob sie sie überhaupt getragen haben. Nach den Gesetzen des Bredenlow dürfen die Bänder von Braut und Bräutigam erst nach Vollendung der letzten Zeremonie gelöst werden, erst wenn sie in Gottes Augen aneinandergebunden sind, spirituell gebunden sind, sodass die sichtbaren Bande nicht mehr nötig sind.
    Gewiss, es ist die vernünftigste Erklärung, dass Cass und Travis das Band durchgeschnitten haben, weil sie dann leichter fliehen konnten – so wie Harry und ich. Aber der Gedanke, die Vorstellung allein, dass sie nie gebunden worden sind, nagt an mir. Sie könnten die Zeremonie
mit Schwester Tabitha abgelehnt haben oder einer von beiden könnte das Band während der Nacht durchtrennt haben … Das lässt mich nicht los.
    Ich ziehe die Knie an die Brust, lege den Kopf auf den nassen Stoff meines Rockes und kneife die Augen zu. Mein Herz will zerspringen, jedenfalls fühlt es sich so an, ständig frage ich mich, ob Travis und Cass überhaupt gebunden wurden. Habe ich alle Aussichten, mit Travis zusammen zu sein, zerstört, weil ich nicht bis zum Ende auf ihn gewartet habe? Weil ich die Wahl getroffen habe, mich an Harry zu binden. Weil ich Travis aufgegeben habe. Und die Liebe.
    Am liebsten möchte ich weinen und lachen zur gleichen Zeit, doch ich beiße nur die Zähne zusammen.
    Ich versuche, mich nicht von der Vorstellung einer Welt da draußen kribbelig machen zu lassen. Aber ich kann nichts dagegen tun. Unmittelbar vor dem Einschlafen, als meine Gedanken nicht mehr mir gehören, sondern ihrem eigenen Willen folgen, kommt das Rauschen des Meeres zu mir.Während die Blätter Hunderttausender Bäume um mich herum rascheln und sich im Wind wiegen, schlagen die Wellen über meinem Kopf zusammen. Ziehen mich in die Tiefe.Werfen meinen Körper hin und her, als hätte er keine Knochen.
    Jede Nacht ertrinke ich und jeden Morgen wache ich nach Luft schnappend auf.

17
    C haos herrscht, als ich aufwache. Laute Rufe, Cass schreit. Argos bellt. Ich strampele mit den Beinen, versuche, auf die Füße zu kommen, und stolpere ein paar Schritte, bis der Zaun im Weg ist. Kalte Finger gleiten über meine Haut, ich kreische und falle hintenüber, dann liege ich zusammengekauert mitten auf dem schmalen Pfad.
    Cass hält Jakob hinter ihrem Rücken fest und zeigt auf das Dorf. »Sie kommen«, sagt sie. Im düsteren Nebel kann ich Harry

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