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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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des Franzosen, wo dessen letzte Atemzüge die schwarze Seide nach innen wölbten und nach außen bliesen.
    Ich griff nach Percys Ellenbogen, doch er wich zurück und warf mir dabei einen kalten Blick zu. Es war nur ein kurzer Blick, aber er sagte mir alles. Später würde er seine Lügen und Halbwahrheiten erzählen, und die meisten würden von den Leuten, die zählten, geglaubt werden. Aber ich kannte die andere Geschichte. Percy war ein guter Schüler, wenn er etwas tat, an dem er Spaß hatte, das hatten wir bei den Proben festgestellt, und er hatte aufmerksam zugehört, als Jack Van Hay erklärt hatte, wie der in Salzlake getränkte Schwamm den Saft leitete, ihn kanalisierte, die Ladung in eine Art elektrische Kugel verwandelte und ins Gehirn lenkte. O ja, Percy wusste genau, was er tat. Ich denke, ich glaubte ihm später, als er sagte, er habe nicht gewusst, wie weit es kommen würde, aber das zählt nicht als gute Absicht, oder? Ich denke nicht. Aber ich konnte nichts tun, ich hätte nur vor dem stellvertretenden Direktor und all den Zeugen Jack Van Hay anschreien können, den Hebel nicht umzulegen. Ich glaube, wenn ich noch fünf Sekunden gehabt hätte, dann hätte ich vielleicht genau das geschrien, doch Percy ließ mir keine fünf Sekunden.
    »Möge Gott Ihrer Seele gnädig sein.«, sagte er zu der keuchenden, entsetzten Gestalt auf dem elektrischen Stuhl, und dann schaute er zu dem Drahtgefechtfenster, an dem Harry und Jack standen, Jack mit der Hand auf dem Hebel, den ein Witzbold mit MABELS HAARTROCKNER markiert hatte. Der Arzt stand rechts von diesem Fenster, den Blick auf die schwarze Arzttasche zwischen seinen Füßen geheftet, so still und zurückhaltend wie immer. »Stufe zwei!«
    Zuerst war es wie immer – das Summen, das ein wenig lauter als bei Stufe eins war, aber nicht viel, und das Aufbäumen von Dels Körper, als sich seine Muskeln verkrampften.
    Dann fingen die Dinge an schiefzugehen.
    Das Summen verlor seine Stetigkeit und begann zu schwanken. Es folgte ein Knistern, als würde Zellophan zerknittert. Ich roch etwas Schreckliches und erkannte erst, dass es eine Mischung aus verbranntem Haar und verbranntem Schwamm war, als ich sah, dass sich blaue Rauchfähnchen unter den Rändern der Kappe emporkräuselten. Weiterer Rauch strömte aus der Öffnung oben in der Kappe, durch die der Draht führte; es sah aus, als kräuselte sich Rauch aus der Spitze eines Indianer-Tipis.
    Delacroix begann auf dem Stuhl zu zittern und zu zucken, und sein verhüllter Kopf ruckte von einer Seite zur anderen, als wollte er etwas heftig verneinen. Seine Beine stießen in kurzen Stößen auf und ab, behindert durch die Klammern an seinen Knöcheln. Donner krachte über uns, und jetzt strömte der Regen noch heftiger herab.
    Ich schaute zu Dean Stanton; er starrte verstört zurück. Unter der Kappe knackte es gedämpft, es hörte sich an wie das Explodieren eines Kiefernscheits im Feuer, und jetzt sah ich auch Rauch in kleinen Fahnen aus der Kapuze aufsteigen.
    Ich wollte zum Drahtgefecht zwischen uns und dem Schaltraum stürmen, aber bevor ich den Mund öffnen konnte, packte mich Brutus Howell am Ellenbogen. Sein Griff war so hart, dass mir die Nerven kribbelten. Er war wachsbleich, aber nicht in Panik – nicht einmal am Rande einer Panik.
    »Sag Jack nicht, dass er aufhören soll«, raunte er. »Was auch immer du tust, sag ihm das nicht. Es ist zu spät zum Aufhören.«
    Zuerst hörten die Zeugen Dels Schreie nicht. Das Prasseln des Regens auf dem Blechdach war zu einem Brausen angeschwollen, und es donnerte fast pausenlos. Aber wir auf der Plattform hörten sie – erstickte Schreie der Qual unter der rauchenden Kapuze, Laute, die vielleicht ein Tier ausstößt, das in einen Mähdrescher geraten ist und verstümmelt wird.
    Das Summen der Kappe war jetzt unregelmäßig und abgehackt, unterbrochen von Ausbrüchen, die wie statische Entladungen klangen. Delacroix ruckte auf dem Stuhl vor und zurück wie ein Kind, das einen Wutanfall hat. Die Plattform erzitterte, und er presste sich so heftig gegen den Ledergurt, dass er ihn fast zerrissen hätte. Er zuckte unter dem Strom auch von Seite zu Seite, und ich hörte das Knacken, als seine rechte Schulter entweder brach oder ausgekugelt wurde. Es klang, als hätte jemand mit einem Vorschlaghammer auf eine Holzkiste geschlagen. Der Schritt seiner Hose, jetzt nur verschwommen zu sehen, weil seine Beine stoßweise auf und ab ruckten, wurde dunkel. Dann begann er zu

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