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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Hause?«
    Wenn es ihm gut ging und er sich unter Kontrolle hatte, nicht von Sorgen oder Kummer gequält wurde, hatte Hal Moores einen scharfen und sarkastischen Humor; seine Untergebenen fürchteten diese Seite von ihm sogar mehr als seinen Zorn oder seine Verachtung, glaube ich. Sein Sarkasmus, für gewöhnlich ungeduldig und oft schroff, konnte brennen wie Säure. Ein wenig davon spritzte jetzt auf mich. Es war unerwartet, aber im Großen und Ganzen freute ich mich darüber. Anscheinend hatte ihn doch nicht aller Mut verlassen.
    »Nein, ich werde nicht zu Hause sein«, sagte er. »Ich führe Melinda zum Tanz aus, wir legen eine flotte Sohle beim Square Dance aufs Parkett und sagen dann dem Fiedler, dass er ein schlappschwänziger Mutterficker ist.«
    Ich schlug die Hand vor den Mund, um nicht zu lachen. Glücklicherweise ging der Lachreiz schnell vorüber.
    »Entschuldigung«, sagte Hal. »Ich habe in letzter Zeit nicht viel geschlafen. Das macht mich grantig. Natürlich sind wir zu Hause. Warum fragst du?«
    »Ich nehme an, es spielt keine Rolle«, sagte ich.
    »Du wolltest doch nicht etwa vorbeikommen, oder? Denn wenn du gestern Nacht Dienst hattest, dann hast du doch auch heute Abend Dienst. Oder hast du mit jemandem getauscht?«
    »Nein, ich habe nicht getauscht«, sagte ich. »Ich habe heute Abend Dienst.«
    »Es wäre ohnehin keine gute Idee bei Melindas Verfassung.«
    »Vielleicht nicht. Danke für die Neuigkeiten.«
    »Gern geschehen. Bete für meine Melinda, Paul.«
    Ich versprach es und dachte, dass ich vielleicht ein bisschen mehr tun würde als beten. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott, wie es in der Kirche des Gelobten Jesus und des Allmächtigen Herrn heißt. Ich hängte den Hörer ein und schaute Janice an.
    »Wie geht’s Melly?«, fragte sie.
    »Nicht gut.« Ich erzählte ihr, was Hal mir gesagt hatte, einschließlich ihres Fluchens, wobei ich aber den schlappschwänzigen Mutterficker wegließ. Ich schloss mit Hals Wort dahingehen, und Janice nickte traurig. Dann musterte sie mich genauer.
    »Wie denkst du darüber? Du denkst irgendetwas, vielleicht nichts Gutes. Ich sehe es dir an.«
    Lügen kam nicht infrage; so gingen wir nicht miteinander um. Ich sagte ihr nur, es sei das Beste, sie wisse es nicht, jedenfalls momentanmomentan.
    »Ist es … könntest du Schwierigkeiten kriegen?« Sie klang nicht besorgt – eher interessiert -, was eines der Dinge ist, die ich immer an ihr geliebt habe.
    »Vielleicht«, sagte ich.
    »Ist es eine gute Sache?«
    »Vielleicht«, wiederholte ich. Ich stand da und drehte an der Kurbel des Telefons, während ich die Verbindung mit einem Finger der anderen Hand unterbrach.
    »Möchtest du, dass ich dich allein lasse, während du telefonierst?«, fragte sie. »Dass ich ein gutes Frauchen bin und verschwinde? Abwasche? Oder ein Paar Strumpfhosen stricke?«
    Ich nickte. »So würde ich es nicht formulieren, aber …«
    »Haben wir Gäste zum Mittagessen, Paul?«
    »Ich hoffe es«, sagte ich.

9
    Ich erwischte Brutal und Dean sofort, denn beide hatten Telefon. Harry hatte keins, damals jedenfalls nicht, aber ich kannte die Telefonnummer von seinem nächsten Nachbarn. Harry rief zwanzig Minuten später zurück, sehr verlegen, weil es ein R-Gespräch war, und mit dem Versprechen, seinen Anteil zu zahlen, wenn unsere nächste Telefonrechnung kam. Ich sagte ihm, dass wir diese Küken erst zählen würden, sobald sie geschlüpft waren, und fragte ihn, ob er zum Mittagessen rüberkommen konnte. Brutal und Dean würden hier sein, und Janice hatte versprochen, ihren berühmten Krautsalat zu machen … ganz zu schweigen von ihrem noch berühmteren Apfelkuchen.
    »Ein Mittagessen, einfach so?« Harry klang skeptisch.
    Ich gab zu, dass ich etwas mit ihnen besprechen wollte, über das man am Telefon besser nicht redet. Harry stimmte zu. Ich hängte den Hörer ein, ging zum Fenster und schaute nachdenklich hinaus. Obwohl wir in der Spätschicht waren, hatte ich weder Brutal noch Dean geweckt, und Harry hatte auch nicht geklungen, als ob er eben erst aus dem Reich der Träume zurückgekommen wäre. Anscheinend hatte nicht nur ich Probleme mit den Ereignissen der letzten Nacht, und angesichts der Verrücktheit, die ich im Sinn hatte, war das wahrscheinlich gut.
    Brutal, der am dichtesten bei mir wohnte, traf um Viertel nach elf ein. Dean tauchte eine Viertelstunde später auf, und Harry – schon in Dienstkleidung – kam ungefähr fünfzehn Minuten nach Dean. Janice servierte uns in

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