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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Westflügel, und brüllten die Leute an der Tür des Fernsehraums an, sie sollten nach draußen gehen und warten, bis Entwarnung gegeben werde. Der dritte Pfleger war Brad Dolan. Er schaute mich nicht mal an, als er vorbeieilte, was mich grenzenlos freute. Als ich weiter zur Küche ging, kam mir in den Sinn, dass das Team Elaine Connelly und Paul Edgecombe es vermutlich mit einem Dutzend Brad Dolans und obendrein noch einem halben Dutzend Percy Wetmores hätte aufnehmen können.
    Die Köche in der Küche räumten weiterhin das Frühstück ab und schenkten dem Heulen des Feueralarms überhaupt keine Beachtung.
    »Mr. Edgecombe«, sagte George. »Ich glaube, Brad Dolan hat Sie gesucht. Sie haben ihn nur knapp verpasst.«
    Glück gehabt, dachte ich. Laut sagte ich, dass ich Mr. Dolan vielleicht später sehen würde. Dann fragte ich, ob etwas Toast vom Frühstück übrig geblieben war.
    »Gewiss«, sagte Norton, »aber der ist jetzt kalt. Sie sind heute Morgen spät dran.«
    »Das bin ich«, pflichtete ich ihm bei, »aber ich habe Hunger.«
    »Dauert nur’ne Minute, bis ich eine Scheibe frisch getoastet habe«, sagte George und griff nach dem Brot.
    »Nicht nötig, kalt ist prima«, sagte ich, und als er mir zwei Toastscheiben gab (er sah verwirrt aus – alle beiden Köche wirkten verwundert), eilte ich aus der Tür und fühlte mich wie der Junge, der ich einmal gewesen war, als ich die Schule geschwänzt und mit einem im Hemd versteckten Marmeladenbrot in Wachspapier zum Angeln gegangen war.
    Als ich die Küche verlassen hatte, schaute ich mich schnell reflexartig nach Dolan um, sah aber nichts Beunruhigendes. Ich eilte über die Krocketbahn und das Putting-Green und mampfte dabei eine meiner Toastscheiben. Ich wurde ein wenig langsamer, als ich den Schutz des Wäldchens erreicht hatte, und während ich über den Pfad ging, dachte ich an den Tag nach Eduard Delacroix’ grauenvoller Hinrichtung.
    Ich hatte an diesem Morgen mit Hal Moores gesprochen, und er hatte mir gesagt, dass der Gehirntumor seiner Frau Melinda dazu geführt hatte, dass sie in Fluchen und obszöne Sprache verfiel … was meine Frau später als Tourette-Syndrom bezeichnet hatte (eher versuchsweise; sie war sich nicht sicher, ob es das tatsächlich war).
    Das Zittern seiner Stimme, gepaart mit der Erinnerung daran, wie John Coffey sowohl meinen Harnwegsinfekt als auch das gebrochene Rückgrat von Delacroix’ Hausmaus geheilt hatte, veranlasste mich, die Grenze zwischen dem Gedanken an eine Tat und dem tatsächlichen Tun zu überschreiten.
    Und da war noch etwas anderes. Etwas, das mit John Coffeys Händen und meinem Schuh zu tun hatte.
    So hatte ich meine Kollegen angerufen, die Männer, denen ich all die Jahre vertraut hatte – Dean Stanton, Harry Terwilliger, Brutus Howell. Sie kamen am Tag nach Delacroix’ Hinrichtung zum Mittagessen zu mir nach Hause, und sie hörten mir wenigstens zu, als ich meinen Plan erläuterte. Natürlich wussten sie alle, dass Coffey die Maus geheilt hatte. Brutal hatte es mit eigenen Augen gesehen. So lachten sie mich nicht aus, als ich ihnen erklärte, dass ein anderes Wunder geschehen könnte, wenn wir John Coffey zu Melinda Moores brachten. Es war Dean Stanton, der die beunruhigendste Frage stellte: Was war, wenn John Coffey auf seinem Ausfug aus dem Knast flüchtete?
    »Und angenommen, er bringt noch jemanden um?«, fragte Dean.«Ich verliere ungern meinen Job und gehe ungern in den Bau – ich muss schließlich Frau und Kinder ernähren -, aber was mir noch viel weniger gefallen würde, wäre, den Tod eines kleinen Mädchens auf dem Gewissen zu haben.«
    Schweigen. Alle schauten mich an und warteten auf meine Reaktion. Ich wusste, dass sich alles verändern würde, wenn ich sagte, was mir auf der Zunge lag; wir hatten einen Punkt erreicht, an dem ein Rückzug wahrscheinlich unmöglich wurde.
    Für mich gab es jetzt schon kein Zurück mehr. Ich öffnete den Mund und sagte:

2
    »Das wird nicht passieren.«
    »Wie in Gottes Namen kannst du dir da so sicher sein?«, fragte Dean.
    Ich gab keine Antwort. Ich wusste einfach nicht, wie ich anfangen sollte. Mir war natürlich klar gewesen, dass das zur Sprache kommen würde, aber ich wusste immer noch nicht, wie ich ihnen sagen konnte, was in meinem Kopf und in meinem Herzen war. Brutal half mir.
    »Du glaubst nicht, dass er es getan hat, Paul?« Er schaute mich ungläubig an. »Du hältst diesen großen Einfaltspinsel für unschuldig.«
    »Ich bin mir sicher, dass er

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