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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lagerraum aufgetaucht war: »Warum in Gottes Namen gibst du einem Lutscherich wie ihm eine Cola?«
    Weil sie mit genug Betäubungsmittel aus dem Krankenrevier gemixt ist, um ihn für achtundvierzig Stunden fachzulegen, und er nichts davon geschmeckt hat, dachte ich.
    »Bei Paul ist die Barmherzigkeit grenzenlos«, sagte Brutal. »Sie fällt wie ein sanfter Regen vom Himmel.«
    »Hä?«, fragte Percy mit gerunzelter Stirn.
    »Das heißt, er hat eine weiche Ader. Die hat er immer schon gehabt, und die wird er immer haben. Willst du eine Runde Crazy Eights mit uns spielen, Percy?«
    Percy schnaubte. »Außer Quartett und Schwarzer Peter ist Crazy Eights das blödeste Kartenspiel, das jemals erfunden wurde.«
    »Deshalb dachte ich, dir würde eine Partie gefallen«, sagte Brutal und lächelte freundlich.
    »Jeder hier ist ein Klugscheißer«, sagte Percy und zog schmollend in mein Büro ab. Es missfiel mir, dass die kleine Ratte ihren Arsch hinter meinem Schreibtisch parkte, aber ich hielt den Mund.
    Die Uhrzeiger krochen dahin. Null Uhr zwanzig, null Uhr dreißig. Zwanzig vor eins erhob sich John Coffey von seiner Pritsche, stellte sich an seine Zellentür und umfasste locker die Gitterstäbe. Brutal und ich gingen zu Whartons Zelle und schauten hinein. Er lag auf der Pritsche und lächelte die Decke an. Seine Augen waren geöffnet, aber sie wirkten wie große Glaskugeln. Eine Hand ruhte auf seiner Brust, die andere baumelte schlaff von der Seite seiner Pritsche, und die Knöchel rieben über den Boden.
    »Mensch«, sagte Brutal, »in weniger als einer Stunde von Billy the Kid zum träumenden Willie the Weeper. Ich frage mich, wie viele dieser Morphiumpillen Dean in die Cola geworfen hat.«
    »Genügend«, sagte ich. Meine Stimme zitterte ein bisschen. Ich weiß nicht, ob Brutal es hörte, aber ich bemerkte es. »Los, wir tun es.«
    »Willst du nicht warten, bis Wild Bill ohnmächtig wird?«
    »Er ist ohnmächtig, Brutal. Er ist nur zu betäubt, um die Augen zu schließen.«
    »Du bist der Boss.« Er schaute sich nach Harry um, aber der war bereits zur Stelle. Dean saß kerzengerade am Wachpult und mischte die Karten so hart und schnell, dass es an ein Wunder grenzte, dass sie nicht Feuer fingen, und bei jedem Schnellmischgang warf er einen Blick nach links zu meinem Büro. Hielt ein Auge auf Percy.
    »Ist es so weit?«, fragte Harry. Sein langes Pferdegesicht war sehr bleich über seinem Uniformrock, aber er wirkte entschlossen.
    »Ja«, sagte ich, »wenn wir es durchziehen wollen, ist es an der Zeit.«
    Harry bekreuzigte sich und küsste seinen Daumen. Dann ging er zu der Gummizelle, schloss sie auf und kam mit einer Zwangsjacke zurück. Er gab sie Brutal. Wir drei gingen über die Green Mile. Coffey stand an der Zellentür, schaute uns nach und sagte kein Wort. Als wir zum Wachpult gelangten, hielt Brutal die Zwangsjacke hinter seinem Rücken, der breit genug war, um sie leicht zu verbergen.
    »Viel Glück«, sagte Dean.
    Er war so bleich wie Harry und wirkte ebenso entschlossen.
    Percy saß hinter meinem Schreibtisch. Er saß auf meinem Schreibtischstuhl und war stirnrunzelnd in das Buch vertieft, das er in den vergangenen paar Nächten mit sich herumgeschleppt hatte – nicht Argosy oder Stag, sondern Die Anstaltspflege von geistig Behinderten. Bei seinem schuldbewussten, beunruhigten Blick bei unserem Eintreten hätte man denken können, dass wir ihn bei der Lektüre von Die letzten Tage von Sodom und Gomorrha ertappt hatten.
    »Was ist?«, fragte er und klappte das Buch hastig zu. »Was wollt ihr?«
    »Mit dir reden, Percy«, sagte ich. »Mehr nicht.«
    Aber er las an unseren Mienen viel mehr ab als den Wunsch eines Gesprächs, und er war blitzschnell auf den Beinen und hetzte – er rannte nicht ganz, aber fast – zur offenen Tür des Lagerraums. Er dachte, wir wären gekommen, um ihn doch noch zu verprügeln.
    Harry schnitt ihm von hinten den Weg ab und blockierte die Tür, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Sag schon!« Percy wandte sich an mich. Er hatte Angst, bemühte sich jedoch, sie nicht zu zeigen. »Was soll das?«
    »Frag nicht, Percy«, sagte ich. Ich hatte gedacht, ich würde mich besser fühlen – wieder normaler -, sobald wir diese verrückte Sache erst einmal ins Rollen gebracht hätten, doch das war nicht der Fall. Ich konnte nicht glauben, was ich tat. Es war wie ein böser Traum. Ich erwartete, dass meine Frau mich wach rüttelte und mir sagte, dass ich im Schlaf gestöhnt hatte. »Es

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