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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Kante seiner Pritsche, hatte die Hände verschränkt und blickte fast ununterbrochen zu jedem, der am Wachpult war. Ich habe Leute so bei Greyhound-Haltestellen warten sehen, bevor ihre Busse ausgerufen wurden.
    Percy kam gegen elf Uhr aus dem Lagerraum und überreichte mir einen Bericht, den er mühsam mit Bleistift geschrieben hatte. Radiergummikrümelchen hafteten in schmierigen Streifen auf dem Blatt Papier. Er sah, dass ich mit dem Daumen über einen der Streifen strich, und sagte hastig: »Das ist nur ein erster Entwurf. Ich schreib das noch ins Reine. Was denkst du?«
    Ich dachte, dass es die empörendste Beschönigung war, die ich in meinem ganzen Leben gelesen hatte. Aber ich sagte ihm, dass ich es prima fand, und er trollte sich zufrieden.
    Dean und Harry spielten Cribbage, sprachen zu laut miteinander, kabbelten sich zu oft über die Punktzahl und schauten ungefähr alle fünf Sekunden zum kriechenden Zeiger der Uhr. Die Luft war so von Spannung erfüllt, dass ich das Gefühl hatte, sie fast meißeln zu können wie Stein, und die einzigen Leute, die es anscheinend nicht spürten, waren Percy und Wild Bill.
    Zehn Minuten vor Mitternacht konnte ich es nicht länger ertragen, und ich nickte Dean leicht zu. Er ging mit einer Flasche R. C. Cola, die er von Toots Karren gekauft hatte, in mein Büro und kehrte zwei Minuten später zurück. Die Cola war jetzt in einem Zinnbecher, den ein Häftling nicht zerbrechen kann, um etwas damit aufzuschlitzen. Ich nahm den Becher und blickte mich um. Harry, Dean und Brutal schauten mich an. Ebenso John Coffey. Percy nicht. Percy war in den Lagerraum zurückgekehrt, wo er sich in dieser besonderen Atmosphäre vielleicht behaglicher fühlte. Ich schnüffelte kurz an dem Zinnbecher und roch nichts außer R. C., die damals einen seltsamen, aber angenehmen Zimtgeruch hatte.
    Ich ging mit der Cola zu Whartons Zelle. Er lag auf seiner Pritsche. Er masturbierte nicht – jedenfalls noch nicht -, hatte jedoch einen Steifen in der Hose und zupfte dann und wann daran wie ein verrückter Bassgeiger, der eine extradicke E-Saite bearbeitet.
    »Kid«, sagte ich.
    »Stör mich nicht«, knurrte er.
    »Okay«, sagte ich. »Ich habe dir’ne Cola gekauft, weil du dich den ganzen Abend wie ein Mensch benommen hast – das ist verdammt nah an einem Rekord für dich, aber dann werde ich sie eben selbst trinken.«
    Ich tat so, als ob ich genau das tun wollte, und hob den Zinnbecher (verschrammt an den Seiten, weil er so oft an Zellengitter geworfen worden war) an den Mund. Wharton war blitzschnell von seiner Pritsche herunter, was mich nicht überraschte. Es war kein Bluff mit hohem Risiko; die meisten schweren Jungs – und so bezeichneten wir Lebenslängliche, Vergewaltiger und die Männer, die für Old Sparky vorgesehen waren – sind scharf auf Süßes, und dieser hier war keine Ausnahme.
    »Gib her, du Fresssack«, sagte Wharton. Er sprach, als wäre er der Polier und ich ein Hilfsarbeiter. »Gib das dem Kid!«
    Ich hielt den Becher gerade außerhalb der Gitterstäbe, damit er hindurchgreifen musste. Wenn man selbst die Hand durchs Gitter streckt, ist das ein Rezept für eine Katastrophe, wie Ihnen jeder erfahrene Gefängniswärter sagen wird. Das war eine von den Sachen, an die man immer dachte, ohne zu wissen, dass man sie denkt – genau wie wir immer daran dachten, dass wir uns von den Häftlingen nicht mit Vornamen ansprechen lassen sollten, wie wir immer daran dachten, dass das schnelle Klirren von Schlüsseln Probleme im Block bedeutet, weil das Geräusch von einem Wärter verursacht wird, der rennt, und Gefängniswärter rennen niemals, es sei denn, es gibt Zoff zu Hause. Das sind Dinge, die Percy Wetmore nie lernen würde.
    Heute hatte Wharton jedoch kein Interesse daran, mich zu schnappen oder zu würgen. Er grapschte sich den Zinnbecher, trank die Cola in drei langen Schlucken und rülpste herzhaft. »Ausgezeichnet!«, sagte er.
    Ich streckte ihm die Hand hin. »Becher.«
    Er behielt ihn einen Moment lang mit aufreizendem Grinsen. »Und wenn ich ihn behalte?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Dann kommen wir rein und holen ihn uns. Und du wanderst in die kleine Zelle mit den weichen Wänden. Und du hast deine letzte R. C. getrunken. Es sei denn, in der Hölle wird Cola serviert.«
    Sein Grinsen verschwand »Ich mag keine Witze über die Hölle, du Knastpisser.« Er stieß den Becher durch die Gitterstäbe. »Hier. Nimm.«
    Ich nahm den Becher. Hinter mir sagte Percy, der aus dem

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