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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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vielleicht dazu kommen könnte. Die Hand eines Menschen ist wie ein Tier, das nur halb gezähmt ist; meistens ist es gutmütig, aber manchmal beißt es das Erste, was es sieht.
    Das scharfe Knacken klang wie ein zerbrechender Ast. Dean schnappte nach Luft. Percy starrte mich vollkommen schockiert an, und seine Augen waren weit aufgerissen und quollen fast aus den Höhlen. Sein Mund klappte auf und schloss sich, klappte auf und schloss sich wie das Maul eines Fisches im Aquarium. »Halt die Schnauze und hör mir zu«, sagte ich. »Für das, was du Del angetan hast, hattest du dir eine Strafe verdient, und wir haben dir gegeben, was du verdienst. Das war die einzige Möglichkeit, wie wir es tun konnten. Wir alle außer Dean waren gleicher Meinung, und er wird jetzt auch einverstanden sein, denn er würde es bereuen, wenn er jetzt noch anderer Meinung wäre. Ist doch so, oder, Dean?«
    »Ja«, flüsterte Dean. Er war milchblass. »So wird es wohl sein.«
    »Und wir werden dich bereuen lassen, dass du jemals geboren worden bist«, fuhr ich fort. »Wir werden dafür sorgen, dass die Leute erfahren, wie du Delacroix’ Hinrichtung sabotiert hast …«
    »Sabotiert …!«
    »… und wie durch deine Schuld Dean fast ums Leben gekommen wäre. Wir werden genug plaudern, um dich von fast jedem Job fernzuhalten, den dir dein Onkel beschaffen kann.«
    Percy schüttelte heftig den Kopf. Er glaubte das nicht, konnte es vielleicht nicht kapieren. Meine fünf Finger prangten auf seiner bleichen Wange wie das Werbeschild eines Wahrsagers.
    »Und außerdem werden wir dafür sorgen, dass du halbtot geschlagen wirst. Das brauchen wir nicht selbst zu tun. Wir haben auch Beziehungen, Percy, bist du so blöde, dass dir das nicht klar ist? Sie sitzen nicht in der Hauptstadt, aber sie wissen, wie man gewisse Dinge regelt. Das sind Leute, die hier Freunde haben, die hier Brüder haben, die hier Väter haben. Sie werden einem Scheißkerl wie dir liebend gern die Nase oder den Schwanz abreißen. Sie würden es tun, damit jemand, den sie mögen, jede Woche drei zusätzliche Stunden Hofgang bekommt.«
    Percy hörte auf, den Kopf zu schütteln. Jetzt starrte er nur noch. Tränen standen in seinen Augen, rannen jedoch nicht heraus. Ich nehme an, es waren Tränen des Zorns und der Frustration. Oder vielleicht hoffte ich nur, dass sie das waren.
    »Okay … nun sieh mal das Positive, Percy. Ich nehme an, deine Lippen brennen ein bisschen, nachdem ich das Isolierband abgerissen habe, aber sonst wurde nichts verletzt – abgesehen von deinem Stolz … und keiner außer den Leuten in dieser Zelle muss je etwas davon erfahren. Wir werden es niemandem erzählen, nicht wahr, Jungs?«
    Sie nickten bekräftigend. »Natürlich nicht«, sagte Brutal. »Was auf der Green Mile passiert, bleibt auch auf der Green Mile. So war es immer.«
    »Du gehst nach Briar Ridge, und wir lassen dich bis dahin in Ruhe«, sagte ich. »Willst du es darauf beruhen lassen, oder willst du die harte Tour?«
    Es folgte ein langes, langes Schweigen, während er überlegte – ich konnte fast sehen, wie sich die Rädchen in seinem Kopf drehten, während er die verschiedenen Möglichkeiten abwog. Und schließlich musste ein Problem die Oberhand über den Rest seiner Überlegungen gewonnen haben: Das Isolierband war von seinem Mund fort, aber er trug immer noch die Zwangsjacke und musste vermutlich pissen wie ein Rennpferd.
    »Also gut«, sagte er. »Wir betrachten die Sache als erledigt. Zieht mir jetzt diese Jacke aus. Meine Schultern sind wie abgestorben …«
    Brutal trat vor, schob mich mit der Schulter zur Seite und packte Percys Gesicht mit einer großen Hand – die Finger gruben sich in Percys rechte Wange, und der Daumen drückte eine tiefe Delle in die linke.
    »In ein paar Sekunden«, sagte er. »Erst hörst du mir zu. Paul hier ist der große Boss, und deshalb muss er manchmal vornehm reden.«
    Ich versuchte, mich an etwas Vornehmes zu erinnern, das ich vielleicht einmal zu Percy gesagt hatte, aber es fiel mir nicht viel ein. Dennoch hielt ich es für das Beste, den Mund zu halten. Percy wirkte einigermaßen eingeschüchtert, und ich wollte das nicht verderben.
    »Die Leute verstehen nicht immer, dass vornehm nicht dasselbe wie weich ist, und dann komme ich ins Spiel. Ich bin nicht vornehm. Ich sage die Dinge frei heraus. Und so sage ich es frei heraus: Wenn du dein Versprechen nicht einhältst, wird es höchstwahrscheinlich einen Arschfick geben. Wir werden dich finden –

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