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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sagte Brutal. »Nicht wahr, Paul?«
    »Nein. Ich habe es nicht gesehen, und du hast es nicht gesehen. Hast du es gesehen, Harry?«
    »Nein«, sagte Harry.
    »Dean?«
    »Was gesehen?« Dean nahm seine Brille ab und begann, die Gläser zu polieren. Ich dachte, er würde sie aus den zitternden Händen fallen lassen, aber er hielt sie fest.
    »…Was gesehen?« Das ist gut. Das ist die Karte, auf die wir setzen. Hört jetzt dem Führer eurer Pfadfindergruppe zu, Jungs, und merkt es euch gleich beim ersten Mal, denn die Zeit ist knapp. Es ist eine einfache Geschichte. Lasst sie uns nicht verkomplizieren.«

3
    Ich erzählte all dies Janice gegen elf Uhr an diesem Morgen – am nächsten Morgen, hätte ich fast geschrieben, aber es war natürlich am selben Tag. Zweifellos der längste Tag in meinem ganzen Leben. Ich erzählte es im Großen und Ganzen, wie ich es hier berichtet habe, und endete damit, wie William Wharton tot auf seiner Pritsche lag, durchlöchert mit Blei aus Percys Revolver.
    Nein, das stimmt nicht. Ich endete tatsächlich mit dem Zeug, das aus Percy herauskam, die Käfer oder was auch immer es war. Das war schwer zu erzählen, selbst der eigenen Ehefrau, aber ich berichtete ihr davon.
    Während ich erzählte, brachte sie mir Kaffee in halb gefüllten Tassen – meine Hände zitterten zuerst so stark, dass ich keine ganz gefüllte Tasse hätte halten können, ohne was zu verschütten. Als ich die Geschichte zu Ende gebracht hatte, hatte das Zittern etwas nachgelassen, und ich hatte das Gefühl, dass ich sogar etwas zu mir nehmen konnte – vielleicht ein Ei oder eine Suppe.
    »Uns rettete, dass wir nicht zu lügen brauchten, keiner von uns.«
    »Lasst einfach ein paar Dinge aus«, sagte Janice und nickte. »Hauptsächlich Kleinigkeiten, zum Beispiel, dass ihr einen verurteilten Mörder aus dem Gefängnis geholt habt und wie er eine sterbende Frau geheilt hat und wie er diesen Percy Wetmore wahnsinnig machte, indem er ihm – was? – einen pürierten Gehirntumor einblies?«
    »Ich weiß es nicht, Jan«, sagte ich. »Ich weiß nur, dass du diese Suppe entweder allein essen oder an den Hund verfüttern kannst, wenn du so weiterredest.«
    »Tut mir leid. Aber recht habe ich doch, oder?«
    »Ja«, sagte ich. »Abgesehen davon, dass wir nicht erwischt wurden, als wir …« – Was war es gewesen? Man konnte es nicht Gefangenenbefreiung nennen, und Urlaub vom Knast war es auch nicht – »diesen Ausfug aufs Land machten. Nicht einmal Percy kann davon erzählen, wenn er jemals zurückkommt.«
    »Wenn er zurückkommt«, echote sie. »Wie wahrscheinlich ist das?«
    Ich schüttelte den Kopf, um zu zeigen, dass ich keine Ahnung hatte. Aber natürlich hatte ich eine Ahnung. Ich bezweifelte, dass er zurückkehrte, weder 1932 noch 42 oder 52. Damit behielt ich recht. Percy Wetmore blieb in Briar Ridge, bis die Anstalt 1944 niederbrannte. Siebzehn Insassen kamen bei diesem Brand ums Leben, aber Percy war nicht darunter. Immer noch stumm und leer in jeder Hinsicht – das Wort, mit dem man diesen Zustand wohl beschreibt, heißt katatonisch -, wurde er von einem der Wärter hinausgeführt, lange bevor das Feuer auf den Flügel übergriff, in dem er untergebracht war. Er kam dann in eine andere Anstalt – ich erinnere mich nicht an den Namen, und ich nehme an, er spielt ohnehin keine Rolle – und starb 1965. Soweit ich weiß, sprach er das letzte Mal, als er uns sagte, wir könnten die Stechuhr für ihn drücken … es sei denn, wir wollten erklären, warum er den Dienst früher beendet hatte.
    Die Ironie war, dass wir nie viel erklären mussten. Percy hatte den Verstand verloren und William Wharton erschossen. Das sagten wir aus, und jedes Wort davon stimmte. Als Anderson, der stellvertretende Direktor, Brutal fragte, wie Percy vor der Tat gewirkt hatte, antwortete Brutal mit einem Wort – »ruhig« -, und ich durchlitt einen schrecklichen Moment, als ich das Gefühl hatte, in Gelächter auszubrechen. Weil das ebenfalls stimmte: Percy war ruhig gewesen, denn die meiste Zeit seiner Schicht war sein Mund mit Isolierband verklebt gewesen, und er hatte nicht viel mehr als mmmpf, mmmpf, mmmpf herausgebracht.
    Anderson behielt Percy bis acht Uhr da, und Percy war so stumm wie die Indianerstatue in einem Tabakladen, aber viel unheimlicher. Dann traf Hal Moores ein, grimmig, aber bereit, wieder in den Sattel zu steigen. Curtis Anderson ließ ihn genau das tun, und zwar mit einem Seufzer der Erleichterung, den wir anderen fast

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