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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schon hören konnten. Den verzweifelten, angsterfüllten alten Mann gab es nicht mehr; es war ein Gefängnisdirektor, der zu Percy trat, ihn mit den großen Händen an den Schultern packte und hart durchschüttelte.
    »Junge!«, schrie er in Percys ausdrucksloses Gesicht – ein Gesicht, das bereits weich wurde wie Wachs, dachte ich » Junge! Hörst du mich? Sag mir, wenn du mich hörst! Ich will wissen, was passiert ist!«
    Von Percy kam natürlich nichts. Anderson wollte den Direktor zur Seite ziehen und mit ihm besprechen, wie der Fall gehandhabt werden sollte – es war ohne jeden Zweifel eine politisch heiße Kartoffel -, aber Moores schüttelte ihn ab, wenigstens fürs Erste, und zog mich über die Green Mile mit. John Coffey lag mit dem Gesicht zur Wand auf der Pritsche, und seine Beine baumelten wie stets über der Pritschenkante. Er schien zu schlafen und tat es wahrscheinlich auch … aber bei ihm trog der Schein oft, wie wir festgestellt hatten.
    »Hat das, was in meinem Haus geschehen ist, irgendetwas mit den Ereignissen hier zu tun, als ihr zurückgekehrt seid?«, fragte Moores leise. »Ich decke dich, so gut ich kann, Paul, selbst wenn es mich den Posten kostet, aber ich muss es wissen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Auch ich sprach leise – es waren fast ein Dutzend Wärter am Ende des Korridors. Jemand fotografierte Wharton in seiner Zelle. Curtis Anderson hatte sich umgewandt und schaute zu, und im Augenblick beobachtete uns nur Brutal. »Nein, Sir. Wir brachten John zurück in die Zelle, und er lag da, so wie jetzt, und dann ließen wir Percy aus der Gummizelle raus, in der wir ihn sicher verwahrt hatten. Ich dachte, er würde vor Zorn kochen, aber das war nicht der Fall. Er fragte nur nach seiner Waffe und dem Schlagstock. Wortlos ging er dann über den Gang. Als er bei Whartons Zelle war, zog er die Pistole und ballerte los.«
    »Meinst du, dass der Aufenthalt in der Gummizelle … Einfuss auf seinen Verstand hatte?«
    »Nein, Sir.«
    »Hast du ihn in eine Zwangsjacke gesteckt?«
    »Nein, Sir. Das war nicht nötig.«
    »Er war ruhig? Hat keine Gegenwehr geleistet?«
    »Keine Gegenwehr.«
    »Sogar als ihm bewusst wurde, dass ihr ihn in die Gummizelle sperren wolltet, war er ruhig und wehrte sich nicht?«
    »So ist es.« Ich verspürte den Drang, das auszuschmücken – Percy wenigstens ein paar Worte zuzubilligen -, und bezwang ihn. Je einfacher, desto besser, und das wusste ich. »Es gab kein Theater. Er ging einfach in eine der hinteren Ecken und setzte sich.«
    »Sprach er über Wharton?«
    »Nein, Sir.«
    »Auch nicht über Coffey?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Hatte Percy etwas gegen Wharton? Hat er den Mann gehasst?«
    »Das kann sein«, sagte ich und senkte die Stimme noch mehr. »Percy war unvorsichtig, Hal. Einmal packte ihn Wharton, zog ihn an die Gitterstäbe und setzte ihm ziemlich zu.« Ich machte eine Pause. »Betatschte ihn, könnte man sagen.«
    »Nichts Schlimmeres? Er ›setzte ihm nur zu‹ … und das war alles?«
    »Ja, aber es war trotzdem ziemlich schlimm für Percy. Wharton sagte, dass er lieber Percy als dessen Schwester vögeln würde.«
    »Hm.« Moores blickte zu John Coffey, als brauchte er eine ständige Bestätigung, dass Coffey eine reale Person war, tatsächlich auf der Welt. »Das erklärt nicht, was mit ihm passierte, aber es kommt einer Erklärung nahe, warum Percy sich Wharton vornahm und nicht Coffey oder einen von deinen Männern. Und da wir gerade von deinen Männern sprechen, Paul, werden sie alle die gleiche Geschichte erzählen?«
    »Jawohl, Sir«, sagte ich.
    »Und das werden sie«, sagte ich zu Jan und löffelte die Suppe, die sie zum Tisch gebracht hatte. »Dafür werde ich sorgen.«
    »Du hast gelogen, wenn auch nur ein bisschen«, sagte Janice. »Du hast Hal belogen.«
    Nun, so sind die Frauen, was? Immer suchen sie selbst im besten Anzug nach Mottenlöchern, und oft werden sie auch fündig.
    »Tja, wenn du es so sehen willst. Aber ich habe ihm nichts gesagt, mit dem wir nicht leben können. Hal ist aus dem Schneider. Er war schließlich überhaupt nicht da. Er war daheim und pflegte seine Frau, bis Curtis ihn anrief.«
    »Sagte er, wie es Melinda geht?«
    »Nicht bei diesem Gespräch, dazu war keine Zeit, aber wir sprachen miteinander, als Brutal und ich gingen. Melly erinnert sich nicht an viel, aber es geht ihr prima. Sie ist wohlauf. Spricht von den Blumenbeeten fürs nächste Jahr.«
    Meine Frau schaute mir eine Weile beim Essen zu. Dann fragte

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