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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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am Nachmittag war ich ziemlich weit oben im Hügelland. Ich traf beim Gericht im County Purdom ein, kurz bevor das Gebäude geschlossen wurde, schaute mir einige Akten an und erhielt einen kurzen Besuch vom Sheriff, der informiert worden war, dass ein Fremder die örtlichen Leichen im Keller beschnüffelte. Sheriff Catlett wollte wissen, was ich trieb. Ich sagte es ihm. Catlett dachte darüber nach und erzählte mir dann etwas Interessantes. Er erklärte, er würde leugnen, auch nur ein Wort gesagt zu haben, wenn ich es verbreiten würde, und es war ohnehin nicht schlüssig, aber es war eine Spur. Ich dachte auf dem ganzen Heimweg darüber nach und auch die meiste Zeit der Nacht. In dieser Nacht gab es auf meiner Seite des Bettes eine Menge Gedanken und ziemlich wenig Schlaf.
    Am nächsten Tag stand ich auf, als die Sonne noch ein Gerücht im Osten war, und fuhr runter ins County Trapingus. Ich ging Homer Cribus, diesem großen Sack aus Eingeweiden und Wasser, aus dem Weg und sprach stattdessen mit Deputy Sheriff Rob McGee. McGee wollte nicht hören, was ich ihm sagte. Er sträubte sich äußerst heftig dagegen. Zwischendurch war ich mir ziemlich sicher, dass er mir gleich was auf die Schnauze geben würde, damit er es nicht hören musste, aber letzten Endes erklärte er sich bereit, zu Klaus Detterick rauszufahren und ihm ein paar Fragen zu stellen. Ich nehme an, das tat er hauptsächlich, damit er sich sicher sein konnte, dass nicht ich die Fragen stellte. »Er ist erst neununddreißig, aber sieht jetzt aus wie ein alter Mann«, sagte McGee, »und er braucht sich von keinem klugscheißerischen Gefängniswärter, der sich für einen Detektiv hält, aufregen zu lassen, jetzt, da sich sein Kummer gerade ein wenig gelegt hat. Sie bleiben hier in der Stadt. Ich will Sie nicht in Rufweite der Detterick-Farm haben, aber ich will Sie finden können, wenn ich mit Klaus geredet habe. Falls Sie sich langweilen, können Sie dort im Diner ein Stück Kuchen essen, das wird Sie beruhigen.« Ich aß schließlich zwei Stücke Kuchen, und er machte mich tatsächlich träge.
    Als McGee ins Diner kam und sich neben mich an die Theke setzte, versuchte ich, in seinem Gesicht zu lesen, doch es gelang mir nicht. »Und?«, fragte ich.
    »Kommen Sie mit mir nach Hause, wir reden dort«, sagte er. »Hier ist es für meinen Geschmack zu öffentlich.«
    Wir führten unser Gespräch auf Rob McGees Veranda. Wir waren beide warm angezogen und froren trotzdem, doch Mrs. McGee duldete nicht, dass in ihrem Haus geraucht wurde. Sie war eine Frau, die ihrer Zeit voraus war. McGee sprach eine Weile. Er tat es wie ein Mann, der an dem, was aus seinem eigenen Mund kam, nicht die geringste Freude hatte.
    »Es beweist nichts, das ist Ihnen klar, oder?«, fragte er, als er fertig war. Sein Tonfall war streitlustig, und er stieß seine selbst gedrehte Zigarette aggressiv in meine Richtung, während er sprach, aber sein Gesicht wirkte wie das eines Kranken. Nicht alles, was man in einem Gerichtssaal sieht und hört, ist ein Beweis, das wussten wir beide. Ich kann mir vorstellen, dass Deputy McGee zum einzigen Mal in seinem Leben wünschte, so blöde zu sein wie sein Boss.
    »Ich weiß«, sagte ich.
    »Und wenn Sie denken, Sie bekommen aufgrund dieser einen Sache einen neuen Prozess für ihn, dann sollten Sie besser noch mal darüber nachdenken, Señor. John Coffey ist ein Neger, und im County Trapingus sind wir nicht scharf darauf, Negern neue Prozesse zu geben.«
    »Das weiß ich auch.«
    »Was werden Sie also machen?«
    Ich schnippte meine Zigarettenkippe über das Verandageländer auf die Straße. Es würde eine lange, kalte Heimfahrt werden, und je früher ich losfuhr, desto eher würde der Ausfug zu Ende sein. »Ich wünsche, ich wüsste das, Deputy McGee«, sagte ich, »aber ich habe keine Ahnung. Ich weiß heute Abend nur, dass es ein Fehler war, dieses zweite Stück Kuchen zu essen.«
    »Ich sage Ihnen mal was, Sie Schlauberger«, sagte McGee mit nach wie vor unverhohlener Streitlust. »Sie hätten die Büchse der Pandora gar nicht erst öffnen sollen.«
    »Ich war es nicht, der sie geöffnet hat«, erwiderte ich, und dann fuhr ich heim.
    Ich traf spät zu Hause ein – nach Mitternacht -, aber meine Frau wartete auf mich. Ich hatte damit gerechnet; dennoch tat es meinem Herzen gut, sie zu sehen, sie in die Arme zu nehmen und fest an mich zu drücken. »Hallo, Fremder«, sagte sie, und dann berührte sie mich unten. »Wieder alles in Ordnung mit

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