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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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diesem Burschen, nicht wahr? So gesund, wie er nur sein kann.«
    »Jawohl, Ma’am«, sagte ich und hob sie auf meine Arme. Ich brachte sie ins Schlafzimmer, und wir machten Liebe so süß wie Zucker, und als ich zum Höhepunkt kam, zu diesem köstlichen Gefühl des Kommens und Gehenlassens, dachte ich an John Coffeys scheinbar endlos weinende Augen. Und an Melindas Worte: Ich habe geträumt, Sie wären in der Dunkelheit umhergewandert, und ich auch.
    Immer noch auf meiner Frau, ihre Arme um meinen Nacken geschlungen, unsere Schenkel dicht zusammengepresst, begann ich zu weinen.
    »Paul«, sagte sie schockiert und besorgt. Ich bezweifle, dass sie mich mehr als zwei- oder dreimal in unserer ganzen Ehe weinen gesehen hatte. Ich war normalerweise nie weinerlich gewesen. »Paul, was ist los?«
    »Ich weiß alles, was es zu wissen gibt«, sagte ich unter Tränen. »Ich weiß zu gottverdammt viel, wenn du die Wahrheit hören willst. Ich soll John Coffey in weniger als einer Woche auf dem elektrischen Stuhl hinrichten, aber es war William Wharton, der die Detterick-Mädchen ermordete. Es war Wild Bill.«

5
    Am nächsten Tag saß dieselbe Gruppe von Wärtern, die nach der verpfuschten Hinrichtung von Delacroix in meiner Küche zu Mittag gegessen hatte, wieder beim Mittagessen zusammen. Diesmal war eine fünfte Person bei unserem Kriegsrat dabei: meine Frau. Es war Jan, die mich überredet hatte, es den anderen zu erzählen. Mein erster Impuls war gewesen, das nicht zu tun. War es nicht schon schlimm genug, dass wir beide es wussten?
    »Du denkst darüber nicht richtig nach«, hatte sie geantwortet. »Vermutlich, weil du noch aufgeregt bist. Sie wissen bereits das Schlimmste: dass John wegen eines Verbrechens hingerichtet werden soll, das er nicht begangen hat. Das macht es wenigstens ein klein bisschen besser.«
    Ich war mir da nicht so sicher, aber ich fügte mich ihrer Entscheidung. Ich rechnete mit einem Aufruhr, als ich Brutal, Dean und Harry erzählte, was ich wusste (ich konnte es nicht beweisen, aber ich wusste es), doch zunächst herrschte nur nachdenkliches Schweigen. Dann nahm Dean noch einen von Janices Biskuits, bestrich ihn mit ungeheuerlich viel Butter und sagte: »Meinst du, dass John ihn gesehen hat? Hat er gesehen, wie Wharton die Mädchen abgelegt hat, oder vielleicht sogar, wie er sie vergewaltigt hat?«
    »Ich glaube, wenn er das gesehen hätte, dann hätte er versucht, es zu verhindern«, sagte ich. »Aber er kann Wharton gesehen haben, vielleicht, als der davonrannte. Wenn er ihn gesehen hat, dann hat er das später vergessen.«
    »Klar«, sagte Dean. »Er ist was Besonderes, aber das macht ihn nicht gescheit. Er fand heraus, dass es Wharton gewesen war, als Wharton durch die Gitterstäbe der Zelle griff und ihn berührte.«
    Brutal nickte. »Deshalb wirkte John so überrascht … so schockiert. Erinnert ihr euch, wie sich seine Augen weiteten?«
    Ich nickte. »Er benutzte Percy wie eine Waffe gegen Wharton, hat Janice gesagt, und darüber habe ich nachgedacht. Warum würde John Coffey Wild Bill töten wollen? Percy vielleicht – Percy stampfte direkt vor Coffeys Zelle auf Delacroix’ Maus, Percy verbrannte Delacroix bei lebendigem Leib, und John wusste es -, aber Wharton? Wharton legte sich mit den meisten von uns auf die eine oder andere Weise an, aber er legte sich überhaupt nicht mit John an. Soweit ich weiß, haben sie während der ganzen Zeit, in der sie gemeinsam auf der Green Mile gewesen sind, kaum vier Dutzend Worte miteinander gewechselt, und die Hälfte davon in dieser letzten Nacht. Warum würde er Whartons Tod wünschen? Er war aus dem County Purdom, und außer Weißen sieht man dort nur einen Neger, wenn er einem in die Quere kommt. Also, warum tat Coffey das? Was kann er gesehen oder empfunden haben, als Wharton ihn berührte, was so schlimm war, dass er das Gift, das er aus Mellys Körper gesogen hatte, aufsparte?«
    »Wobei er selbst beinahe draufgegangen wäre«, warf Brutal ein.
    »Genau das. Und nur die Ermordung der Detterick-Zwillinge kommt mir schlimm genug vor, um Coffeys Tat zu erklären. Ich sagte mir selbst, dass die Idee verrückt ist, ein zu großer Zufall, dass es einfach nicht sein konnte. Dann fiel mir etwas ein, das Curtis Anderson in der ersten Aktennotiz geschrieben hatte, die ich über Wharton erhalten hatte – dass Wharton verrückt und wild ist und vor dem Überfall, bei dem er all diese Leute tötete, durch den ganzen Staat streifte. Er streifte durch den

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