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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Gottes Namen ist los?«
    Nicht nur Brutal und ich, auch Harry und Dean starrten sie entsetzt an.
    »Wir haben so etwas nie gemeldet, Ma’am«, sagte Harry. Er sprach, als redete er mit einem Kind. »Als Erstes würden die Leute fragen, warum wir das nicht gemeldet haben. Wir sollen alles melden, was unsere Zellen-Babys über vorangegangene Verbrechen sagen. Ihre eigenen oder die anderer.«
    »Nicht dass wir ihm geglaubt hätten«, warf Brutal ein. »Ein Mann wie Wild Bill Wharton lügt bei allem, Janice. Bei Verbrechen, die er begangen hat, bei hohen Tieren, die er gekannt hat, bei Frauen, mit denen er geschlafen hat, bei Touchdowns auf der Highschool und sogar beim verdammten Wetter.«
    »Aber … aber …«Ihre Miene wirkte gequält. Ich wollte den Arm um Janice legen, doch sie schob ihn heftig weg. »Aber er war dort! Er hat ihre verdammte Scheune angestrichen! ER HAT MIT IHNEN ZU ABEND GEGESSEN!«
    »Um so mehr Grund für ihn, sich mit den beiden Morden zu brüsten«, sagte Brutal. »Warum sollte er nicht mit den Verbrechen prahlen? Was konnte ihm schon passieren? Man kann nicht zweimal gegrillt werden.«
    »Mal sehen, ob ich das alles richtig verstanden habe«, sagte Janice. »Wir hier am Tisch wissen, dass John Coffey diese Mädchen nicht getötet hat, sondern versucht hat, ihr Leben zu retten. Deputy McGee weiß all das natürlich nicht, aber er vermutet stark, dass der Mann, der für die Tat zum Tode verurteilt worden ist, sie nicht begangen hat. Und trotzdem … trotzdem … könnt ihr nicht dafür sorgen, dass er einen neuen Prozess bekommt, dass der Fall neu aufgerollt wird.«
    »Jawoll«, sagte Dean. Er polierte heftig seine Brillengläser. »Genau so ist es.«
    Janice dachte mit gesenktem Kopf nach. Brutal wollte etwas sagen, doch ich hob eine Hand und brachte ihn zum Schweigen. Ich glaubte zwar nicht, dass Janice eine Lösung finden konnte, wie wir John aus seiner Todesfalle retten konnten, aber ich hielt es auch nicht für unmöglich. Sie war eine schrecklich gescheite Lady, meine Frau, und ebenso schrecklich entschlossen. Das ist eine Kombination, die manchmal Berge versetzt.
    »Also gut«, sagte sie schließlich. »Dann müsst ihr ihn auf eigene Faust aus der Zelle herausholen.«
    »Ma’am?« Harry starrte sie entgeistert an. Und verängstigt.
    »Ihr könnt das. Ihr habt es schon einmal gemacht, nicht wahr? Ihr könnt das wiederholen. Doch diesmal werdet ihr ihn nicht zurückbringen.«
    »Wollen Sie es sein, die meinen Kindern erklärt, warum ihr Daddy im Knast sitzt, Mrs. Edgecombe?«, fragte Dean. »Angeklagt, weil er einem Mörder bei der Flucht aus dem Gefängnis geholfen hat?«
    »Es wird keine Anklage geben, Dean; wir werden einen Plan ausarbeiten. Es wird wie ein echter Ausbruch aussehen.«
    »Achten Sie darauf, dass es ein Plan ist, den sich ein Typ ausgedacht hat, der sich nicht mal erinnern kann, wie man seine Schnürsenkel bindet«, sagte Harry. »Man muss ihm den Plan abnehmen.«
    Sie schaute ihn unsicher an.
    »Es würde zu nichts Gutem führen«, sagte Brutal. »Selbst wenn wir einen Weg finden, würde er zu nichts Gutem führen.«
    »Warum nicht?« Janice hörte sich an, als würde sie gleich weinen. »Warum nicht, verfixt und zugenäht?«
    »Weil er ein zwei Meter großer, kahlköpfiger Schwarzer ist, der kaum genug Verstand hat, sich selbst zu ernähren«, sagte ich. »Was glaubst du, wie schnell er wieder eingefangen würde? In zwei Stunden? In sechs?«
    »Er ist vorher zurechtgekommen, ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen«, sagte Janice. Eine Träne rann über ihre Wange. Sie wischte die Träne mit dem Handrücken fort.
    Das stimmte. Ich hatte Briefe an einige Freunde und Verwandte tiefer im Süden geschrieben und gefragt, ob sie irgendetwas über einen Mann in den Zeitungen gelesen hatten, auf den John Coffeys Beschreibung passte. Überhaupt nichts. Janice hatte sich ebenfalls erkundigt. Bis jetzt wussten wir nur von einem Fall, bei dem Coffey möglicherweise gesehen worden war, in der Stadt Muscle Shoals, Alabama. Ein Tornado hatte dort eine Kirche während einer Chorprobe hinweggefegt – das war 1929 gewesen und ein großer Schwarzer hatte zwei Chormitglieder aus den Trümmern gezogen. Beide waren von Umstehenden für tot gehalten worden, aber es stellte sich heraus, dass sie nicht einmal ernsthaft verletzt waren. Es war wie ein Wunder, hatte einer der Augenzeugen gesagt. Der Schwarze, ein Herumtreiber, der vom Pastor angeheuert worden war, ein paar kleine Hilfsarbeiten zu

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