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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Ausnahmen von allen Regeln.«
    Ich ging hinaus und brauchte mich nicht umzuschauen, um zu wissen, dass er mir mit offenem Mund nachstarrte.
    Ich blieb den Rest dieser Schicht in Bewegung, konnte nicht länger als fünf Minuten stillsitzen, bevor ich wieder aufsprang. Ich ging zur Verwaltung, und dann stelzte ich so auf dem leeren Hof hin und her, dass die Wachen auf den Türmen mich für verrückt halten mussten. Als meine Schicht vorüber war, beruhigte ich mich allmählich wieder, und dieses Geknister der Gedanken in meinem Kopf – es war wie das Rascheln von Blättern -, hatte ziemlich nachgelassen.
    Doch als ich an diesem Morgen schon halb zu Hause war, kehrte es umso stärker zurück. Wie damals mein Harnwegsinfekt. Ich musste meinen Ford am Straßenrand stoppen, aussteigen und fast eine halbe Meile sprinten, den Kopf gesenkt, mit den Armen pumpend, und der Atem, den ich einsog und ausatmete, war so warm wie etwas, was man unter der Achsel getragen hat. Dann begann ich mich endlich wieder normal zu fühlen. Ich joggte den halben Weg zum parkenden Ford zurück und ging den Rest des Weges langsam, und mein Atem dampfte in der kalten Luft. Als ich zu Hause eintraf, erzählte ich Janice, dass John Coffey mir gesagt hatte, dass er bereit sei und gehen wollte. Sie nickte, wirkte erleichtert. War sie das wirklich? Ich konnte es nicht sagen. Vor sechs Stunden, vielleicht sogar noch vor drei, hätte ich es gewusst, aber nun wusste ich es nicht. Und das war gut. John hatte gesagt, dass er es leid war, und jetzt konnte ich verstehen, warum. Was er hatte, hätte jeden erschöpft. Jeder hätte sich nach Ruhe und Frieden gesehnt.
    Als Janice fragte, warum mein Gesicht so gerötet war und warum ich so verschwitzt roch, erzählte ich ihr, dass ich den Wagen auf dem Heimweg geparkt hatte und eine Weile gelaufen war, und zwar schnell. So viel erzählte ich ihr – wie ich vielleicht schon gesagt habe (es sind jetzt zu viele Seiten, und ich will nicht zurückblättern, um mich zu vergewissern), belogen wir uns nicht in unserer Ehe -, aber ich erzählte ihr nicht, warum ich gelaufen war.
    Und sie fragte nicht.

9
    In der Nacht als John Coffey über die Green Mile gehen musste, waren keine Gewitter in der Nähe. Es war der Jahreszeit entsprechend in dieser Gegend kalt in den dreißiger Jahren, und der Schein von Millionen Sternen fiel auf die abgeernteten Felder, wo Frost auf Zaunpfosten glitzerte und auf den vertrockneten Maiskolben vom letzten Juli wie Diamanten funkelte.
    Diesmal übernahm Brutus Howell die Leitung – er würde dem Todeskandidaten die Kappe aufsetzen und Van Hay im Schaltraum das Kommando geben, wenn es so weit war. Bill Dodge war bei Van Hay. Und gegen elf Uhr zwanzig in der Nacht des zwanzigsten November gingen Dean, Harry und ich zu unserer einzigen belegten Zelle, in der John Coffey auf seiner Pritsche saß, mit zwischen den Knien verschränkten Händen, ein kleiner Fleck Hackbratensoße auf dem Kragen seines blauen Hemdes. John Coffey schaute uns durch die Gitterstäbe an und schien viel ruhiger zu sein, als wir uns fühlten. Meine Hände waren kalt, und in meinen Schläfen pochte es. Zu wissen, dass er bereit war, war die eine Sache – sie ermöglichte uns wenigstens, unsere Arbeit zu tun -, aber es war eine andere Sache, zu wissen, dass wir ihn für ein Verbrechen, das ein anderer begangen hatte, unter Strom setzen würden.
    Ich hatte Hal Moores an diesem Abend zuletzt gegen sieben Uhr gesehen. Er war in seinem Büro und knöpfte seinen Mantel zu. Sein Gesicht war bleich, und seine Hände zitterten so sehr, dass er Probleme mit den Knöpfen hatte. Ich wollte fast seine Hände zur Seite schieben und den Mantel für ihn zuknöpfen, wie man es bei einem kleinen Kind macht. Die Ironie war, dass Melinda bei Jans und meinem Besuch am vergangenen Wochenende besser ausgesehen hatte, als Hal an diesem Abend aussah.
    »Ich bleibe diesmal nicht dabei«, sagte er. »Curtis wird dort sein, und ich weiß, dass Coffey bei dir und Brutus in guten Händen sein wird.«
    »Ja, Sir, wir werden unser Bestes tun«, sagte ich. »Gibt es neue Nachrichten über Percy?« Kommt er wieder zu Verstand?, meinte ich natürlich. Sitzt er jetzt irgendwo in einem Zimmer und erzählt jemandem – höchst wahrscheinlich einem Arzt -, wie wir ihn in die Zwangsjacke steckten und in der Gummizelle einsperrten wie eines unserer Problemkinder … wie einen Lutscherich in Percys Worten? Und wenn, würde man ihm glauben?
    Aber laut Hal war

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