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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Percys Zustand unverändert. Er sprach nicht und war anscheinend überhaupt nicht auf der Welt, soweit das jemand beurteilen konnte. Er war noch in Indianola – »wird beurteilt«, hatte Hal gesagt und verwirrt wegen der Formulierung gewirkt -, aber wenn es keine Verbesserung gab, würde er bald verlegt werden.
    »Wie hält sich Coffey?«, fragte Hal dann. Er hatte es endlich geschafft, den letzten Knopf seines Mantels zuzufummeln.
    Ich nickte. »Er hält sich prima, Hal.«
    Er nickte ebenfalls und ging zur Tür. Er sah alt und krank aus. »Wie kann so viel Gutes und Böses zusammen im selben Menschen sein? Wie kann der Mann, der meine Frau geheilt hat, derselbe Mann sein, der diese kleinen Mädchen tötete? Verstehst du das?«
    Ich sagte ihm, dass ich es nicht verstand, dass Gottes Wege unergründlich waren, dass Gutes und Böses in allen von uns ist, dass es uns nicht zusteht, nach dem Warum zu fragen, blabla, blablaba. Das meiste, was ich sagte, hatte ich in der »Gelobt sei Jesus, allmächtig ist der Herr«-Kirche gehört. Hal nickte die ganze Zeit und wirkte erhaben. Er konnte es sich erlauben, zu nicken, nicht wahr? Ja. Und auch, erhaben zu wirken. Sein Gesicht spiegelte eine tiefe Traurigkeit wider, ja, er war betroffen, das habe ich nie bezweifelt – aber diesmal gab es keine Tränen, denn er hatte eine Frau, zu der er heimkehren konnte, und es ging ihr prima. Dank John Coffey war sie gesund, und es ging ihr gut, und der Mann, der John Coffeys Hinrichtungsbefehl unterzeichnet hatte, konnte zu ihr heimkehren. Er brauchte nicht mit anzusehen, was als Nächstes geschah. Er würde in dieser Nacht in der Wärme seiner Frau schlafen, während John Coffey im Kellergeschoss des County Hospital auf einer Bahre liegen und in den freudlosen, stillen Stunden vor dem Morgengrauen kalt werden würde. Und ich hasste Hal deswegen. Nur ein bisschen, und ich würde darüber hinwegkommen, aber es war Hass. Echter Hass.
    Jetzt betrat ich die Zelle, gefolgt von Dean und Harry. Beide waren blass und deprimiert. »Bist du bereit, John?«, fragte ich.
    Er nickte. »Ja, Boss. Schätze schon.«
    »Also gut. Ich muss meinen Spruch aufsagen, bevor wir gehen.«
    »Sagen Sie ruhig, was Sie sagen müssen, Boss.«
    »John Coffey, als Beamter des Gerichts …«
    Ich sagte das Offizielle bis zum Ende, und als ich fertig war, trat Harry Terwilliger neben mich und streckte John die Hand hin. John blickte überrascht drein, dann lächelte er und schüttelte die Hand. Dean, blasser denn je, gab ihm als Nächster die Hand. »Du verdienst etwas Besseres, John«, sagte er mit belegter Stimme. »Es tut mir leid.«
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, sagte John. »Das hier ist der schwere Teil. In einer kleinen Weile geht’s mir gut.«
    Er stand auf, und das St. Christophorus-Medaillon, das Melly ihm geschenkt hatte, rutschte aus seinem Hemd.
    »John, ich muss das nehmen«, sagte ich. »Ich kann es dir nach der … später wieder umhängen, wenn du willst, aber ich sollte es jetzt an mich nehmen.« Es war aus Silber, und wenn es an seinem Körper lag, wenn Jack Van Hay den Saft anschaltete, konnte es mit seiner Haut verschmelzen. Und selbst wenn das nicht geschah, konnte es galvanisieren und eine Art verkohltes Foto von sich auf der Brust hinterlassen. Ich hatte so was schon gesehen. Ich hatte fast alles während meiner Jahre auf der Meile gesehen. Mehr gesehen, als gut für mich war. Das wusste ich jetzt.
    Er streifte das Kettchen über den Kopf und gab es mir. Ich steckte es in meine Tasche und forderte ihn auf, aus der Zelle zu treten. Es war nicht nötig, seinen Kopf zu überprüfen und festzustellen, ob der Kontakt gewährleistet und die Induktion gut war; sein Schädel war glatt wie meine Handfläche.
    »Wissen Sie, Boss, ich bin heute Nachmittag eingeschlafen und hatte einen Traum«, sagte John. »Ich träumte von Dels Maus.«
    »Tatsächlich, John?« Ich ging rechts von ihm. Harry flankierte ihn links. Dean folgte dahinter, und dann schritten wir über die Green Mile. Für mich war es das letzte Mal, dass ich sie mit einem Häftling hinunterging.
    »Ja«, sagte er. »Ich träumte, ich kam zu diesem Ort, von dem Boss Howell sprach, nach Mouseville. Ich träumte, dass dort Kinder waren und wie sie über die Tricks der Maus lachten! Ach!« Er lachte bei dem Gedanken daran, und dann wurde er wieder ernst. »Ich träumte, dass diese beiden kleinen blonden Mädchen dort waren. Und sie lachten auch. Ich nahm sie in die Arme, und da war kein Blut in

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