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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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größeres Stück Wurst ab – kein Fitzelchen, sondern ein richtiges Stück – und warf es so nahe zu der Maus, dass Steamboat Willy es fast als Hut getragen hätte. Die Maus zog sich wieder zurück, schnüffelte (keine andere Maus hat während der Wirtschaftskrise je solch ein üppiges Mahl aufgetischt bekommen – jedenfalls nicht in unserem Staat ) und blickte dann zu uns auf.
    »Los, friss es!«, befahl Toot-Toot, und er klang beleidigter denn je. »Was ist nur los mit dir?«
    Dean nahm das Sandwich und warf ein Stückchen Lyoner zu der Maus hin – inzwischen war es fast wie eine Art seltsame Kommunion. Die Maus nahm das Stück Lyoner sofort und schlang es hinunter. Dann drehte sie sich um und marschierte den Gang hinunter zur Gummizelle, wobei sie unterwegs anhielt, um in zwei leere Zellen zu spähen und in einer dritten einen kurzen Inspektionsbesuch zu machen. Mir kam wieder in den Sinn, dass sie jemanden suchte, und diesmal verdrängte ich den Gedanken nicht so schnell.
    »Das werde ich keinem erzählen«, beschloss Harry. Er klang halb scherzend, halb ernst. »Erstens würde das niemanden interessieren. Und zweitens würde es niemand glauben.«
    »Sie hat nur von euch etwas angenommen!«, sagte Toot-Toot und schüttelte ungläubig den Kopf, bückte sich mit seinen alten Knochen, hob auf, was die Maus verschmäht hatte, und schob es in seinen zahnlosen Mund, um es hinunterzuschlingen. »Warum hat sie das gemacht?«
    »Ich habe eine bessere Frage«, sagte Harry. »Woher wusste sie, dass Percy frei hat?«
    »Das wusste sie nicht«, sagte ich. »Es war einfach Zufall, dass die Maus heute Abend aufgetaucht ist.«
    Es wurde im Laufe der Zeit immer schwieriger, das zu glauben, denn die Maus ließ sich nur blicken, wenn Percy nicht da war, weil er frei hatte, zu einer anderen Schicht eingeteilt war oder sich in einem anderen Teil des Gefängnisses aufhielt. Wir – Harry, Dean, Brutal und ich – sagten uns, dass sie Percys Stimme oder seinen Geruch kennen musste. Wir vermieden zu viel Gerede über die Maus – über ihn. Wir waren offensichtlich ohne ein Wort der Absprache übereingekommen, dass es etwas Besonderes verderben würde … und etwas Schönes wegen seiner Fremdheit und Zartheit. Willy hatte uns schließlich in einer Art ausgewählt, die ich selbst jetzt noch nicht verstehe. Vielleicht lag Harry richtig mit seinen Worten, es wäre nicht gut, anderen Leuten davon zu erzählen, nicht nur, weil sie es nicht glauben würden, sondern auch, weil es ihnen gleichgültig wäre.

4
    Dann nahte die Hinrichtung von Arlen Bitterbuck, der zwar in Wahrheit kein richtiger Häuptling aber der oberste Älteste seines Stammes im Washita-Reservat und außerdem ein Mitglied des Cherokee Council war. Er hatte sturzbetrunken einen Mann getötet – genauer gesagt, waren sie beide betrunken gewesen. Der Chief hatte dem Mann mit einem Zementblock den Schädel eingeschlagen. Es war um ein Paar Stiefel gegangen. Daher wollten am siebzehnten Juli in jenem verregneten Sommer meine Stammesältesten sein Leben beenden.
    Die Besuchszeitenregelungen für die meisten Gefangenen in Cold Mountain waren so starr wie Stahlträger, aber das galt nicht für unsere Jungs in Block E. So durfte Bitterbuck am sechzehnten in den langen Raum gehen, der an die Cafeteria grenzte – die Arcade. Sie war genau in der Mitte mit Maschendraht und darin eingefochtenen Streifen von Stacheldraht geteilt. Hier würde der Chief von seiner zweiten Squaw und denjenigen seiner Kinder besucht werden, die noch etwas von ihm wissen wollten. Es war an der Zeit, Abschied zu nehmen.
    Er wurde von Bill Dodge und zwei anderen Springern dorthin gebracht. Wir übrigen hatten Arbeit vor uns – eine Stunde mit mindestens zwei Proben. Drei, wenn wir es schaffen konnten.
    Percy protestierte nicht, als er für die Bitterbuck-Hinrichtung zu Jack Van Hay in den Schaltraum gesteckt wurde; er war zu unerfahren, um zu wissen, ob man ihm eine gute oder schlechte Stelle zugewiesen hatte. Er wusste nur, dass er durch ein rechteckiges Fenster mit Drahtgefecht schauen konnte, und obwohl es ihm sicher nichts ausmachte, auf die Rückseite des Stuhls statt auf die Vorderseite zu blicken, würde er nahe genug sein, um die Funken fliegen zu sehen.
    Gleich außerhalb dieses Fensters hing ein schwarzes Wandtelefon ohne Kurbel oder Wählscheibe. Dieses Telefon konnte nur angerufen werden, und zwar ausschließlich von einem Ort aus: dem Büro des Gouverneurs. Ich habe im Laufe der Jahre viele

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