The Haunted

sah Katy an, dann antwortete er: »Ein Wiedergänger wird geschickt, um der noch lebenden Hälfte den Übergang zur Schattenhälfte zu ermöglichen. Caspian ist tot, aber dennoch ist er hier, weil er ein Schatten ist. Ein Schatten, der zwischen zwei Welten feststeckt. Die schwarze Strähne ist sein Erkennungsmerkmal. Hast du ein Nahtod-Erlebnis gehabt?«, fragte er Caspian. »Bevor du gestorben bist?«
    Caspian nickte.
    »Daher kommt dieses Zeichen. Dir war es bestimmt, einer von uns zu werden. Auch ich hatte ein Nahtod-Erlebnis.« Er wandte sich wieder an mich. »Und du bist seine andere Hälfte, seine lebende Hälfte. Seine Gefährtin und Begleiterin. Du bist auf seine Wellenlänge eingestellt, wenn man das so sagen kann, und dazu bestimmt, den fehlenden Teil seiner Seele auszufüllen.« Nikolas legte die Hand auf Katys Hand und lächelte sie liebevoll an. »Eine Seelenverwandte.«
    Ich schluckte und sah Caspian an. Er hatte die Hände auf den Tisch gelegt und starrte darauf.
    »Katy und ich sind eine Einheit«, fuhr Nikolas fort. »Wir nennen das auf Holländisch een koppeling. Ein Pärchen. Deshalb sind wir hier. Was passiert, wenn Caspian und du zu einer Einheit werden, kann ich nicht sagen.«
    Langsam aber sicher ordneten sich die Gedanken in meinem Kopf und ich konnte die ersten Schlüsse ziehen. »Die Geschichte mit der lebenden Hälfte und der toten Hälfte und diesem Übertritt … Wollen Sie mir damit sagen, dass ich …?«
    Katy sah mich an und nickte. »Du wirst bald sterben, Abbey.«
    Im Raum wurde es ganz still und alle sahen mich erwartungsvoll an. Als ich bemerkte, dass ich die ganze Zeit die Luft anhielt, atmete ich langsam aus. »Oh.«
    »Es tut mir leid, dass wir dir das nicht schon früher gesagt haben«, meinte Katy. »Aber wie bringt man so ein Thema zur Sprache? Doch sobald die Wiedergänger einen finden, muss man eine Entscheidung fällen. Mich haben sie ein Jahr, nachdem Nikolas und ich uns getroffen hatten, gefunden. Wir dachten beide, dass es bei dir vielleicht länger dauern würde.«
    »Deshalb habe ich dich so dringend gebeten, Caspian fernzubleiben und gut aufzupassen auf das, was ich nicht ansprechen konnte, weil ich verzweifelt hoffte, es würde dir das Leben retten.«
    »Sie haben ihr gesagt, dass sie sich von mir fernhalten soll?«, fragte Caspian aufgebracht.
    Nikolas musterte ihn streng. »Hast du jemals die beiden Seiten eines Ganzen genauer betrachtet? Meistens gibt es eine dunkle und eine helle Hälfte. Bei Katy und mir weiß ich, dass ich die dunkle Hälfte bin. Durch mein früheres Leben als Söldner klebt viel Blut an meinen Händen. Ich möchte wetten Abbey ist die hellere Hälfte von euch beiden. Also, welche dunklen Geheimnisse hast du, Junge?«
    Caspian sah wütend aus. »Und ist Ihnen je in den Sinn gekommen, dass sich die Zeiten geändert haben? Bei uns regiert nicht mehr das Schwert. Vielleicht habe ich ja gar keine düstere Vergangenheit, für die ich Buße tun muss. Vielleicht brauche ich Abbey nur, damit sie der Stern an meinem Nachthimmel ist; damit die Dunkelheit fernbleibt und ich das Licht sehen kann.« Bei dem Blick, den er mir dabei zuwarf, wurde meine Kehle ganz trocken. »Oder vielleicht ist es einfach nur so, dass sie die Leere in mir ausfüllt. Die schwarze Leere verschwindet, wenn wir zusammen sind.«
    Ich starrte auf meine gefalteten Hände, erfüllt von Seligkeit über das, was er gerade gesagt hatte. Seine Worte drangen in mein Herz und heilten alle Sprünge, die ihm je zugefügt worden waren.
    »Wenn sie dir das bedeutet, dann bist du der Richtige«, sagte Nikolas. »Und dann reiche ich dir die Hand.«
    Ich blickte auf und sah, dass die beiden sich ernst die Hand schüttelten. Lautlos formte ich an Caspian gewandt mit den Lippen die Worte Ich liebe dich. Er lächelte sein atemberaubendes Lächeln und ich hatte das Gefühl, vor Glück zerspringen zu müssen.
    Nikolas räusperte sich. Ich wurde rot, weil mir klar wurde, dass wahrscheinlich alle Anwesenden meine Gefühle deutlich erkannt hatten.
    »Okay«, sagte Caspian und führte uns wieder zum wichtigsten Thema zurück. »Wir wissen jetzt also, warum die Wiedergänger hier sind.«
    »Ja, das ist das eigentliche Problem«, erwiderte Nikolas und seine Miene wurde wieder düster. »Die Wiedergänger arbeiten nie allein. Sie tauchen immer als Paar auf und eigentlich ist nur ein Paar notwendig.«
    »Als Katy … starb und die Wiedergänger kamen, waren es nur zwei?«, fragte ich.
    »Jawohl.«
    »Und