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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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Turtles-Partyhut, den er sich etwas schief auf den Kopf gesetzt hatte.
    Mein Mund stand sperrangelweit auf. »Du hast auch noch dekoriert?«
    Er wirkte erfreut. »Ich habe gestern bei der Heilsarmee eingekauft. Ich habe meinen schwarzen Anzug genommen und ihn dort für ein paar Sachen getauscht. Wann werde ich diesen Anzug schon wieder brauchen?« Er reichte mir ein Partyhütchen. »Spider Man hatte ich für dich gedacht. Tut mir leid, aber Hütchen für Mädchen gab es dort nicht.«
    Ich setzte den Hut auf und sah mich um. »Ich kann es nicht fassen, Caspian.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Tote Kerle müssen sich eben mehr ins Zeug legen, um die Mädels zu beeindrucken.«
    »Dieses Mädel hast du auf alle Fälle schwer beeindruckt.«
    Caspian grinste spitzbübisch. »Tja nun der Kuchen und die Kerzen haben mir schon ein paar Pluspunkte eingebracht. Was kriege ich jetzt für das hier?«
    »Häng hier bis zu deinem Todestag rum, dann wirst du es schon herausfinden. Ich werde dir meinen Dank ganz, ganz langsam zeigen.« Sobald mir diese Worte über die Lippen kamen, lief ich hochrot an. Seit wann versuchte ich, ihn so scharf auf mich zu machen?
    Caspian schluckte und sah sich um. »Ist es heiß hier drinnen? Ich finde es ausgesprochen warm.«
    »Du kannst doch gar nichts fühlen, wenn ich nicht direkt neben dir stehe.«
    »Stimmt, aber bei diesen Worten kommt ja wohl jeder ins Schwitzen.«
    Ich wurde wieder rot, wandte mich ab und wechselte das Thema.
    »Meinst du, die da haben nichts dagegen?« Ich wedelte mit der Hand, um anzudeuten, dass ich die Bewohner der Fächer meinte, die in die Wände des Mausoleums eingelassen waren.
    »Nein, bestimmt nicht. Jeder feiert gern.« Er senkte den Blick. »Allerdings hätte ich etwas Netteres anziehen sollen als dieses alte T-Shirt.«
    Er trug ein graues Shirt mit einem verblassten roten Aerosmith-Logo.
    »Mir gefällt es«, versicherte ich. »Ich habe eben erst gemerkt, dass du dich umgezogen hast.« Okay, das war jetzt nicht besonders nett. »Äh, ich meine, du …«
    »Ob ich meine Kleider wechsle?« Er sah mich an und ich nickte. »Anfangs war es nur Gewohnheit. Eigentlich muss ich mich nicht umziehen, ich schwitze nicht oder so. Aber es kam mir seltsam vor, wochenlang in denselben Klamotten rumzulaufen. Selbst als Junge kam mir das seltsam vor. Und dann habe ich dich kennengelernt und habe versucht, mich ganz normal zu verhalten, und deshalb …« Er zuckte mit den Schultern. »Manchmal habe ich es fast vergessen, immer etwas Neues anzuziehen, bevor wir uns trafen. Zum Glück habe ich hier einen kleinen Vorrat.«
    Ich legte den Kuchen, den ich noch immer in der Hand hielt, auf der Marmorplatte neben mir ab. »Ich kann es nach wie vor kaum glauben, dass du das alles gemacht hast, Caspian. Du reißt mich echt vom Hocker.«
    Er wurde sehr ernst. »Das würde ich gern, aber alles, was ich tatsächlich tun kann, ist, dich auffordern, mit mir zu tanzen. Möchtest du?«
    Er reichte mir die Hand und ich wurde mit einem Mal ganz nervös. Ich leckte mir die trockenen Lippen, legte die Hand neben seine und flüsterte: »Okay.« Wie eine richtige Tanzpartnerin hob ich den rechten Arm, so als würde ich seine Hand nehmen, und legte den linken um das, was seine Hüfte gewesen wäre.
    Er tat das Gleiche und überall, wo er mich berührt hätte, verspürte ich ein leichtes Kitzeln.
    »Ich habe einen Song von Aerosmith im Kopf, Armageddon , dazu tanzen wir«, sagte er. Dann sang er leise: »I don’t want to close my eyes … I don’t want to fall asleep … Cuz I’ll miss you, babe …«
    In kleinen Kreisen drehten wir uns wie ein langsam tanzendes Paar auf einem Schulball. Caspians Stimme hallte um uns herum, sie hallte von den Wänden der Toten wider. »And I don’t want to miss a thing …«
    Dann blieben wir stehen, mit den Blicken tief ineinander versunken. Mich durchzuckten Verlangen, Trauer, Wut und Angst. Wie Wellen, die an den Strand schlagen, wie ein heftiger Sturm, der alles niedermacht und nur noch schwarze Leere hinterlässt. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich diese Leere eines Tages selbst sein würde. Ich war das schwarze Nichts.
    Ich hob das Gesicht, sah ihm fest in die Augen und wünschte mir etwas. Aber es war ein Wunsch, der nie in Erfüllung gehen würde.
    Caspian konnte nicht von den Toten zurückkehren.
     
    Erst am späten Morgen kam ich wieder nach Hause. Meine Augen waren rot und verweint. Auf dem Heimweg vom Friedhof hatte mich ein Weinanfall

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