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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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einen Vorsprung lassen, weil ich mir sagte, es konnte nur gut für mich sein. Ich wollte alles tun, damit er weiterhin auf meiner Seite blieb. Selbst wenn es um Bowling ging … mit Dad … in aller Öffentlichkeit.
     
    Das Bowling machte überraschend viel Spaß. Außer uns war nur noch ein anderer Mensch da, auf der Bahn ganz weit links, sodass wir die Halle fast für uns allein hatten. Wir spielten drei Sätze und auf der Rückfahrt freute Dad sich diebisch, dass er die ersten beiden Sätze gewonnen und mir trotzdem großzügig eine Revanche angeboten hatte.
    Wir vertilgten genussvoll jede Menge chinesisches Essen und es war schon fast sechs Uhr, als wir nach Hause kamen. Ich war angenehm überrascht, wie cool Dad sich den Tag über verhalten hatte. Es hatte richtig Spaß gemacht. Obwohl ich das nie irgendjemandem gegenüber zugeben würde.
    Mom war zu Hause und hatte das Abendessen fertig, als wir hereinkamen. Hungrig schlang ich einige Schalen mit dampfender Muschelsuppe hinunter und aß ein halbes Baguette dazu. Erschöpft, warm und satt fiel ich kurze Zeit später ins Bett. Ein super Gefühl.
     
    Am nächsten Morgen fühlte ich mich schon nicht mehr so super, denn es war eiskalt draußen und wieder einmal musste ich mich aus meinem gemütlichen Bett kämpfen. Es war Samstag und ich musste zur Arbeit.
    Ich gähnte und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Als sie mich zu Onkel Bob fuhr, sagte Mom ein paarmal, dass auch sie am Wochenende Dinge erledigen müsste, und mein persönlicher Taxifahrer zu sein, gehörte nicht dazu. Aber ihr Tonfall änderte sich, als ich sie freundlich daran erinnerte, dass ich jederzeit den Führerschein machen und selbst in der Gegend herumfahren könnte. Danach war sie sofort damit einverstanden, mich jedes Wochenende zu fahren, und meinte, ihre Bemerkung wäre etwas übereilt gewesen.
    Ich wusste, dass das Argument mit dem Führerschein funktionieren würde.
    Mom trat abrupt auf die Bremse, als wir bei Onkel Bob ankamen, und sagte, sie käme mich um fünf Uhr wieder abholen. Sie setzte mich ohne weitere Umstände vor der Eingangstür ab und fuhr – ich hätte es schwören können – mit quietschenden Reifen davon.
    Ich drehte mich um und ging durch die Glastür in den Laden. Die Glöckchen klingelten leise über meinem Kopf und ich rief nach Onkel Bob.
    »Hier hinten«, antwortete er mit dröhnender Stimme, die irgendwo aus der Richtung des Büros ertönte. »Wie schön, dass du da bist. Bist du sicher, dass dir das auch recht ist? Ich weiß, dass ihr jungen Leute am Wochenende lieber mit euren Freunden und Freundinnen zusammen sein wollt. Ich meine, falls du überhaupt einen Freund hast. Hast du … äh … hast du einen?«
    Ich verdrehte die Augen, als ich nach hinten ging. Ich hatte fast Angst davor, die Frage zu beantworten. Weiß der Himmel, worauf das hinauslaufen würde. Wie sollte ich meine Beziehung/Nichtbeziehung mit Caspian erklären? »Nein, Onkel Bob«, rief ich. »Ich habe keinen.«
    Und dann fingen wir an zu arbeiten.
     
    Am Mittwochnachmittag saß ich im Schneidersitz unter der Brücke und starrte, ohne hinzusehen, ins Wasser. Bis Weihnachten waren es nur noch zwei Wochen und ich wusste nicht, was ich Caspian schenken sollte.
    Plötzlich hörte ich ein Knirschen auf den Kieseln und brauchte gar nicht aufzublicken, um zu sehen, wer da kam. Eine Sekunde später war Caspian da, setzte sich neben mich und nickte zur Begrüßung schweigend mit dem Kopf. Ich erwiderte sein Nicken. Er sagte kein Wort und ich wandte mich wieder dem Wasser und meinen Gedanken zu.
    Er hielt einen Skizzenblock in der Hand und in der anderen etwas Schmales, Schwarzes. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich ihn, wie er anfing zu zeichnen.
    Das war dann wohl offensichtlich der Kohlestift.
    Stirnrunzelnd hörte er auf zu zeichnen, schüttelte den Kopf und rieb mehrmals mit dem Finger über die Seite, sodass ein dunkler Fleck entstand. Er betrachtete ihn eine Zeit lang, schlug eine neue, unberührte Seite auf und setzte den Kohlestift wieder in Bewegung.
    Ich schob meine Gedanken beiseite und drehte mich so, dass ich ihn aus der Nähe beobachten konnte. Ich war jetzt total fasziniert von seiner Arbeit. Es dauerte nicht lange, bis erst ein Baum, dann das Ufer und schließlich der Fluss selbst auf dem Papier Gestalt annahmen.
    Seine schmalen Finger flogen über die Seite und voller Bewunderung sah ich zu, wie sich kurze, kühne Striche zu langen, geschmeidigen Linien gesellten. Zusammen ergaben sie

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