The Hollow
wenn du mit jemandem reden willst, einem Psychologen oder einem Berater, dann können wir auch dafür sorgen. Deswegen muss man sich nicht schämen.«
Hatte ich etwa ein unsichtbares Schild um den Hals hängen, auf dem stand »ACHTUNG: KURZ VORM DURCH-DREHEN« oder so was? Alle nahmen immer an, dass ich professionelle Hilfe bräuchte.
Jetzt tätschelte ich ebenso unbeholfen seine Hand. »Nein, Dad, ich bin okay. Wirklich. Danke für das Angebot mit der Schule, aber ich bin hier ganz gut aufgehoben.« Er sah mich fragend an, aber ich schüttelte den Kopf. »Mir geht es echt gut, Dad. Falls ich jemals … etwas brauche … dann bist du der Erste, der es erfährt. Abgemacht?«
Er nickte und ich nahm meine Hand weg, erleichtert, dass dieses Gespräch nicht wie erwartet verlaufen war.
»Also, wenn in der Schule alles okay ist für dich, hast du mal darüber nachgedacht, wie es weitergehen soll?«
Ich stöhnte innerlich. Das »Zukunftsgespräch«. Ich hätte wissen sollen, dass es darauf hinauslief. Ich wappnete mich innerlich und überlegte, wie ich mich am besten um das Thema herumdrücken konnte.
»Na ja …«, sagte ich langsam und versuchte, schnell zu denken. »Ich hab ja schon darüber gesprochen, dass ich meinen eigenen Laden aufmachen möchte. Darüber habe ich in der letzten Zeit viel nachgedacht. Ich habe verschiedene Aspekte untersucht und Grundlagen erarbeitet, solche Dinge eben.«
Er schien nicht besonders beeindruckt zu sein. »Werde mal konkreter. An welchen Bereich hast du gedacht? Welches Hauptfach willst du belegen? Bei welchen Colleges willst du dich bewerben?«
Auf diese Fragen war ich nicht vorbereitet. Um die Wahrheit zu sagen, so konkret hatte ich überhaupt nicht gedacht. »Ich hab doch noch viel Zeit, Dad. Es gibt jede Menge Möglichkeiten und ich will ganz sicher sein, dass ich mich für die richtige entscheide. Verstehst du?«
Jetzt war er es, der unglücklich aussah.
»So viel Zeit hast du nicht mehr, mein Fräulein. Wenn du in einer guten Schule angenommen werden willst, dann musst du anfangen, über Bewerbungen nachzudenken und Referate und Studiengebühren. Ins College zu gehen, bedeutet eine Menge Arbeit und es ist nicht leicht.«
Auf seiner Stirn entstand eine Falte und mir war klar, dass mein Schiff kurz davor war unterzugehen. Ich dachte an meine Parfums und daran, was ich mit meinem Leben anfangen wollte, und dann fielen mir Caspians Worte ein. Wenn du deiner Mom und deinem Dad jetzt von deinen Plänen erzählst, dann verschwenden sie vielleicht nicht ihre Zeit damit, eine andere Zukunft für dich zu planen.
»Schau mal, Dad«, sagte ich. »Ich weiß, dass du und Mom nur das Beste für mich wollt, das weiß ich wirklich, aber was ich mit meinem Leben mache, ist meine Entscheidung. Ich bin diejenige, die die Konsequenzen meiner Entscheidungen tragen muss. Ich könnte auch in ein College gehen, das ihr aussucht, oder ein Hauptfach belegen, das euch gefällt, und vielleicht sogar irgendwo einen Job annehmen, der eure Zustimmung findet, aber damit wäre ich nicht glücklich.«
Er wollte etwas sagen, aber ich hob die Hand. »Lass mich bitte ausreden und danach kannst du alles, was ich gesagt habe, widerlegen, okay?« Er nickte und ich fuhr fort: »Natürlich wünsche ich mir einen super Job und eine sichere Zukunft, aber ich will es auf meine Art erreichen. Ich will nicht Ärztin werden oder Rechtsanwältin oder PR-Frau oder Journalistin. Damit könnte ich vielleicht am meisten Geld verdienen oder euch glücklich machen, aber mich würde es nicht glücklich machen. Ist es nicht die Hauptsache für dich, dass ich glücklich werde, Dad?« Ich sah ihn so eindringlich an, wie ich konnte, und er nickte langsam mit dem Kopf.
»Ich möchte einfach nur auf meine Art glücklich werden. Und wie gesagt, ich habe sehr viel über meine Zukunft nachgedacht … Mehr als die meisten Jugendlichen in meinem Alter. Ich möchte in der Stadt meinen eigenen Laden eröffnen. Ich weiß sogar schon genau, wo und alles. Ich weiß, wie hoch die Miete sein wird und die allgemeinen Unkosten … Außerdem habe ich eine Inventarliste erstellt und mir überlegt, wie viel davon ich auf Lager haben muss. All das habe ich in meinem Businessplan aufgeführt. Ich weiß, dass ich noch viel daran arbeiten muss, und ich weiß auch, dass es am Anfang nicht leicht sein wird, aber ich bin felsenfest entschlossen, es durchzuziehen. Auf meine Art.«
Ich hoffte, dass ich alles Grundlegende bedacht hatte, aber dann fiel
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