The Hollow
Geschenk für ihn zu besorgen, deshalb klickte ich mich durch weitere Websites. Für ihn war es noch schwerer, etwas Passendes zu finden, und nach ein paar Minuten schaltete ich total frustriert den Computer aus. Seit wann war Einkaufen bloß so kompliziert?
Ich schob meinen Stuhl zurück, stand auf und setzte mich auf die Fensterbank. Draußen schneite es leicht und die frostige Landschaft sah ruhig und wunderschön aus. Innerlich jedoch spürte ich nichts als Kummer und Nervosität. Ich wollte für mein Leben gern zum Friedhof und Caspian treffen.
Ich beschloss, dass eine Ablenkung mir nur guttun könnte, schnappte mir meine Jacke und ging nach unten. Ich würde genau die entgegengesetzte Richtung einschlagen, zur Main Street. Vielleicht würde ich da ja ein Geschenk für Onkel Bob entdecken.
Dieses Mal dachte ich an meine Handschuhe und zog sie an, bevor ich nach draußen ging. Nach ein paar Minuten tauchte schon der erste Laden auf. Er sah wunderschön aus und ich blieb stehen, um die Dekoration zu bewundern. Kleine rote Schleifen und grüne Girlanden mit silbernen Glaskugeln hingen vor dem Geschäft und innen war es mit Popcornketten und glitzernden weißen Lichtern geschmückt.
Als ich mich umschaute, bemerkte ich, dass dies nicht die einzige geschmückte Schaufensterfront war. Alle Nachbarläden hatten sich ähnlich viel Mühe gegeben. Langsam schlenderte ich weiter und sah, dass an jeder Ladentür eine große rote Schleife hing. Das musste Moms Werk sein. Natürlich hatte sie zweiundfünfzig perfekte Schleifen angefertigt, die der Dekoration erst den letzten Pfiff gaben.
Sogar die Straßenecken waren geschmückt, dort waren große altmodische Gaslaternen aufgestellt. Die flackernden Gaslichter hinter den Glasscheiben beleuchteten die leise fallenden Schneeflocken. Es war ein wunderschöner Anblick und ich hatte einen Moment lang das Gefühl, einen Zeitsprung in die Vergangenheit gemacht zu haben.
Das nächste Schaufenster war nackt und leer, aber ich blieb trotzdem stehen. Es war mein Laden. Mein zukünftiger Laden, besser gesagt. Ich streckte eine Hand aus und strich liebevoll mit dem Finger über die schmutzige Scheibe. Die Farbe blätterte von den verwitterten Holzrahmen ab, aber das war mir egal. Der Laden wartete auf mich. Eines Tages würde er meiner sein. Ich stellte mir vor, wie ich ihn einrichten würde.
Vielleicht könnte ich meine Waren in einer alten Badewanne mit Löwenfüßen und lauter unterschiedlichen Schränken präsentieren.
Ich könnte eine Leseecke mit alten Büchern und den gesammelten Werken von Washington Irving einrichten. Vielleicht gäbe es auch ein paar antike Tischchen und Apothekenflaschen. So eine Art altmodischer Schönheitssalon. Es gab unendlich viele Möglichkeiten.
Die Gedanken rasten nur so durch meinen Kopf. Trotzdem riss ich mich widerstrebend vom Schaufenster los. Bis zum Ladenschluss blieb mir nicht mehr viel Zeit und morgen schon würde ich Onkel Bob sehen. Ich musste unbedingt ein Geschenk für ihn finden, und das möglichst schnell.
In einem kleinen Blumenladen entdeckte ich das perfekte Geschenk für Onkel Bob und er freute sich sehr über den Becher mit der Aufschrift »Bester Boss der Welt«, den ich ihm am Samstag überreichte. Er hatte ihn jedes Mal in der Hand, wenn er hereinkam und mit mir sprach, und hielt ihn hoch, damit ich auch sah, dass er ihn benutzte. Ich arbeitete kaum etwas an diesem Tag.
Am Sonntag ließ er es dabei bewenden, den Becher auf seinem Schreibtisch stehen zu lassen, und ich konnte mit einem neuen Projekt beginnen. Als Mom mich an diesem Abend abholen kam, erinnerte ich Onkel Bob daran, dass ich in zwei Wochen wiederkäme, und beteuerte erneut, dass ich ihm den Becher sehr gern geschenkt hatte. Ich rannte hinaus, bevor er ihn zum x-ten Mal hochhalten konnte.
Endlich hatte ich Ferien und konnte mich erholen.
Die nächsten drei Tage schlief ich bis Mittag, buk Hunderte von Plätzchen mit Mom und trank literweise heiße Schokolade. Es war himmlisch.
Ehe ich mich versah, war es Heiligabend und ich verbrachte fast den ganzen Vormittag damit, Plätzchen für unsere zahlreiche Verwandtschaft einzupacken. Vermutlich war das der Grund dafür, dass Mom jedes Jahr in den Plätzchenbackwahn verfiel. Wir hatten sehr viele Verwandte.
Nachdem wir das letzte Päckchen gepackt hatten, ging ich in mein Zimmer, um meine Geschenke einzupacken. Die Sterntauf-Urkunde war gerade noch rechtzeitig gekommen. Sie steckte in einem wunderschönen
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