The Hollow
Ben, der sein zukünftiges Auto Candy Christine nannte – ich fand es wahnsinnig komisch.
»Tut mir leid«, keuchte ich zwischen zwei Lachanfällen. »Da kannst du aber froh sein, dass du nicht schon älter warst, als du einen Namen ausgesucht hast. Candy ist wahrscheinlich nicht mehr die Nummer eins auf der Liste deiner Lieblingsdinge.«
Er zuckte mit den Achseln. »Stimmt. Wenn ich gewartet hätte, bis ich den Führerschein hatte, dann wäre sie jetzt eine andere Art von Candy.« Er grinste verschmitzt und lachte, als ich rot wurde, nachdem ich begriffen hatte, was er meinte.
Tja, vielleicht hätte ich lieber den Mund halten sollen bei dieser ganzen Autonamengeschichte. Aber er hatte Mitleid mit mir und hörte auf, mich aufzuziehen. »Was fährst du denn für einen Wagen?«
»Gar keinen«, sagte ich bedauernd. »Meine Eltern wollen, dass ich den Führerschein erst mit siebzehn mache.«
»Mann, wie nervig. Keine Räder – keine Freiheit. Ich weiß nicht, was ich ohne Candy Christine tun würde. Sie gehört einfach zur Familie.«
»So schlimm ist es nicht«, sagte ich. »Meine Eltern sind nicht besonders streng und lassen mir ziemlich viel Freiheit. Und weil ich von klein auf überallhin zu Fuß gegangen bin, habe ich mich einfach dran gewöhnt, kein eigenes Auto zu haben. Und zu meinem Wochenendjob fährt mich meine Mom.«
Wir waren an der Bibliothek angekommen und er suchte nach einem freien Parkplatz. »Du hast einen Job? Wie cool. Wo denn?«
Ich erzählte es ihm, während wir ausstiegen und die Treppe zur Bibliothek hinaufgingen. Er hörte mir zu und hielt mir die Tür auf. Ich konnte ihn gar nicht mehr fragen, ob er auch einen Job hatte, weil wir, kaum als wir drin waren, von einem Angestellten mit steinerner Miene und äußerst strengem Blick begrüßt wurden.
Ich hielt mitten im Satz inne und senkte die Stimme. »Was meinst du, in welcher Abteilung sollten wir zuerst suchen?«
»Lass uns mal gucken, ob sie eine Abteilung für Schüler haben«, schlug er vor. »Vielleicht finden wir da was.«
Ich war einverstanden und wir machten uns auf die Suche. Im Erdgeschoss wurden wir nicht fündig und auch die erste Etage gab nichts her. Aber auf der zweiten fanden wir genau das, was wir gesucht hatten. »Da drüben«, gestikulierte Ben, als wir die letzte Stufe erreicht hatten. »Da ist eine Abteilung für Schüler.« Ich folgte ihm durch einen Torbogen. Wir teilten uns auf, jeder fing auf der entgegengesetzten Seite an.
»Hier scheint ein ganzes Regal mit Vorschlägen zu Wissenschaftsprojekten zu sein«, rief ich ihm von meiner Seite aus zu.
»Ich hab ein paar Bücher speziell über Mathe und Naturwissenschaften gefunden«, rief er zurück.
Ich stöberte noch einen Moment lang herum und muss wohl wirklich sehr vertieft gewesen sein, weil ich einen Riesensatz machte, als Ben plötzlich mit einem Haufen von Büchern in den Armen um die Ecke kam. »Hier, halt mal. Ich geh mal fragen, wie viele wir mitnehmen dürfen.«
Er stapelte die Bücher vor mir auf und ging. In der Zwischenzeit schaute ich mich weiter in dem Regal um. Bis er zurückkam, hatte ich seinem beachtlichen Stapel noch ein paar weitere Bücher hinzugefügt.
»Man darf nur acht Stück auf einmal mitnehmen«, sagte er mit Blick auf den Stapel vor mir. »Selbst wenn jeder von uns acht Bücher mitnimmt – das hier sind deutlich mehr.«
Rasch zählte ich den Stapel durch. Es waren zweiunddreißig.
»Die Bibliothekarin hat aber auch gesagt, ganz oben gäbe es ein Studierzimmer, das könnten wir zwei Stunden lang reservieren«, fuhr er fort. »Also habe ich gesagt, dass wir das jetzt tun werden. Nimmst du auch ein paar von den Büchern?«
Mir drehte sich der Magen um. Nicht, weil ich keine Bücher tragen wollte. Nein, es hatte eher etwas damit zu tun, dass ich genau wusste, von welchem Studierzimmer die Rede war. Ich schwankte kurz, aber dann nahm ich mich zusammen. »Na klar«, sagte ich beiläufig. »Gehen wir.«
Jeder von uns belud sich mit einem Armvoll Bücher und Ben achtete darauf, die doppelte Menge zu tragen. Ich warf ihm einen spöttischen Blick zu, aber er drehte sich nur um und ging auf die Tür zu. »Das ist eben so bei Männern«, rief er mir über die Schulter zu. »Ich muss mehr Bücher tragen als du.«
Ich rückte meinen Stapel zurecht, folgte ihm und behielt meine Gedanken für mich. So schwierig würde es schon nicht werden. Es war ja nur ein Raum. Ich konnte damit umgehen. Ich würde kein bisschen an Caspian denken,
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