Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
Vom Netzwerk:
aufgeregt. »Es ist dunkelrot und vorne geschnürt. Ich muss es wenigstens einmal angehabt haben, bevor du es ausleihst, okay? Weil ich weiß, dass du versuchen wirst, es mir wegzunehmen.«
    Unser Gelächter war über den Fluss gehüpft und kam als Echo zu uns zurück …
     
    Aus dem Augenwinkel nahm ich etwas wahr. Das Gelächter verschwand und ich befand mich ruckartig wieder in der Wirklichkeit. Langsam drehte ich den Kopf und sah einem Schatten nach, bis ich deutlich sehen konnte, was es war. Ein kleines Stückchen gelbes Polizeiabsperrband hatte sich in einem Ast verfangen und flatterte unten am Ufer. Als grausame Erinnerung an das, was sich hier sonst noch abgespielt hatte.
    Ich starrte es an, wie es ins Wasser tauchte und gegen den Baum schlug. Es gehörte nicht hierhin. Es gehörte nirgendwohin, erst recht nicht an einen Ort, der mir so viel bedeutete.
    Von meinem Sitzplatz herunterzuklettern, war leicht. Ich hatte es schon tausendmal getan und brauchte nicht lange, bis meine Füße wieder auf festem Boden standen.
    Nur das Band zu entfernen, war weniger leicht.
    Zuerst versuchte ich, in den Fluss zu greifen und es von dem Ast herunterzuzerren, aber es hing fest. Dann nahm ich einen Stock mit einer scharfen, gezackten Spitze und versuchte damit, das Band zu lösen. Aber ich war zu weit weg. Egal, wie sehr ich mit dem Stock herumfuchtelte, das Band blieb hängen. Also beugte ich mich noch weiter über das Wasser.
    Doch je näher ich an den Baum herankam, desto weniger wollte der Stock das Stück Band aufspießen. Die Idee mit dem Stock funktionierte einfach nicht.
    Ich schaute mich um und entdeckte einen Felsbrocken, der so aussah, als könnte er mir behilflich sein. Er lag dicht genug neben dem Baum, sodass ich mich daraufstellen und versuchen konnte, von dort aus an das Band heranzukommen.
    Blöd war nur, dass der Felsbrocken im Wasser lag. Wenn ich wirklich an das Band herankommen wollte, musste ich in Kauf nehmen, nass zu werden. Erneut schaute ich mich nach einer anderen Lösung um. Es gab keine andere Lösung. Entweder so oder gar nicht.
    Ich suchte mir einen sicheren Stand am Ufer, die trockenste und am wenigsten schlammige Stelle, die ich finden konnte, und zog meine Stiefel aus. Dann die Socken. Ich steckte sie in die Stiefel und krempelte die Beine meiner Jeans bis zu den Knien hoch. Das Wasser sah an dieser Stelle ziemlich tief aus und ich wollte nicht nasser werden als unbedingt nötig.
    Der erste Schritt ließ mich zusammenzucken. Das Wasser war kalt, obwohl es kaum meine Zehen bedeckte. Ich watete ein Stückchen tiefer hinein und knirschte mit den Zähnen, als die Kälte meine Knöchel erreichte. Als mein Körper sich ein kleines bisschen an die Temperatur gewöhnt hatte, machte ich einen weiteren Schritt und versuchte, mich nicht an dem Stock zu stoßen, den ich hinter mir herzerrte.
    Nach drei weiteren Schritten hatte ich den Felsbrocken erreicht.
    Mit einer Hand hielt ich den Stock fest und kletterte vorsichtig auf den Stein. Sobald ich mit beiden Füßen fest obendrauf stand, hob ich den Stock hoch und brach ein kleines Stück davon ab, um ihn kürzer zu machen. Dann zielte ich auf das Absperrband. Es löste sich von seinem Ast und blieb am Stock hängen. Ich griff danach und hielt es in der Hand. Ich fühlte das kalte, nasse, zerknitterte Material, las die Aufschrift »POLIZEIABSPERRUNG« wieder und wieder und dachte daran, warum das Band hier angebracht worden war. Und dann rutschte ich aus.
    Ich verlor das Gleichgewicht und kämpfte wie verrückt, sicheren Boden unter den Füßen zurückzugewinnen. Ich würde nicht ins Wasser fallen. Ganz gleich, was passierte, ich würde nicht ins Wasser fallen. Das würde mir nicht auch passieren. Ich ließ den Stock und das Band fallen und beugte mich leicht nach links.
    Nach etlichem ruckartigem Hin- und Herwackeln und einer windmühlenartigen Bewegung meiner Arme hatte ich mein Gleichgewicht wiedergefunden. Ich sah dem gelben Band hinterher, wie es den Fluss hinunter auf den Wellen schwamm, bis es nicht mehr zu sehen war. Jetzt sah die Landschaft wieder normal aus.
    Ich kletterte sehr vorsichtig von dem Felsen herunter und ging langsam zurück ans Ufer. Das Wasser fühlte sich jetzt nicht mehr so kalt an, aber es wirbelte um mich herum und zerrte an meinen Knöcheln. Es war ein unsicheres Gefühl, als könnte ich jede Sekunde den Boden unter den Füßen verlieren und hinweggeschwemmt werden.
    Je näher ich dem Uferrand kam, desto genauer beobachtete

Weitere Kostenlose Bücher