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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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ich, wohin ich trat. Alle möglichen scheußlichen Überraschungen konnten dort versteckt sein. Dinge, die ich nicht zwischen meinen Zehen spüren wollte.
    Dann schien die Sonne auf etwas Glänzendes, das halb im Schlamm steckte.
    Ich befürchtete, dass es eine Glasscherbe sein könnte, und bückte mich, um es genauer in Augenschein zu nehmen. Aber ich sah nur meine nackten Zehen. Das klare Wasser gab den Blick auf das dunkle Blutrot meiner lackierten Fußnägel frei. Was mich an ein anderes Rot erinnerte: die Farbe von Kristens Sarg.
    Ich machte einen großen Bogen um den glänzenden Gegenstand, was auch immer es sein mochte, stieg aus dem Wasser und stand wieder auf trockenem Boden. Als ich auf meine Stiefel und meine Socken zuging, war ich tief in Gedanken an den Tag auf dem Friedhof versunken.
    »Einen Moment lang dachte ich, du würdest ins Wasser fallen.«
    Ich griff nach meinen Stiefeln und schaute mich erschrocken um. Links von mir stand ein Junge unter der Brücke. Eine auffallende schwarze Strähne hob sich von seinem blonden Haar ab. Ich machte ein paar vorsichtige Schritte auf ihn zu, weil ich immer noch barfuß war, und dann sah ich ihm direkt in die Augen.
    »Bestimmt nicht«, schnaubte ich. »Ich hatte die Situation die ganze Zeit voll im Griff.«
    Er starrte mich an und sagte mit sanfter Stimme: »Offensichtlich.«
    Ich hatte einen Knoten in der Zunge und wünschte, mir würde eine schlaue Antwort einfallen.
    Er sah mich mit einem kleinen Lächeln im Gesicht nur weiter an und ich konnte meinen Blick nicht von seinen Augen losreißen. Sie wirkten so lebendig. Einen solchen Grünton hatte ich noch nie gesehen. Er hob einen Mundwinkel. Lachte er mich aus?
    Ich hörte einen dumpfen Knall und stellte fest, dass ich einen Stiefel fallen gelassen hatte. Ich sah nur stumm nach unten, bis mein Verstand wieder in die Gänge kam.
    Ich wurde rot und fühlte mich wie eine ganze Horde von Idioten. Schnell ließ ich den anderen Stiefel ebenfalls fallen und setzte mich auf den Boden. Meine Füße waren trocken genug, um die Schuhe wieder anzuziehen, aber bevor ich die Socken überstreifte, wischte ich rasch den nicht vorhandenen Dreck weg. Um Zeit zu gewinnen, konzentrierte ich mich auf jeden Fuß einzeln. Der Junge blieb stehen. Und sagte kein einziges Wort.
    Nachdem ich eine halbe Ewigkeit gebraucht hatte, um die Stiefel zuzubinden und meine Hosenbeine herunterzukrempeln, rieb ich meine Hände aneinander und stand auf. Er stand immer noch da, mit den Händen in den Hosentaschen.
    »Wie heißt du?«, fragte ich.
    »Caspian.« Mehr sagte er nicht.
    Es fing an, dunkel zu werden, und ich wusste, dass ich mich bald auf den Heimweg machen musste, aber vorher musste ich ihn noch etwas fragen. Etwas, was ich unbedingt wissen musste.
    »Neulich … bei Kristen zu Hause … wie hast du das gemeint, als du gesagt hast, du wärst meinetwegen da?« Ich hielt die Luft an und wartete auf seine Antwort.
    Ich vernahm jedes seiner Worte ganz genau. »Ich weiß, wie viel Kristen dir bedeutet hat, Abbey.«
    »Du kennst mich doch gar nicht. Und ich kenne dich nicht. Warum …?«
    Seine Schultern hoben und senkten sich, als er sich mit einer Hand durch die Haare fuhr. »Ich weiß nicht. Ich dachte, vielleicht könnte meine Anwesenheit dir … irgendwie helfen. Ich wollte einfach nur für dich da sein.«
    Seine Worte nahmen mir den Atem. »Danke«, sagte ich leise. »Es hat geholfen.«
    Ich wollte den Augenblick nicht zerstören, aber ich wusste, dass ich keine Zeit mehr hatte. »Ich muss gehen. Ich muss nach Hause … Abendessen …« Ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen. Seine Worte hingen immer noch zwischen uns. Große und bedeutende Worte.
    »Ja, ich auch.«
    Eine Straßenlaterne oberhalb der Brücke schaltete sich automatisch an, als das Tageslicht immer weiter schwand. Es warf einen sanften Lichtschein nach unten und beschien die eine Hälfte von Caspians Gesicht, während die andere im Dunkeln lag.
    »Also, äh, es war nett, dich kennenzulernen, Caspian, und … ich denke, wir sehen uns irgendwann wieder«, sagte ich nervös. War das die richtige Art, Auf Wiedersehen zu sagen?
    »Wie kommst du nach Hause?«, fragte er.
    »Über den Friedhof«, entgegnete ich. »Man kann sich zwischen den beiden Flügeln des Haupttors hindurchquetschen. Manchmal gehe ich auch um die Brücke herum. Es dauert zwar etwas länger, aber man kommt direkt auf der Hauptstraße raus und da wohne ich dann gleich in der Nähe.«
    »Machst du das

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