Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
Vom Netzwerk:
aufzutragen.«
    Ich zeigte auf einige der kleinen durchsichtigen Glasröhrchen. »Meistens habe ich ein ganz gutes Händchen dafür, Düfte zu finden, die sich gut miteinander mischen lassen. Aber manchmal misslingt es auch ganz schrecklich. Deswegen mache ich mir während der gesamten Prozedur Notizen.«
    »Wie viele hast du schon gemacht?«, wollte er mit Blick auf die Probefläschchen wissen.
    »Viele«, lachte ich. »Es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Man verrenkt sich das Hirn, wenn man sie alle aufzählen will.«
    »Man verrenkt sich das Hirn, aha.« Jetzt lachte er auch. Sein Lächeln war warm und einladend und ich ging darauf ein und erwiderte es.
    »Und was machst du, wenn du einen Duft kreiert hast, der dir gefällt?« Er berührte eins der kleinen Probefläschchen. »Füllst du ihn einfach in ein paar dieser Fläschchen hier ab?«
    Ich stellte das Köfferchen auf den Stuhl und öffnete eine kleine Schreibtischschublade. »Nein, in diese hier.« Ich hob eine der größeren kobaltblauen Flaschen hoch und hielt sie ihm hin. Das Licht fiel auf das tiefblaue Glas, das aufleuchtete wie ein Edelstein. »Da passt mehr rein als in die Probefläschchen; im Schrank habe ich noch mehr davon stehen.«
    »Sind sie nach Farben sortiert?« Er schaute auf den Probenbehälter und sah dann wieder mich an. »Ich habe gesehen, dass du Flaschen in verschiedenen Farben hast.«
    »Sehr gut.« Ich war beeindruckt. »Ätherische Öle bewahrt man in bernsteinfarbenen Glasfläschchen auf, weil sie lichtundurchlässig sind. Duftproben, an denen ich noch arbeite, kommen in die kleineren durchsichtigen Glasfläschchen. Und der fertige Duft kommt dann in die kobaltblauen Flakons.«
    »Und das sind die Düfte, die du in Abbey’s Hollow verkaufen willst?«
    Ich nickte eifrig und dann wurde ich rot. »Tut mir leid, dass ich so viel gequatscht habe. Ich wollte dir keine Lektion über Parfumherstellung oder so erteilen.«
    Wieder lachte er. »Ich bin sicher, es war die Kurzfassung. Du scheinst eine Menge Zeit und Mühe in deine Arbeit zu stecken, Abbey. Offenbar bist du mit Leib und Seele dabei. Eines Tages werde ich dein erster Kunde sein und dich bitten, ein Parfum für mich zu kreieren. Glaubst du, du könntest das?«
    Ich starrte in seine grünen, grünen Augen und musste sofort an Zimtplätzchen und verregnete Nächte auf dem Friedhof denken.
    »Nenn mir ein paar deiner Lieblingsdinge«, hörte ich mich sagen. Ich überlegte, wie schwierig es sein würde, einen Duft für ihn zu entwickeln.
    »Hmm, lass mich nachdenken.« Er machte ein paar Schritte von mir weg und blieb an verschiedenen Stellen des Zimmers stehen. »Na ja, ich mag Zimtplätzchen, aber das weißt du ja schon. Kürbisauflauf mag ich auch.«
    Er lief noch ein bisschen herum und kam dann wieder zu mir. Ich stand ganz still da.
    »Und Vanille, Abbey.« Seine Stimme war leise, kaum mehr als ein Flüstern. »Ich mag den Geruch von Vanille. Du riechst nach Vanille … und nach Ingwerplätzchen. Und nach etwas, von dem ich nicht weiß, was es ist.«
    Er war mir jetzt sehr, sehr nah. Seine Lippen ebenso. Seine wunderschön geformten Lippen. Ich beobachtete sie, während er sprach, er betonte jedes Wort und sagte meinen Namen.
    »Grapefruit«, flüsterte ich und hob den Blick. Ich starrte auf die schwarze Haarsträhne und wie sie ihm über die Augen fiel. Sie änderten die Farbe … wurden dunkler. »Es ist Kristens Parfum. Ich habe es für sie gemacht. Deshalb bin ich heute Abend zum Friedhof gegangen, um es ihr zu geben.«
    Ich wusste, dass er mich berühren wollte, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Vielleicht war es dasselbe, was mich jedes Mal zögern ließ, wenn ich ihn eigentlich anfassen wollte. Angst vor Zurückweisung? Oder Angst, dass unsere Haut bei einer Berührung miteinander verschmelzen würde, sodass wir uns nicht mehr voneinander losreißen könnten?
    Abrupt ging er einen Schritt zurück. Der Augenblick war vorbei und ich war verwirrt. Ich verstand nicht ganz, was hier vor sich ging. Wieder ging er los, blieb vor dem Kaminsims stehen und starrte auf etwas. Ich ging ihm nach, um zu sehen, was es war.
    Es war ein Foto von mir und Kristen, das an dem Abend aufgenommen worden war, als wir uns die roten Strähnen gefärbt hatten. Ein langsames Lächeln ging über sein Gesicht, als er die Hand ausstreckte und den Bilderrahmen berührte. Ich beobachtete ihn total fasziniert. Etwas an ihm zog mich an, wie eine Motte, die hilflos von einem wunderbaren Licht

Weitere Kostenlose Bücher