The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)
Pistole hielt, flog in die Luft. Die Pistole löste sich aus seinem Griff, prallte hinten am Führerhaus ab, segelte an mir vorbei und landete vor mir auf dem Boden.
Schnell drehte ich mich nach vorn, streckte die Hand nach unten und tastete nach der Pistole. Ich hatte sie!
Wieder wurde ich gegen das Armaturenbrett geschleudert, als der Laster abrupt zum Stehen kam. Mühsam versuchte ich, mich aufzurichten, während der Fahrer hinter dem Lenkrad benommen den Kopf schüttelte.
Ich packte ihn beim Hemdkragen und hielt ihm die Waffe an die Schläfe.
»Raus!«, schrie ich ihn an.
Der Laster war inzwischen vor eine der Baracken weit hinten auf dem Gelände gefahren – weit weg von der Gefängnisbaracke, aus der ich entkommen war. Aus dem Fenster sah ich, wie die bewaffneten Wachen auf uns zurannten. Wütend und verwirrt schaute mich der Fahrer von der Seite an.
»Raus jetzt!«, schrie ich und drückte die Pistole fest gegen seine Schläfe.
Das erreichte ihn. Ängstlich tastete er nach dem Türgriff. Als die Wachen draußen sahen, dass die Tür aufging, blieben sie stehen und brachten ihre AKs in Anschlag.
Sobald die Tür sich knarrend öffnete, versetzte ich dem Fahrer einen heftigen Stoß. Er war schwer, aber noch immer benommen von dem Tritt gegen seinen Kopf, sodass er aus der Tür purzelte und krachend auf den Boden fiel. Noch während er fiel, rutschte ich hinters Lenkrad.
Da der Fahrer nicht mehr im Weg war, konnten mich die Wachen draußen ins Visier nehmen. Ich sah, wie sie ihre Gewehre erneut anhoben und auf die offene Tür des Lasters zielten.
Aber jetzt hatte ich das Lenkrad in den Händen und das Gaspedal unter meinem Fuß. Es blieb keine Zeit mehr, die Autotür zu schließen. Ich trat aufs Gas.
Ruckartig schoss der Laster nach vorn. Die Tür schwang bis zum Anschlag auf, sauste zurück, knallte zu. Im selben Moment eröffneten die Wachen das Feuer. Das tödliche Stottern ihrer Kalaschnikows war lauter als das Dröhnen des Motors. Ich hörte, wie die Kugeln in das Metall des Lasters eindrangen. Ich konnte nicht sehen, wo sie landeten, ich hatte allerdings auch nicht vor, abzuwarten und es herauszufinden.
Ich trat das Gaspedal durch und riss das Lenkrad herum. Die Szenerie draußen – der Zaun, die Wachtürme, die Baracke, die Wachen – verschwamm zu einem undeutlichen Flirren, als der Laster sich drehte. Ich erblickte das Tor des Geländes, die Wachen, die daneben standen, und hielt darauf zu. Auf beiden Seiten wirbelte Staub auf, als der Laster sich ausrichtete und vorwärtsschoss.
Eine Staubwolke zog über die Windschutzscheibe und nahm mir die Sicht. Verzweifelt versuchte ich, den Weg zu erkennen, bis die Welt draußen undeutlich wieder Form annahm. Ich sah das Tor, daneben die Wachen. Es war erst ein paar Sekunden her, seit ich aus der Baracke entkommen war. Die beiden Wachen, die gerade das Tor hatten öffnen wollen, um das Fahrzeug herauszulassen, hielten inne. Das Tor stand noch immer offen, zumindest halb, doch als ich darauf zufuhr, versuchten die Männer hektisch, es wieder zu schließen.
Der Motor dröhnte laut, und ich versuchte angestrengt, durch den Staub das zufallende Tor im Blick zu behalten. Als der Pick-up auf ihn zugerast kam, ließ einer der Männer seinen Flügel des Tors halb geöffnet stehen, drehte sich um und richtete sein Maschinengewehr auf mich.
Im nächsten Augenblick erschien ein ausgezacktes Schussloch in der Windschutzscheibe, und sofort breitete sich ein spinnwebartiges Netz aus Rissen nach allen Seiten aus. Ich hörte, wie die Kugel an meinem Ohr vorbeipfiff und direkt hinter meinem Kopf im Metall des Führerhauses stecken blieb.
Panisch riss ich das Steuer herum, doch bevor ich den Laster aus der Schusslinie lenken konnte, musste wohl eine weitere Kugel eingedrungen sein, denn jetzt zerbrach die Windschutzscheibe vollständig.
Der Laster drehte sich, als er das Tor rammte. Er prallte seitlich auf, aber das schien irgendwie zu helfen, denn dabei stieß die Motorhaube das halb geöffnete Tor weit auf. Erneut trat ich aufs Gas. Der Laster gab ein weiteres kehliges Dröhnen von sich – und raste vom Gelände.
In der nächsten panischen Sekunde sah ich einen unbefestigten Feldweg vor mir, der durch eine kleine Wiese mit Wildblumen führte. Die Wiese endete am Rand eines Waldes – eines scheinbar tiefen Waldes, der sich sehr weit ausdehnte. Ich sah, wie aus dem Weg ein Pfad wurde, der zwischen den Bäumen verschwand, sah den blauen Himmel und große weiße
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