The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)
weh. Als ich aus der Zelle trat, zog der Deputy mir die Hände auf den Rücken und legte mir wieder Handschellen an. Dann fasste er mich am Ellbogen und führte mich den Gang hinunter.
Es war eine sehr lange Nacht gewesen. Ich hatte meine Kleider abgeben und einen orangefarbenen Overall anziehen müssen, der auf dem Rücken die Aufschrift County Jail trug. Immer wieder hatte ich ihnen zu erklären versucht, dass ich unschuldig war. So oft, dass meine Stimme schon ganz heiser war. Aber niemand wollte mir zuhören. Sie hatten mich in die Zelle gestoßen und waren weggegangen.
Die Zelle war kaum größer als ein Schrank. Es gab nur eine schmale, an der Wand befestigte Pritsche, in der Ecke eine Toilette und ein Waschbecken aus Stahl. Die Tür bestand nicht aus Gitterstäben, sondern aus einer großen Plexiglas-Scheibe mit Luftlöchern darin. Draußen auf dem Gang hing eine Überwachungskamera, die direkt auf meine Zelle gerichtet war und jede Sekunde Aufnahmen von mir machte. Sogar, wenn ich die Toilette benutzte. Es war erniedrigend. Ich fühlte mich nicht mehr wie ein Mensch, ich kam mir vor wie eine Laborratte im Käfig.
Ich schlief kaum. Und wenn ich einschlief, wurde ich von Albträumen heimgesucht, in denen sich grinsende Gesichter zu mir hinunterbeugten und Stimmen flüsterten:
… Homelander eins.
… wir bekommen nie wieder eine solche Gelegenheit auf Yarrow zu schießen.
… noch zwei Tage …
… können Orton schicken … kennt die Brücke genauso gut wie West.
Aber wenn ich aufwachte, waren die Stimmen verschwunden. Sie lösten sich auf wie Rauchfahnen, und ich konnte mich kaum an sie erinnern, geschweige denn daran, was sie gesagt hatten. Und was immer von den Albträumen übrig blieb, wurde von der albtraumhaften Realität um mich herum verdrängt, die aus dieser Zelle, dieser Pritsche, diesem Gefängnis bestand.
Du bist vor ein Gericht gestellt und von den Geschworenen wegen Mordes an Alex Hauser verurteilt worden.
Ich konnte es noch immer nicht glauben, konnte es einfach nicht fassen. Ein Jahr meines Lebens war verschwunden. Alex war tot, und sie dachten, ich hätte ihn umgebracht. Ich war wegen Mordes an ihm verurteilt worden. Nicht nur die Bösen – The Homelanders – waren hinter mir her, sondern auch die Guten – die Polizei.
Alle.
Als der Morgen anbrach, war ich völlig erschöpft. Ich war einfach zu müde, um Fragen zu stellen und ging schweigend neben dem Deputy her. Keiner von uns sagte ein Wort.
Er brachte mich in einen großen, unordentlichen Raum, in dem mehrere metallisch-graue Schreibtische standen und sehr viele Zettel mit Reißzwecken an die Wand gepinnt waren. An den Schreibtischen saßen Männer in Anzug und Krawatte. Sie hörten auf zu reden, sobald ich in meinem orangefarbenen Overall hereinkam, und musterten mich neugierig, als der Deputy mich an ihnen vorbei zu einer Tür am hinteren Ende des Raums führte. Wir gelangten in einen kleineren Raum, fast so klein wie meine Zelle, in dem nur ein schwerer Holztisch und drei Plastikstühle standen. Die Wände waren mit schmutzigweißer Schalldämmung verkleidet, und von der Decke hing eine Neonleuchte herab, die hin und wieder knackte und flackerte. In einer Ecke oben an der Wand hing eine Überwachungskamera, die so aussah wie die vor meiner Zelle. Immer, wenn sie Aufnahmen machte, ging über dem Objektiv ein rotes Licht an.
Der Deputy half mir, mich auf den Stuhl hinter dem schweren Tisch zu setzen. Er schloss die Handschellen auf, und ich konnte die Arme vom Rücken nehmen, aber gleich darauf fesselte er meine rechte Hand an eine Stange, die an der Seite des Tisches angebracht war und verhindern sollte, dass ich einen Fluchtversuch unternahm.
Dann verließ er den Raum.
Ich saß reglos da, fühlte mich leer, verloren und allein. Etwa zehn Minuten vergingen, aber es kam mir vor wie eine Stunde. Schließlich ging die Tür auf, und jemand kam herein.
Es war ein Schwarzer, nicht groß, kleiner als ich, aber sehr gepflegt, und man konnte sehen, dass er gut in Form war. Zu einem sandfarbenen Anzug trug er ein hellblaues Hemd und eine Krawatte mit einem Muster, das aussah wie das Fernsehbild, wenn der Satellitenempfang gestört ist. Er hatte ein rundes Gesicht mit hoher Stirn, kurze Haare, flache Gesichtszüge und einen dünnen Oberlippenbart. Sein Blick war fest, und wenn man ihm in die Augen sah, erkannte man gleich, dass er gerissen war. Er war gerissen und cool und ließ sich nichts vormachen.
In einer Hand trug er eine
Weitere Kostenlose Bücher