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The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)

The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)

Titel: The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Klavan
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jämmerliche Kreatur ich war.
    »Es wird mir ein Vergnügen sein, dich zurück ins Gefängnis zu bringen, Charlie«, sagte er. »Und ich werde persönlich dafür sorgen, dass du erst wieder rauskommst, wenn du ein sehr alter Mann bist.«

21

E INE S TIMME IN DER M ENGE

    Der Deputy mit dem Granit-Gesicht kam und führte mich wieder in meine Zelle. Er brachte mir Bratkartoffeln und Kaffee zum Frühstück. Ich war hungrig genug, sie zu essen, aber sie lagen mir wie Blei im Magen.
    Als ich aufgegessen hatte, setzte ich mich auf den Rand der Pritsche und starrte auf den Steinboden der Zelle.
    Es ist merkwürdig, wenn einen die Verzweiflung überkommt. Es fühlt sich nicht einmal an wie Verzweiflung, und man denkt nicht bei sich: Oh, ich habe keine Hoffnung. Oh, ich gebe auf. Oh, ich kann nichts tun. Das sind nur alltägliche Klagen und Selbstmitleid.
    Wirkliche Verzweiflung ist anders. Sie schleicht sich unbemerkt an, getarnt als eine Art Schläfrigkeit, eine bleierne Traurigkeit, die dich niederdrückt. Sie macht dich träge, und du willst dich einfach dem Lauf der Dinge ergeben, dich treiben lassen, als würdest du an einem warmen Sommertag auf einem Floß den Fluss hinuntergleiten. Was auch passiert, du wehrst dich nicht. Du findest dich einfach damit ab, wo die Ereignisse dich hinbringen, sitzt da und wartest, was als Nächstes passiert.
    Genau das tat ich. Ich saß da und wartete und sagte nicht zu mir selbst: Gib nicht auf , oder: Erinnere dich an die Churchill-Karte. Gib niemals auf.
    Im Grunde sagte ich überhaupt nicht mehr viel zu mir selbst. Ich war einfach zu müde und wartete nur ab, was als Nächstes passierte. Sie würden kommen, um mich zum Gefängnis zu fahren, und ich würde die nächsten 25 Jahre hinter Gittern verbringen, vielleicht auch länger. Was hatte es für einen Sinn, sich dagegen zu wehren? Niemand würde mir glauben, niemand würde mir helfen. Ich konnte nichts tun, außer mich treiben zu lassen.
    Nach einer Weile legte ich mich auf die Pritsche und döste.
    Vielleicht hatte ich wieder einen Albtraum, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass meine Augen plötzlich weit aufgerissen waren, mein Herz in der Brust hämmerte und Schweiß mein Gesicht verklebte. Ich schluckte und starrte hinauf an die Zellendecke, als mir ein eigenartiger und schrecklicher Gedanke in den Kopf kam.
    Alles, was du sagst, ist erfunden. Dein ganzes Leben ist eine Lüge.
    Der Gedanke war wie ein Flüstern, als hocke ein Unsichtbarer neben mir, die Lippen dicht an meinem Ohr, und flüsterte mir ganz leise etwas zu. Es war so leise, dass ich die Worte zuerst gar nicht hörte. Erst ganz langsam drangen sie in mein Bewusstsein.
    Dein ganzes Leben ist eine Lüge, hatte Detective Rose zu mir gesagt.
    Und jetzt flüsterte eine Stimme: Was, wenn er recht hat? Was, wenn es stimmt?
    Das war eine wirklich gute Frage.Was, wenn Detective Rose recht hatte? Was, wenn alles, was ich für wahr hielt, eine Lüge war, und alles, was ich für eine Lüge hielt, der Wahrheit entsprach? Was, wenn ich Alex wirklich umgebracht hatte? Was, wenn ich ein Schwindler war, der nur vorgab, ein guter Junge zu sein, aber in Wirklichkeit das Allerletzte war – ein Mörder? Was, wenn alles, was ich von mir selbst glaubte, alles, was ich noch von meinem Leben wusste, eine Lüge war? Es war doch möglich, oder? Schließlich konnte ich mich an ein ganzes Jahr meines Lebens nicht mehr erinnern. Wie sollte ich dann wissen, ob die Dinge, an die ich mich erinnerte, tatsächlich passiert waren?
    Alles, was du sagst, ist erfunden. Dein ganzes Leben …
    Ich setzte mich hin, legte den Kopf in die Hände und stöhnte.
    Verzweiflung stieg in mir auf und zeigte ihr wahres Gesicht. Diese Trägheit, diese bleierne Traurigkeit, diese schläfrige Passivität, nur darauf zu warten, was als Nächstes passiert: So hatte sich die Hoffnungslosigkeit an mich herangeschlichen, war in mich eingedrungen wie ein Spion, der in eine Stadt kommt und die Tore öffnet, damit der Feind hereinstürmen kann.
    Und jetzt ergriff die Verzweiflung mit voller Gewalt von mir Besitz: furchtbar, dumpf, qualvoll.
    Ich nahm die Hände vom Kopf und führte sie vor dem Mund zusammen. Ich wollte beten, aber ich konnte nicht. Sosehr ich es auch versuchte. Nicht einmal das konnte ich. Meine Angst war zu groß. Wieder hörte ich dieses anklagende Flüstern …
    Was, wenn es stimmt? Was, wenn dein ganzes Leben eine Lüge ist?
    Vielleicht war ich tatsächlich ein Mörder. Es konnte sein, dass ich all das

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