The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)
stechenden Blick. Daran konnte ich mich erinnern: dass Alex und ich uns angeschrien hatten, und an die Frau mit dem Hund, die sich umgedreht hatte, als sie unsere lauten, aufgebrachten Stimmen hörte.
»Dann bist du ihm in den Park gefolgt und hast ihn erstochen.«
»Nein!« Ich riss meine rechte Hand so ruckartig nach oben, dass die Handschellen an der Stange rasselten. Die Worte wurden in einem Schrei förmlich aus mir herausgeschleudert. »Das habe ich nicht getan!«
»Wieso weißt du das? Ich dachte, du kannst dich an nichts erinnern.«
»Daran kann ich mich erinnern.«
»Oh, das ist praktisch. Du hast einfach alles andere vergessen, außer, dass du unschuldig bist.«
»Ich habe es nicht getan. Ich könnte das gar nicht. Ich bin kein Mörder!«
Für eine Sekunde ging die Neonleuchte aus, und als sie wieder aufleuchtete, hatte sich das Gesicht des Detectives verändert. Das coole Lächeln war einem verärgerten, verächtlichen Grinsen gewichen, das seinen dünnen Schnurrbart umspielte.
»Weißt du, was komisch ist, Charlie?«, sagte er. »Ich bin schon eine ganze Weile Polizist, habe in der Großstadt gearbeitet, bevor ich nach Spring Hill kam. Ich habe jede Menge Leute verhaftet, viele schlimme Leute, ein paar wirklich schlimme. Aber ich hatte nie irgendwelche Gefühle für sie, ob positiv oder negativ. Sie hatten getan, was sie getan hatten, ich tat, was ich zu tun hatte, wir alle kannten die Spielregeln. Aber du, Charlie …« Er stand auf und trat dabei den Stuhl mit einem klappernden Geräusch von sich weg. »Bei dir war es anders.« Er schaute verächtlich von oben auf mich herab und bewegte dabei die Lippen so heftig, als wolle er einen schlechten Geschmack aus dem Mund loswerden. »Ich kann dich nicht leiden, Charlie. Und ich sage dir auch, warum. Nicht, weil du mich angelogen hast. Ihr beschissenen Mörder lügt alle, das ist nichts Neues. Aber du hast mich angelogen, und ich habe dir geglaubt! Darum geht es. Du hast mir in die Augen geschaut mit deinem typisch amerikanischen Gesicht, und ich habe geglaubt, dass du der bist, der du vorgibst zu sein. Der, für den dich alle halten. Der anständige Junge. Der Junge, der es kapiert hat, der hart arbeitet und das Richtige tut. Der Junge, der aufrecht geht wie ein Mann – so wie ein Mann gehen sollte jedenfalls. Ich habe geglaubt, dass du dieser Junge bist, Charlie. Du hast mich zum Narren gehalten. Ich weiß nicht, aber irgendwie kann ich dir das nicht verzeihen. Und ich werde dafür sorgen, dass es nie wieder passiert.«
»Sehen Sie mich an«, sagte ich flehentlich. Ich hob die rechte Hand, sodass sich die Handschelle an meinem Gelenk spannte. »Bitte, Detective Rose, sehen Sie mich an. Ich habe überall Wunden, Schnitte und Schrammen. Und ich habe Brandwunden … sehen Sie!« Ich versuchte, meine gefesselte Hand zu drehen, um sie ihm zu zeigen. »Hier, Brandwunden. Etwas ist mit mir passiert, das können Sie doch sehen! Ich war gefangen. Da waren Männer … im Wald. Ein ganzes Gelände. Sie nannten sich selbst The Homelanders. Sie haben mich geschlagen und versucht, mich umzubringen. Warum sollte ich mir das ausdenken?«
Er lachte, aber sein Lachen klang nicht belustigt. »Du denkst dir Sachen aus, seit ich das erste Mal mit dir geredet habe. Alles, was du sagst, ist erfunden. Soweit ich das beurteilen kann, ist dein ganzes Leben eine Lüge.«
»Wenn Sie bitte nur … meine Eltern anrufen könnten. Wirklich, sie werden Ihnen sagen …«
Die Neonleuchte ging mit einem lauten Knacken aus und wieder an. In diesem Sekundenbruchteil der Dunkelheit sprang Detective Rose nach vorn und stand plötzlich direkt vor mir. Er schlug mit der Hand wütend auf die Tischplatte.
»Deine Eltern können dir auch nicht helfen«, zischte er. »Du wurdest als Erwachsener vor Gericht gestellt und als Erwachsener verurteilt. Du hast 25 Jahre bis lebenslänglich wegen Mordes bekommen, und sie packen mit Sicherheit noch was drauf, weil du abgehauen bist.«
»Ich habe nichts getan!«, schrie ich. »Ich kann mich an nichts erinnern! Ich habe keine Ahnung, was los ist! Bitte! Bitte!«
Verzweiflung wallte in mir auf. Die Neonleuchte knackte und flackerte. Die Handschellen rasselten, als ich die Ellbogen auf den Tisch stützte und mein Gesicht in den Händen verbarg.
»Bitte! Jemand muss mir doch glauben.«
Aber als ich aufblickte, war Detective Rose bereits an der Tür. Er grinste noch immer höhnisch und schüttelte den Kopf, als sei er angewidert davon, was für eine
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