The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)
entscheiden. Sekunden, um mich zu befreien.
Der Wagen fuhr vor das geöffnete Schiebetor, und der Fahrer wandte sich an Detective Rose: »Soll ich Ihnen helfen?«
Detective Rose bewegte den Kopf hin und her, als würde er darüber nachdenken. Dann sagte er: »Ja, helfen Sie mir dabei, ihn reinzubringen. Danach können Sie zurückfahren.«
»Alles klar«, entgegnete der Fahrer.
Die beiden Vordertüren öffneten sich gleichzeitig, und die Männer stiegen aus. Detective Rose ging hinten um den Wagen herum zu meiner Tür. Der Fahrer – ein kleiner, kräftig aussehender Mann mit grobem Gesicht und grau melierten Haaren – war einfach stehen geblieben und wartete, eine Hand auf die offene Tür gestützt, neben dem Fahrzeug.
Jetzt stand Detective Rose vor meinem Fenster und öffnete die Tür. Ich versuchte, mich zu entspannen. Mich bereit zu machen. Tief durchzuatmen. Aber ich war so angespannt und elektrisiert, dass ich Mühe hatte, überhaupt zu atmen.
Detective Rose steckte seine Hand in den Wagen und packte mich am Ellbogen. Ich musste die Finger um die Handschellen legen, damit sie nicht herunterrutschten und mich verrieten.
»Pass auf deinen Kopf auf«, sagte der Detective.
Ich zog den Kopf ein, stieg aus und stand schließlich neben dem Wagen. Wir waren nur noch wenige Schritte vom Gefängnistor entfernt. In ein paar Sekunden würde ich da drin sein und keine Chance mehr haben.
Sekunden …
Aber die Sekunden schienen lang zu sein – unheimlich lang, als würden sie in Zeitlupe vergehen. Ich glaube, meine Angst war inzwischen so groß und meine Nerven waren so angespannt, dass mein Gehirn schneller arbeitete. Ich sah mich genau um und nahm alles auf, was vor sich ging. Alles erschien klar und deutlich und hob sich von der Welt im Hintergrund ab, wie die Bilder in diesen Pop-up-Büchern, die ich als Kind angeschaut hatte. Am Tor stand der Wachmann und wartete auf mich. Detective Rose schaute nach vorn. Der Fahrer griff nach meinem freien Ellbogen, während er die andere Hand ausstreckte, um die Fahrertür zu schließen. Ich erhaschte einen Blick auf das Armaturenbrett, auf den Schlüssel, der in der Zündung steckte.
Jetzt musste ich handeln.
Wie ein Zauberer, der einen Trick vorführt, befreite ich mich von den Handschellen. Als der Fahrer meinen Ellbogen greifen wollte, schoss meine Hand nach oben und wich seinem Griff aus. Ich packte ihn am Hemd. Er war stämmig, aber ich war so voller Adrenalin, dass ich wohl in der Lage gewesen wäre, ihn über meinen Kopf zu heben und bis ans Ende der Gasse zu schleudern. Stattdessen riss ich ihn an mir vorbei und stieß ihn mit voller Wucht gegen Rose.
Die beiden Männer prallten zusammen. Vollkommen überrascht verlor Detective Rose das Gleichgewicht, ließ meinen Ellbogen los und hielt sich an dem Fahrer fest, um nicht hinzufallen. Aneinandergeklammert kämpften die beiden um ihr Gleichgewicht und stolperten mehrere Schritte von mir weg. Das reichte mir. Ich packte die noch immer offene Tür des Polizeiwagens und sprang hinters Lenkrad.
Alles passierte rasend schnell. Der Wachmann, der am Gefängnistor stand, hatte überhaupt keine Zeit zu reagieren. Ich sah kurz sein Gesicht, als ich die Wagentür zuzog. Es war völlig ausdruckslos, als habe er überhaupt noch nicht begriffen, was sich da gerade abspielte.
Ich drehte den Zündschlüssel und trat aufs Gas. Als der Motor aufheulte, packte ich den Schalthebel und legte den Rückwärtsgang ein.
Irgendjemand schrie: »Hey!«
Ich sah, wie Detective Rose sich aufrappelte und der Fahrer nach der Pistole in seinem Holster griff. Dann schaute ich über die Schulter nach hinten: Mit quietschenden Reifen schoss der Wagen rückwärts durch die Gasse in Richtung Straße.
Als ich aus dem Schatten der Allee ins Licht fuhr, erlitt ich einen fürchterlichen Schock. Das vor Überraschung erstarrte Gesicht eines Obdachlosen erschien nur wenige Zentimeter vor der Fahrertür. Er war gerade dabei, die Gasse zu überqueren. Noch ein Schritt, und ich hätte ihn überfahren ... Zum Glück blieb er stehen und fluchte laut. Ich schoss an ihm vorbei, nahm den Fuß vom Gaspedal und riss das Steuer herum.
Wieder quietschten die Reifen, als der Wagen sich drehte und dabei eine Staubwolke aufwirbelte. Das laute Hupen eines Lieferwagens ertönte, der fast mit mir zusammengestoßen wäre, im letzten Moment aber ausweichen konnte.
Noch während der Wagen sich drehte, stellte ich den Schaltknüppel auf Drive. Ich schaute kurz in den
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