The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)
Rückspiegel und sah, dass Detective Rose wieder auf den Beinen war und nach seiner Pistole griff. Der Fahrer hatte seine Waffe bereits gezogen und zielte auf mich. Er hätte auf mich schießen können, aber er tat es nicht. Natürlich tat er es nicht, denn er war ein Polizist, einer von den Guten. Sie eröffnen nicht einfach das Feuer auf jemanden, der nicht zurückschießt.
Einen Augenblick später war seine Chance vertan. Ich trat das Gaspedal durch, und der Wagen bockte wie ein wildes Pferd, bevor er mit voller Geschwindigkeit die Straße hinunterraste.
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D AS O BDACHLOSENASYL
Der Fernseher in der Cafeteria war eingeschaltet. Auf dem Bildschirm war eine hübsche blonde Sprecherin hinter einem Schreibtisch zu sehen, die die Nachrichten verlas. Sie berichtete über die Ankunft von Minister Yarrow am Samstag. Yarrow habe eine persönliche Verbindung zum Gouverneur, sagte sie, und mache in Centerville Station, um sich mit ihm zu treffen. Von dort aus könne er über den Highway zum Ferienhaus des Präsidenten fahren und müsse nicht extra den Hubschrauber nehmen. Wegen der Sicherheitsvorkehrungen würde es daher in der Region zu Verkehrsbehinderungen kommen. Hinter ihr erschien eine Karte, auf der die Route des Ministers von Centerville bis zum Ferienhaus des Präsidenten gezeigt wurde.
Samstag. Also morgen. Und niemand wusste, dass der Minister ermordet werden sollte. Niemand außer mir.
Inzwischen war es dunkel geworden. Ich war einen ganzen, sehr langen Tag auf der Flucht gewesen und befand mich nun in einem Obdachlosenasyl.
Nachdem das Gefängnis einige Kilometer hinter mir lag, hatte ich den Streifenwagen stehen lassen; er wäre viel zu auffällig gewesen, die Polizei hätte mich innerhalb von Minuten gefunden. Zuerst war ich aber kreuz und quer zwischen den Häuserblocks herumgefahren, um mich anschließend zu Fuß durchzuschlagen. Ich überquerte verlassene Grundstücke und ging geduckt durch heruntergekommene Seitenstraßen, immer in der Hoffnung, meine Spuren verwischen zu können, bevor die Polizei meine Verfolgung aufnahm. Schließlich entdeckte ich ein verlassenes Lagerhaus, in dem ich mich verstecken konnte. Im dritten Stock gab es einen offenen Raum, wo einst Wände und Zimmer gewesen waren. Hier lagen nur noch Glasscherben, Geröll und Müll herum, und durch die zerbrochenen Fenster zog kalte Luft herein. Und es gab Ratten, große fette Ratten, die auf der Suche nach etwas Essbarem an den Wänden entlangschnüffelten.
Ich stand da und lauschte. Schon nach kurzer Zeit fingen die Sirenen an zu heulen, erst eine und dann immer mehr. Die Polizei schwärmte aus, um nach mir zu suchen. Nach einer Weile hörte ich sogar einen Hubschrauber. Seine Rotorblätter durchschnitten die Luft, während der Pilot das Gebiet absuchte. Ich setzte mich auf den Boden und wartete. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Wahrscheinlich würden sie bald die Hunde loslassen, die mich mit Sicherheit finden würden. Aber die Stunden vergingen, und ich hörte zwar noch mehr Sirenen, aber keine Hunde.
Niemand kam in das Gebäude.
Mehrere Stunden blieb ich so sitzen: abwartend, lauschend, voller Angst. Manchmal schlief ich kurz ein, dann setzte ich mich wieder auf, saß einfach nur da und dachte über alles nach. Ich versuchte, mir darüber klar zu werden, was ich als Nächstes tun sollte.
Ich war ratlos. Wieder befand ich mich auf der Flucht, genauso wie gestern, allerdings war es diesmal viel, viel schlimmer. Gestern hatte ich gedacht, nur die Bösen seien hinter mir her, und ich müsste einfach bloß zurück in die Zivilisation finden, meine Eltern oder die Polizei anrufen, und alles wäre wieder in Ordnung. Jetzt musste ich einsehen, dass die Polizei, die Guten, ebenfalls hinter mir her waren. Meine Eltern waren weggezogen. Ich wurde beschuldigt, meinen besten Freund umgebracht zu haben.
Alle waren gegen mich.
Nein, Moment mal – nicht alle. Da war dieser Mann. Der Mann, der mir ins Ohr geflüstert hatte, als sie mich in den Streifenwagen schoben, der meine Handschellen aufgeschlossen und gesagt hatte, ich sei ein besserer Mensch, als ich denke. Er war auf meiner Seite, wer auch immer er war. Wenn ich ihn finden konnte, oder diesen Waterman, würde mir einer von beiden helfen.
Vielleicht.
Doch ich hatte noch ein anderes, ein neues Problem, und zwar ein großes: Richard Yarrow, Heimatschutzminister. Der Mann, der die Aufgabe hatte, das Land vor dem Terrorismus zu beschützen. Aber ich war auf der Flucht, die
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