The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)
Ich hatte eine Fahrkarte bis nach Centerville gelöst, die mich 18 Dollar gekostet hatte. Von dem restlichen Geld hatte ich mir eine detaillierte Karte der Region gekauft und sie während der Fahrt studiert. Dabei war mir etwas aufgefallen: Wenn ich bis nach Centerville fahren würde, wäre es fast unmöglich, zur Indian Canyon Bridge zu gelangen, wo Richard Yarrow ermordet werden sollte. Da der Highway 153 aus Sicherheitsgründen gesperrt war, gab es keinen Zugang zur Brücke. Aber der Bus fuhr auf der Autobahn, die fast parallel zum Highway verlief und nur durch Wälder von ihm getrennt war. Cale’s Station lag direkt gegenüber der Brücke. Wenn ich den Berg überwand, um auf der anderen Seite hinunterzukommen, könnte ich mich der Wagenkolonne von Yarrow vielleicht in den Weg stellen und sie aufhalten, bevor sie die Brücke erreichte. Das wäre zumindest dramatisch genug, um den Secret Service in Alarmbereitschaft zu versetzen. Wenn ich die Agenten dann auf Orton aufmerksam machte, könnte ich sie vielleicht davon überzeugen, ihn zur Rede zu stellen.
Oder etwas in der Art.
Es war kein besonders toller Plan. Selbst wenn er funktionierte, hatte er einen entscheidenden Nachteil: Vielleicht konnte ich die Wagenkolonne aufhalten und den Secret Service davon überzeugen, dass Yarrow in Gefahr war, vielleicht konnte ich sogar das Leben des Ministers retten – ich würde aber auf jeden Fall von der Polizei verhaftet und für immer ins Gefängnis gesteckt werden. Vielleicht würde mein Einsatz zur Rettung Yarrows berücksichtigt werden. Ich stellte mir vor, dass der Präsident mich besuchen und zu mir sagen würde: Nun, Charlie, mein Junge, ich weiß zwar nicht, was das ganze Gerede soll, dass du Alex Hauser umgebracht haben sollst, aber ich danke dir für deinen Einsatz und begnadige dich.
Ja, schon klar, als ob so was passieren würde … Wahrscheinlich würde er eher sagen: Nun, Charlie, mein Junge, ich danke dir für deine Hilfe. Du musst mich unbedingt mal besuchen, wenn du in 25 Jahren wieder rauskommst.
Als ich aus dem Bus stieg und ins Freie trat, zitterte ich. Hier oben in den Bergen war es kälter als in der Stadt, und ich trug weiterhin nur die Jeans und das Flanellhemd, die Mrs Simmons mir gegeben hatte.
Ich stand vor dem Busbahnhof von Cale’s Station, einem kleinen, schachtelartigen Gebäude am Ende einer kurzen, ländlichen Hauptstraße, und ging dann auf die Tür zu.
Ich musste schnell auf die andere Seite des Berges gelangen. Es war bereits nach 11.00 Uhr. In weniger als einer Stunde würde sich die Wagenkolonne von Richard Yarrow in Bewegung setzen, um über den Highway Richtung Indian Canyon Bridge zu fahren. Selbst wenn ich sofort losging, musste ich mich beeilen, um ihn abzupassen.
Vorher musste ich jedoch noch eine Sache erledigen.
Im Gebäude des Busbahnhofs gab es nur einen Fahrkartenschalter, hinter dem niemand saß, ein paar Bänke an der Wand und ein altes Münztelefon.
Ich ging hinüber zu dem Telefon. Wie gesagt, ich war sicher, dass ich wieder ins Gefängnis musste, wenn das hier vorbei war. Wenn ich Glück hatte. Wenn ich kein Glück hatte, würde ich vielleicht selbst getötet werden. So oder so, ich wollte diese letzte Gelegenheit nutzen, um mich zu verabschieden.
Ich nahm den Hörer ab, drückte die Null für die Vermittlung und wählte die Nummer, die Beth auf meine Hand geschrieben und die ich so oft angeschaut hatte, dass ich sie auswendig konnte. Das ganze Jahr, das auf diesen Moment folgte, hatte ich vergessen. Die Telefonnummer aber nicht.
Die Frau von der Vermittlung meldete sich. Ich sagte ihr, ich wolle ein R-Gespräch für Beth von Charlie anmelden.Während ich wartete und das Freizeichen hörte, schaute ich mir über die Schulter, um sicherzugehen, dass mich niemand erkannte. Aber außer mir war kein Mensch in dem Gebäude.
»Hallo?«
Es war schmerzhaft, den Klang ihrer Stimme zu hören. Den gleichen Schmerz hatte ich im Bus empfunden, als ich aufwachte und begriff, dass meine Mom nicht wirklich nach mir rief, dass es nur ein Traum gewesen war. Es war diese Sehnsucht, wieder zu Hause zu sein, wieder in die Schule zu gehen, mit meinen Freunden zu reden, mir den Kopf über Differenzial- und Integralrechnung zu zerbrechen und Beth zu fragen, ob sie mit mir ins Kino gehen wolle. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als normal zu sein, mein Leben zurückzubekommen und mir keine Sorgen mehr machen zu müssen.
Ich öffnete den Mund, um zu sprechen, aber die Frau von
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