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The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)

The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)

Titel: The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Klavan
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hatte, verließ ich den Umkleideraum. Ichtrug meine Sporttasche und ging mit schleppenden Schritten und hängendem Kopf hinaus.
    Als ich aus dem Dojo kam und in das kleine Foyer trat, blieb ich an der offenen Tür von Mikes Büro stehen. Er saß in dem Drehstuhl hinter seinem metallisch grauen Schreibtisch und schaute sich etwas auf dem Computermonitor an.
    »Hey, Mike, es tut mir wirklich leid, was eben beim Kumite passiert ist«, sagte ich zu ihm.
    Er schaute auf. »Ja, ich habe es schon beim ersten Mal gehört. Du hast dich wie ein Mann entschuldigt, und Peter hat dir verziehen. Du musst dir deswegen keine Vorwürfe machen. Er hat recht, es ist im Eifer des Gefechts passiert. Du hast ihn ja nicht wirklich verletzt.«
    »Ich weiß.« Nach kurzem Zögern fügte ich hinzu: »Aber ich hätte es getan. Ich hätte weitergemacht, wenn Sie mich nicht aufgehalten hätten.«
    Mike zuckte mit den Schultern. »Dafür bin ich da, Armleuchter.«
    »Ja, aber Sie werden nicht immer da sein.«
    Er kippte seinen Stuhl schräg nach hinten, legte die Füße auf den Schreibtisch und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Dann lachte er, und seine Augen lachten mit. »Natürlich werde ich das. Ich bin dein Lehrer. Ich bin in deinem Kopf. Du wirst mich nie los, deshalb musst du aufpassen, von wem du lernst.«
    Ich wusste nicht, ob er mich auf den Arm nahm oder nicht. So war es oft mit Mike: Er sagte etwas, das sich ernst gemeint anhörte, aber unter seinem Schnäuzer war immer dieses Lächeln versteckt.
    »Warum erzählst du mir nicht, welche Laus dir über die Lebergekrochen ist?«, fragte er mich schließlich. »Was hat dich heute so wütend gemacht? Peter war es jedenfalls nicht, so viel ist sicher. Schon als du angefangen hast, habe ich gesehen, dass dir irgendwas gegen den Strich ging.«
    Das überraschte mich nicht. Mike beobachtete einen beim Karatetraining und wusste immer ziemlich genau, was man denkt. Ich hatte es schon sehr oft erlebt.
    Ich seufzte. Eigentlich konnte ich es ihm auch erzählen. »Wir haben da diesen Lehrer an meiner Schule …«, fing ich an. Dann erzählte ich ihm alles: Wie ich über Mr Sherman dachte, was er im Unterricht gesagt hatte und dass ich nicht wusste, wie ich ihm antworten sollte.
    Als ich fertig war, tat Mike etwas, das er sehr oft tut: Er fuhr sich lange mit Daumen und Zeigefinger über seinen Schnauzbart und strich ihn glatt. Deshalb konnte man nie sehen, ob er lächelte, selbst wenn man es vermutete.
    »Ich möchte dich etwas fragen«, sagte er dann. »Liebst du deine Mom?«
    »Was?«
    »Den weiblichen Teil deiner Eltern. Deine Mom. Liebst du sie?«
    »Ja, natürlich liebe ich meine Mom. Ich meine, sie macht sich zu viele Sorgen, aber eigentlich ist sie eine echt gute Mom. Eigentlich liebe ich sie sogar sehr.«
    »Beweise es.«
    Ich lachte. »Ich … also … das kann ich nicht … Ich …«
    Mike öffnete den Mund: »Äh, äh, äh.« Als mache er sich über mich lustig – genau wie Mr Sherman!
    »Schon gut, ich kann es nicht beweisen. Aber ich tue Dinge, die … Ich meine, sie weiß, dass ich sie liebe.«
    »Klar tut sie das. Weil du sie mit Respekt behandelst. Du möchtest, dass sie stolz auf dich ist. Du schenkst ihr ein wenig Zuneigung, wenn niemand zusieht, räumst vielleicht alle 50 oder 100 Jahre dein Zimmer auf oder so was in der Art.«
    »Ja, genau. Solche Dinge eben«, entgegnete ich.
    »Siehst du, das meine ich, Kumpel. Es gibt manche Wahrheiten, die kann man nicht beweisen. Manche Wahrheiten kann man nur leben. Dazu gehören die meisten wirklich wichtigen Wahrheiten – wie die in der Unabhängigkeitserklärung. Zuerst glaubst du sie einfach, aber dann lebst du sie und findest auf diese Art heraus, dass sie wirklich wahr sind.«
    »Okay«, sagte ich nachdenklich. »Das macht Sinn, glaube ich. Andererseits: Man könnte sich auch irren, nicht wahr? Man könnte etwas zuerst für wahr halten, diese Wahrheit dann leben und feststellen, dass man sich geirrt hat.«
    »Man könnte nicht nur, man tut es. Jeder tut das. Auf diese Art lernt man, es besser zu machen. Niemand kennt von Anfang an alle Antworten. Man findet sie im Laufe des Lebens heraus und lernt von den Menschen, die sie vor einem selbst herausgefunden haben. Wie gesagt, es kommt darauf an, wer deine Lehrer sind.«
    »Aber dann hat Mr Sherman ja irgendwie doch recht: Wenn man sich manchmal irren kann, wenn man etwas Falsches tun kann oder dein Land etwas Falsches tut, dann denkt man vielleicht, man sei einer von den Guten,

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