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The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)

The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)

Titel: The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Klavan
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dem Abend, als er ermordet wurde, zurMall gekommen, um sich mit Sensei Mike zu treffen? Warum? Warum hätten sich die beiden heimlich treffen sollen? Hunt hatte behauptet, Alex hätte Geschäfte mit Erwachsenen gemacht, mit Leuten aus der Stadt, die anständig und ehrbar wirkten, in Wirklichkeit aber in kriminelle Machenschaften verwickelt waren. Sagte er die Wahrheit, oder hatte er das alles nur erfunden, um sich wichtigzumachen? Oder war es vielleicht sogar möglich, dass Mike – der beste, klügste und netteste Lehrer, den ich je gehabt hatte – nicht der war, für den ich ihn hielt?
    All diese Gedanken schwirrten mir durch den Kopf, schienen förmlich zu rasen und ineinanderzukrachen, während ich in dem Civic saß und völlig in meine eigene Welt abdriftete. Als ich wieder zu mir kam, sah ich durch die Glasfront des Karatestudios, dass die letzte Lektion im Dojo zu Ende war. Die Schüler verneigten sich nach Karateart respektvoll vor der amerikanischen Flagge und vor Sensei Mike. Dann knieten sie sich hin und verharrten ein paar Minuten in Meditationshaltung. Schließlich wurden sie von Mike entlassen.
    Ich beobachtete, wie die Schüler Mike dabei halfen, den Dojo für den nächsten Tag aufzuräumen. Es war kurz vor zehn, als sie endlich fertig waren. Mike sah ihnen zu, wie sie ihre Trainingstaschen zur Tür trugen, und klopfte ihnen zum Abschied auf die Schulter. Dann fiel die Tür zu und Mike war allein. Er verschwand im Umkleideraum, um seinen Gi abzulegen und Straßenkleider anzuziehen.
    Noch ein paar Minuten blieb ich im Wagen sitzen und ließ den Blick über den Parkplatz wandern. Inzwischen war es spät geworden, und viele der Läden im Einkaufszentrum hatten geschlossen. Aber noch immer standen etliche Autos auf demParkplatz. Die Leute gingen in den Supermarkt, in eines der Restaurants oder zu Starbucks, die alle lange geöffnet hatten. Das war für mich von Vorteil, denn solange Menschen in der Mall waren, konnte ich mich unter sie mischen. In der Dunkelheit würde mich kaum jemand erkennen, und ich sah auch keine Streifenwagen auf Patrouille.
    Gerade als ich mich wieder nach vorn wandte, sah ich Mike aus dem Umkleideraum kommen. Er trug jetzt Jeans und ein graues Sweatshirt, auf dem vorn U.S. Army stand. Er ging durch den Dojo ins Foyer und dann in sein Büro.
    Ich bewegte mich schnell. Nachdem ich aus dem Wagen ausgestiegen war, steuerte ich direkt auf den Dojo zu, ohne nach rechts oder links zu schauen. Mein Herz klopfte wild. Wie würde Mike reagieren, wenn er mich wiedersah? Wie würde er reagieren, wenn ich ihn nach Alex fragte?
    Ich konnte Mike durch die Schlitze der Jalousien sehen, die vor dem Fenster seines Büros hingen. Er war dabei, den Laden dicht zu machen, stand an seinem Schreibtisch über den Computer gebeugt und fuhr ihn herunter. Für einen Augenblick erleuchtete das weiße Licht des Monitors sein Gesicht, dann ging es aus. Als ich den Eingang erreichte, konnte ich kaum noch atmen. Ich drückte die Tür auf und trat leise ein, aber Mike hörte es trotzdem, denn er rief aus dem Büro herüber: »Wir haben geschlossen!«
    Dann trat er in den Durchgang.
    Er sah nicht anders aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Nicht so wie meine Freunde – Teenager, die sich in einem Jahr so sehr verändern. Er hatte noch immer schwarze, ordentlich gekämmte Haare und den dicken Schnauzbart. Um seinen Mund spielte das permanente süffisante Grinsen, und in seinenAugen war noch immer dieses traurige, geheimnisvolle Lachen. Selbst jetzt, als er mich sah und wie angewurzelt stehen blieb.
    Es tat wirklich gut, ihn nach all der Zeit wiederzusehen. Ich hoffte, er würde mich nicht abweisen.
    Er zeigte keine großartige Reaktion, sondern schnaubte nur kurz. Das war alles. »Hey, Charlie«, sagte er.
    »Hey, Mike. Sie scheinen gar nicht überrascht zu sein, mich zu sehen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht überrascht. Und die Polizei wäre es auch nicht. Sie dachten sich schon, dass du herkommen würdest. Vielleicht solltest du besser vom Fenster weggehen. Ich mache die Jalousien zu.«
    Ich trat weiter in das Foyer und in den Durchgang zum Dojo. Mike ging zum Fenster und schaute kurz hinaus auf den Parkplatz, vermutlich, um sicherzugehen, dass dort kein Streifenwagen war. Dann zog er an einer Strippe, ließ die Jalousien herunter und drehte an dem Stab, sodass sich die Schlitze schlossen und uns von außen niemand sehen konnte. Währenddessen redete er die ganze Zeit weiter: »Heute Morgen hat

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