The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)
herum wurde es immer dunkler und das Restaurant war kaum noch zu erkennen.
»Okay«, sagte ich schließlich. »Okay, nur mal angenommen, ich würde mich Ihnen anschließen, was hätte ich dann zu tun?«
Das Licht wurde immer schwächer, bis die Wände des Restaurants in der Dunkelheit verschwanden, die sich über uns ausbreitete wie ein großer Fleck. Schon bald konnte ich Sherman kaum noch erkennen, obwohl er direkt neben mir saß.
Dann war alles schwarz.
Ohne etwas zu sehen, streckte ich die Hand aus. Sanfte Finger umschlossen sie und das gütige Gesicht einer Frau schwebte über mir.
»Mom ...?«, stöhnte ich leise und fiebrig.
»Es ist alles in Ordnung, Liebling.«
»Ich wollte dir nicht wehtun ...«
»Ich weiß. Schon gut.«
»Es tut mir so leid ...«
»Nein, du hast das Richtige getan.«
»Ich habe dich zum Weinen gebracht ...«
»Manchmal ist die Welt sehr traurig. Manchmal müssen Menschen weinen, so ist das eben.«
»Ich wollte nicht ...«
»Ich weiß. Mach dir keine Sorgen.«
Ich hielt ihre kühle Hand fest, die mir Trost spendete. Ihr Gesicht wurde abwechselnd undeutlich und wieder scharf. Mal dachte ich, es sei meine Mom, dann wieder war ich nichtsicher. Ich sehnte mich so sehr danach, meine Mom zu sehen, war es so leid, auf der Flucht und immer allein zu sein.
»Ma ...«, flüsterte ich.
»Scht«, flüsterte die Frau zurück. »Ruh dich einfach aus.«
Ich sank zurück in Träume und Erinnerungen.
Ich gelangte an einen merkwürdigen schattigen Ort. Es war eine Art Gartenlabyrinth, aber die Gänge wurden dort nicht von Hecken, sondern von hohen Spalieren gebildet. An den Spalieren rankten dornige Äste hinauf – wie Rosenbüsche, deren Blüten abgefallen waren. Mein Weg war abwechselnd in helles Licht und tiefe Dunkelheit getaucht. Irgendwo ganz in der Nähe hörte ich Stimmengemurmel.
»Die Gerichtsverhandlung wird fortgesetzt. Den Vorsitz hat Richter William Taggart.«
»Der Gerichtsdiener führt nun die Geschworenen herein.«
Es war meine Verhandlung. Während sie stattfand, irrte ich gleichzeitig in diesem seltsamen, kargen Gartenlabyrinth umher.
Ich bog um eine Ecke und trat auf einen dunklen Platz, das Zentrum des Labyrinths. Ich glaubte, dort eine Statue zu sehen, die Figur eines Mannes. Aber als ich stehen blieb, um genauer hinzuschauen, seufzte sie. Es war ein Mann aus Fleisch und Blut, der in den tiefen Schatten des Labyrinths auf mich wartete. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, nur seine Gestalt.
»Sind die Geschworenen zu einem Urteil gelangt?«, murmelten die Stimmen in der Ferne.
»Ja, das sind wir, Hohes Gericht. Wir befinden den Angeklagten, Charlie West, des Mordes mit bedingtem Vorsatz für schuldig.«
Ein lauter Schrei ertönte, der sich wie ein Messer in mein Herz bohrte.
»Charlie! Nein!«, gellte die Stimme meiner Mutter über das allgemeine Murmeln der Menge. Ihr Schrei brach ab und wurde zu einem verzweifelten Schluchzen, das von den Schlägen des Hammers übertönt wurde, mit denen der Richter versuchte, sich Gehör zu verschaffen.
»Ruhe, bitte!«
Langsam verstummten die Stimmen und schließlich hörte auch das Schluchzen meiner Mutter auf. Dann war es still in der Mitte des dunklen Labyrinths. Reglos stand ich da, vor mir die düstere, gespenstische Gestalt.
Nach einem kurzen Augenblick sprach sie zu mir: »Hallo, Charlie.«
Ich weiß nicht, warum, aber als ich diese Stimme hörte, lief es mir eiskalt über den Rücken. Vergeblich versuchte ich, das Gesicht des Mannes zu erkennen. Alles kam mir seltsam und unheimlich vor. Ich wusste, dass ich mich in einem Traum befand, aber ich wusste auch, dass er zum Teil real und eine Erinnerung an etwas war, das ich tatsächlich erlebt hatte.
»Du weißt, was jetzt passiert, nicht wahr?«, fragte die dunkle Gestalt.
Ich nickte und fing an zu zittern. »Ich komme ins Gefängnis.«
»Richtig. Aber nicht für lange. Die Homelanders haben bereits deine Flucht arrangiert. Und wir haben dafür gesorgt, dass du davonkommst.«
Wieder nickte ich, während mein Herz wild pochte.
»Hast du Angst?«, wollte der Mann wissen.
Ich zuckte mit den Schultern. Natürlich hatte ich einwenig Angst und war traurig, weil meine Mom wegen mir so leiden musste. Aber da war auch noch ein anderes Gefühl: Ich war aufgeregt, bereit für die Mission und für den Kampf.
»Ich komme schon klar«, sagte ich zu dem Mann im Schatten.
Seine Stimme wurde finster. »Du wirst eine gefährliche Welt betreten, Charlie, eine Welt voller
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