The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)
Langsam bewegte ich mich darauf zu und schaute hinaus.
Von hier aus sah ich die Gebäude auf dem Übungsgelände, große Baracken und Wachtürme, umgeben von einem hohen Stacheldrahtzaun und dem tiefschwarzen, ausgedehnten Wald dahinter. Die Bauten des Geländes waren in den nächtlichen Schatten versunken – mit einer Ausnahme. In einem Gebäude auf der anderen Seite des Wegs, drüben beim Zaun, brannte ein gelbes Licht im Fenster. Davor stand ein Jeep.
Jetzt erinnerte ich mich wieder. Ich hatte in der Baracke im Bett gelegen. In den Etagenbetten um mich herum schliefen die anderen Rekruten. Dann hatte ich gehört, wie der Jeep angekommen war und jemand den Wachen befohlen hatte, das Tor zu öffnen. Das Geräusch von Autoreifen auf dem Weg, der Motor wurde abgeschaltet, dann leises Stimmengemurmel, Männer begrüßten einander.
Ich hatte mich umgeschaut, wollte sichergehen, dass die anderen Rekruten tatsächlich schliefen. Leise war ich aufgestanden, um nachzusehen, was draußen vor sich ging.
Deswegen war ich nur in Jogginghose und T-Shirt auf dem Flur. Ich spürte den splittrigen Holzboden unter meinen nackten Füßen.
Prince .
Natürlich, er war in dem Jeep gewesen. Ich hatte seine Stimme erkannt, deshalb riskierte ich es, entdeckt – und womöglich sogar erschossen – zu werden.
Als ich den Blick über das Gelände wandern ließ, sah ich einen Mann in dem linken und einen in dem rechten Wachturm. Beide hielten ein Präzisionsgewehr. Zwei weitere Wachmänner standen bei dem erleuchteten Gebäude direkt gegenüber und unterhielten sich leise. Ich konnte nicht sehen, ob in den Schatten des Geländes noch andere Wachen auf Posten waren, aber ich nahm es an.
Die Wachposten draußen vor dem erleuchteten Gebäude beendeten ihre Unterhaltung. Sie trennten sich und gingen in verschiedene Richtungen davon, um ihre Kontrollrunde auf dem Gelände zu machen. Jeder von ihnen hatte eine AK- 47 über die Schulter geschnallt.
Kaum sah ich sie fortgehen, setzte ich mich in Bewegung.
Geduckt schlich ich die letzten Schritte den Barackenflur hinunter bis zur Tür. Als ich hinausschlüpfte, umfing mich die Nachtkühle. Der Mond war nur eine schmale Sichel, aber er stand über den Bäumen jenseits des Zauns und erleuchtete die offene Fläche des Geländes mit seinem schwachen Schein. In diesem Licht sah ich die Silhouetten der Wachmänner in den Türmen, die mit dem Rücken zum Gelände standen und nach Eindringlingen aus dem umliegenden Wald Ausschau hielten. Die anderen beiden Wachen entfernten sich weiter, der eine nach links, der andere nach rechts.
Mit gesenktem Kopf lief ich, so schnell ich konnte, über die offene Fläche. Ich machte lange, flinke Schritte und achtete darauf, dass meine nackten Füße kein Geräusch verursachten, wenn sie den Boden berührten.
Nach wenigen Sekunden hatte ich endlich das gegenüberliegende Gebäude erreicht – schreckliche Sekunden, in denen ich vollkommen schutzlos war. Hätte einer der patrouillierenden Wachposten mich gehört oder einer der Männer in den Türmen hinuntergeschaut und mich gesehen, dann hätten sie sicherlich sofort das Feuer eröffnet.
Keuchend presste ich mich an die Außenwand und versuchte, im Schatten zu bleiben. Das Licht schien durch das Fenster und fiel direkt vor meinen Füßen auf die Erde. Aber der Mond stand noch immer niedrig genug, um am unteren Teil des Hauses einen schmalen Schattenstreifen zu werfen, in dem ich mich verstecken konnte.
Dort, wo ich stand, hörte ich nur undeutliches Gemurmel. Es klang, als wären es zwei oder drei Personen. Ich spitztedie Ohren und lauschte, konnte aber nichts verstehen. Ich musste näher heran.
Nachdem ich tief eingeatmet hatte, schaute ich kurz über die Schulter und sah einen der Wachmänner. Er entfernte sich noch immer, kam aber allmählich zu dem entlegensten Gebäude am Stacheldrahtzaun, unter dem Wachturm. Dort würde er wahrscheinlich kehrtmachen und zurückkommen, direkt auf mich zu.
Der zweite Wachmann war verschwunden. Verzweifelt spähte ich in die Dunkelheit, konnte ihn aber nirgends entdecken. Vielleicht war er hineingegangen, oder er lief um das Gebäude herum und würde mich gleich überwältigen. Aber ich hatte keine Zeit, es herauszufinden.
Die Stimmen drinnen wurden lauter.
»Wir haben keine andere Wahl«, sagte jemand mit Nachdruck. Es war Prince. »Wir müssen zuschlagen, sobald sich die Gelegenheit bietet.«
Ich schlich mich näher an das Fenster heran, bis meine nackten Zehen in
Weitere Kostenlose Bücher