The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)
Zeiten härter und den Bauherren ging das Geld aus. Das Ding wurde nie fertig und steht jetzt leer und verlassen da draußen hinter dem Highway. Na ja, fast.«
Ich kniff die Augen zusammen, denn ich wusste nicht, was er meinte. »Fast?«
»Fast verlassen. Ein paar von unseren Freunden arbeiten da. Sie graben, wenn du verstehst, was ich meine.«
Langsam dämmerte es mir, aber ich schüttelte trotzdem den Kopf, damit er auch alles genau erklärte.
»Die Mall hat ein komplettes Abwassersystem«, fuhr Blade fort. »Dieses System ist mit der Kanalisation der Stadt verbunden, und die ist wieder an ein Klärwerk angeschlossen, in das auch das Abwasser aus diesem Gefängnis fließt.«
»Du meinst, es gibt eine Verbindung zwischen dem Abwassersystem des Gefängnisses und den Rohren, die zu dieser verlassenen Mall führen?«
»Ja, genau das meine ich.« Blades verträumte Augen wanderten hin und her, als er weiterredete. »Unsere Freunde arbeiten rund um die Uhr, um die beiden Systeme unterirdisch zu verbinden. Wenn sie durchbrechen, entsteht einTunnel, der von der Kanalisation direkt hier in diesen Hof führt.«
»In den Hof? Was soll das bringen?«, fragte ich skeptisch. »Wir sind von Gewehren umgeben. Sobald sie durchbrechen und an die Oberfläche kommen, eröffnen die Wärter das Feuer.«
Wieder grinste Blade breit. Dann schüttelte er den Kopf. »Wie der Zufall es will, gibt es im ganzen Knast genau eine Stelle, wo keiner was von einem Durchbruch mitkriegt.«
Ich überlegte kurz, verstand aber immer noch nicht.
»Der Anbau«, verriet Blade mir dann.
Als er das Wort aussprach, schaute ich reflexartig hinüber zu dem klotzigen Blocksteinbau an der Ecke des Hofs. Ein kalter Wind fegte über mich hinweg, und ich bekam eine Gänsehaut beim Anblick all dieser grinsenden, üblen Typen um mich herum.
»Der Anbau«, wiederholte ich leise.
»Es ist die Burg des Hofkönigs. Er ist die meiste Zeit allein drin, und das findet er gut. Niemand sieht, was er tut, niemand hört, was er sagt, und niemand weiß, was er vorhat. Wenn unsere Freunde im Anbau durchbrechen, ist außer Dunbar sehr wahrscheinlich keiner da.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ja, und? Dunbar braucht keine Hilfe, um den Alarm auszulösen. Er muss nur schreien …«
»Aber er wird nicht schreien«, schnurrte Blade. »Er wird gar nichts tun.«
»Ach ja? Und warum nicht?«
Wieder frischte der Wind auf, und wieder grinste Blade in die Runde.
»Der Hofkönig ist nachtragend«, bemerkte er.
Ich schnaubte und lächelte freudlos. »Ja, das ist mir auch schon aufgefallen.«
»Das glaube ich dir. Hat er dich einmal auf dem Kieker, ist er erst zufrieden, wenn er deinen Willen gebrochen oder dich getötet hat. Solange er nicht überzeugt ist, dass du in Furcht vor ihm lebst, und nicht sieht, dass du im Staub kriechst, wenn er vorbeigeht, lässt er dich nicht in Ruhe.«
»Ich weiß, ich weiß.«
»Gut. Im Moment hat Hofkönig Dunbar nämlich dich auf dem Kieker, mein junger Freund.«
Ich nickte. »Das stimmt. Er hat mir versprochen, mich bei der ersten Gelegenheit, die sich ihm bietet, wieder in den Anbau zu schleppen.«
»Nun, wir werden ihm diese Gelegenheit verschaffen«, murmelte Blade. »Am 30 . Dezember. Fünf Tage nach Weihnachten.«
»Der 30 ., sagst du?«
»Ja, genau. Dann ist der Tunnel fertig. Früher geht es nicht.«
Ich seufzte. Ein Tag vor Silvester. Wie sollte ich Prince da noch rechtzeitig finden, geschweige denn ihn aufhalten?
»Beim Hofgang am 30 . zettelst du einen Streit mit mir an. Wir prügeln uns. Der Rest erledigt sich von selbst.«
»Dunbar lässt mich von seinen Gorillas in den Anbau schleifen, damit er mich windelweich prügeln kann.«
Blade lachte auf, und im gleichen Augenblick blies mir eine kalte Böe ins Gesicht. Ich weiß nicht, was von beidem mich mehr frösteln ließ. »Genau das wird er tun. Und wie wir bei unserem letzten Ausflug in den Anbau erfahrenhaben, verschwinden die Aufseher, sobald sie dich reingebracht haben.«
»Stimmt. Er will keine Zeugen.«
»Und deshalb wirst du ganz allein mit Hofkönig Dunbar sein, wenn unsere Freunde dort durchbrechen und uns den Weg nach draußen frei machen.«
Ich suchte in Blades Augen vergeblich nach einer Spur von Menschlichkeit. »Das ist also dein Masterplan? Du meinst, Dunbar würde keinen Alarm auslösen, weil er zu sehr damit beschäftigt ist, mich zu Brei zu schlagen?«
Blades Lachen ging mir durch Mark und Bein. »Nein, nein, Kleiner. Nein, nein. Mein Masterplan
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