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The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)

The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)

Titel: The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Klavan
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sieht vor, dich mit einem Messer zu bewaffnen«, stellte er klar und setzte sein breitestes Grinsen auf. Dann legte er mir die Hand auf die Schulter.
    »Dunbar wird keinen Alarm auslösen, weil du ihn tötest.«

TEIL ZWEI

 13 

M IKE
    An Heiligabend kam Sensei Mike. Ich setzte all meine Hoffnung auf seinen Besuch.
    Ich saß auf meinem Hocker im Besuchsraum, links und rechts von mir je ein Häftling. Hinter uns ging ein Wärter auf und ab. Durch die Plexiglasscheibe sah ich Mike den Gang hinaufkommen. Allein sein Anblick gab mir Kraft und für eine Sekunde dachte ich: Es wird funktionieren. Alles wird gut.
    Mike trug Jeans, ein Hawaiihemd und eine Sportjacke. Für mich sah er immer irgendwie komisch aus, wenn er nicht seinen Karateanzug anhatte. Er war ein großer, schlanker Mann mit breiten Schultern und dichtem schwarzen Haar, auf das er sehr stolz war. Hinter seinem dicken schwarzen Schnauzbart schien sein Mund immer zu einem spöttischen Lächeln verzogen zu sein. Auch in seinen Augen blitzte stets ein Lächeln – sogar jetzt. Mike hatte einige ziemlich schlimme Dinge in den Kriegen im Nahen Osten erlebt und begriffen, dass es nicht allzu viel im Leben gab, das man ernst nehmen sollte. Nur das, was wirklich zählte.
    In seinem Studio in der Mall in Spring Hill, meiner Heimatstadt, hatte Mike mir Karate beigebracht. Aber er hatte mich noch so viel mehr gelehrt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Nicht nur richtig zu denken, sondern auchwirklich zu leben. Ich hatte als kleiner Junge mit dem Kampfsport begonnen, und als ich schließlich den Schwarzen Gürtel bekam, war ich dank Mike ein ganz anderer Mensch geworden.
    Nicht nur, dass ich jetzt kämpfen und mich selbst verteidigen konnte – obwohl sich das in der letzten Zeit schon oft als verdammt praktisch erwiesen hatte. Es war eher die Art zu denken, die Mike mir vermittelt hatte. Als habe er mich genau die Dinge in Worten und Lektionen gelehrt, in denen schon mein Vater mir ein Vorbild war. Egal in welcher Situation ich mich auch befand, ob meine Gegner in der Überzahl waren, ob ich überlistet wurde, oder ob ich gar am Ende meiner Kräfte war – ich konnte mir immer eine einfache Frage stellen: Wie kann ich stärker und besser daraus hervorgehen? Mike redete nicht viel über Gott oder Religion. Manchmal sah ich ihn in seinem Büro, wie er in der coolen Bibel mit dem Tarneinband blätterte, die sie ihm in der Army gegeben hatten. Aber er sprach selten darüber. Er redete nur über Karate und meinte, ob man gut oder schlecht kämpfte, ob man gewann oder verlor, ob man Glück hatte oder Pech, es gäbe immer einen Weg nach vorn – einen Weg, der zu einem besseren und stärkeren Leben führte. Wenn man ihn nur entschlossen genug suchte, würde man ihn immer finden, selbst wenn man den Kampf verlor, selbst wenn man alles verlor. Sobald man diesen Weg gefunden hatte, konnte man eigentlich gar nicht mehr verlieren.
    All das brachte er mir durch die Wettkämpfe bei, die ich bestritt, und in den hammermäßigen Übungen und Prüfungen, die ich für meine Gürtel ablegen musste. Allein das Wissen, dass es immer einen Weg gab, veränderte mich innerlich.Ich glaube, dass ich dadurch lernte, ein Mann zu sein. Und dafür war ich Mike dankbar. Kurz: Es gab niemanden auf der Welt, dem ich mehr vertraute als ihm.
    Als Sensei Mike den Gang herunterkam und sich mir gegenüber auf den Hocker setzte, mich durch die Scheibe anschaute und nach dem Hörer griff, fühlte ich mich augenblicklich besser.
    Ich nahm meinen Hörer ebenfalls ab und nickte ihm zu. Ein paar Sekunden sagte keiner von uns etwas.
    Dann meinte Mike: »Da hast du dich ja wieder ganz schön in Schwierigkeiten gebracht, Armleuchter. Ich kann dich nicht mal zehn Minuten allein lassen.«
    Ich musste lachen. Es kam mir vor, als hätte ich zum ersten Mal seit hundert Jahren wieder gelacht. Seine Stimme schien mein Rückgrat regelrecht zu stählen.
    »Wie behandelt man dich im schlimmsten Gefängnis des Landes?«, erkundigte er sich. Er schaute mir fest in die Augen, und ich wusste, dass er die Antwort dort lesen konnte.
    Also sagte ich nur: »Hey, kein Problem. Es ist genauso wie auf der Highschool – nur mit Mördern.«
    Seine Lippen kräuselten sich unter dem Schnauzbart. »Das könnte man ja fast als Verbesserung betrachten.«
    »Genau.«
    Wieder schwiegen wir. Ich wollte ihm so viel sagen, wollte ihm die Wahrheit über diesen schrecklichen Knast und all die grausamen Dinge erzählen, die ich hier

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