The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)
unter Verbündeten zu sein.
»Wie läuft’s?«, erkundigte sich Rose bei ihnen.
»Na ja, ich habe schlechte und sehr schlechte Nachrichten«, meinte Milton eins beiläufig. »Welche wollen Sie zuerst hören?«
»Zuerst die schlechten, damit ich mich auf die sehr schlechten vorbereiten kann«, antwortete Rose.
Milton eins sprach im gleichen beiläufigen Ton weiter, aber sein Blick verriet, dass er uns etwas wirklich Übles mitzuteilen hatte. »Nichts ist 100 Prozent sicher, aber alles spricht dafür, dass Prince das Zeug bekommen hat, hinter dem er her war.«
Rose stieß einen langen, resignierten Seufzer aus.
»Das C.O.?«, hakte ich nach.
Er nickte.
»Was ist das eigentlich?«
Die Antwort gab mir Milton eins. »C.O. steht für Cylon Orange, eine chemische Waffe, die in der Sowjetunion entwickelt wurde.«
»Nach dem Ende der UdSSR verschwand ihr geringer Vorratan C.O.«, ergänzte Rose. »Wir hatten schon immer die Befürchtung, jemand würde versuchen, es an einen Schurkenstaat oder andere Übeltäter zu verkaufen.«
»Und jetzt glauben Sie, dass Prince es hat?«
»Sieht so aus.«
»Sechs Kanister davon auf jeden Fall«, fügte Milton eins hinzu.
Sechs Kanister … Das ist mehr als genug. Sechs Kanister kann ein einzelner Mann tragen. Es ist nicht mehr zu verhindern, selbst wenn ich es allein durchziehen muss.
»Wie wirkt es?«, fragte ich weiter.
»Die Kanister enthalten inaktives, flüssiges C.O. Man braucht sie nur in ein Gerät von der Größe eines Rucksacks zu stellen. Sobald dieses Gerät aktiviert ist, wird eine Säure in die Kanister geleitet, und das C.O. verwandelt sich in ein tödliches Giftgas.«
Einen Augenblick stand ich schweigend da und versuchte, mir das Ganze vorzustellen.
Dann erklärte Rose: »C.O. ist vor allem wegen seiner Dichte interessant. Sechs Kanister reichen aus, um vier Häuserblocks in einer Großstadt auszulöschen.«
Daraufhin sagte keiner mehr etwas. Mein Mund wurde trocken und mein Herz schlug so schnell, dass ich dachte, die anderen müssten es hören. »Vier Häuserblocks in New York City an Silvester …«
»Wie viele Menschen sind das wohl?«, überlegte Mike und warf Rose einen fragenden Blick zu.
Rose legte den Kopf auf die Seite. »Wenn es am Times Square passiert? Keine Ahnung. Könnten mindestens eine Million Menschen sein.«
Ich öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Eine Million Menschen! Das Große Sterben.
»Sie sollten die Stadt abriegeln«, schlug ich schließlich vor. »Die Feier absagen, Brücken und Tunnel absperren.«
Wieder herrschte Schweigen. Alle nickten bedächtig mit dem Kopf.
Dann sagte Milton eins leise: »Und jetzt die sehr schlechte Nachricht.«
Angespanntes Warten.
»Ich habe alles zusammengetragen, was ich bekommen konnte. Alle Aufzeichnungen, jede Korrespondenz, die nicht unwiederbringlich zerstört wurde. Es gibt keine Daten mehr, die ich noch auswerten könnte. Und nirgendwo habe ich einen Hinweis darauf gefunden, wo Prince hinwill und was genau er vorhat. Nichts.«
Ich schaute von Milton eins zu Rose und dann zu Mike.
»Was soll das heißen?«, fragte ich. »Was ändert das? Wir wissen doch, dass Prince nach New York will …«
»Nein, das wissen wir eben nicht«, korrigierte Rose mich. »Wir nehmen es an. Du nimmst es an. Du meinst, dich zu erinnern …«
»Aber ich erinnere mich wirklich!«
»Du erinnerst dich an nichts Bestimmtes, Charlie. Es ist so, wie ich gesagt habe: Die Regierung erhält ständig Dutzende von Drohungen wie diese, besonders vor Feiertagen. Sie können nicht einfach jede Stadt im Land abriegeln und alle Menschen in Panik versetzen. Solange wir nichts Konkreteres haben …«
»Aber …«, wollte ich protestieren, doch seine Miene und ein Blick auf Mike ließen mich verstummen. Wenn es etwasgegeben hätte, das sie tun konnten, hätten sie es längst getan.
Die Stille, die sich dann ausbreitete, war fast unerträglich. Alle saßen oder standen herum, ohne ein Wort zu sagen. Wahrscheinlich dachten sie wie ich an die Million Menschen auf dem Times Square, an Prince, die Kanister mit dem Giftgas …
Selbst wenn ich es allein durchziehen muss, das Große Sterben ist nicht mehr aufzuhalten.
Ich spürte förmlich, wie die Zeit verging, wie die Nacht voranschritt und der Tag anbrach …
Je länger das Schweigen anhielt, desto mutloser fühlte ich mich.
Und dann stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass mich alle ansahen. Sie sagten nichts, weil sie auf eine Reaktion von mir
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