The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)
eine andere.«
»Bleib cool, Kumpel. Du schaffst das.«
Ich nickte. Da vorn war tatsächlich ein Park! Ich erkannte die kahlen Äste einer Gruppe winterlicher Bäume und dahinter eine freie Fläche: ein langer Rasenstreifen. Wenn ich die Cessna über den Baumwipfeln halten konnte, würde ich versuchen, genau dort zu landen. Aber es würde alles andere als leicht werden, zumal meine Muskeln so angespannt waren, dass ich mich kaum bewegen konnte.
»Du hast doch schon Flugzeuge gelandet, oder nicht?«, fragte Rose nervös.
»Natürlich«, antwortete ich und dachte: auf Flugplätzen. Mit langen, flachen Landebahnen und einem Fluglehrer neben mir, der mir sagte, was ich zu tun hatte. Und mit einem Flugzeug, bei dem der Motor lief, sodass ich es hochziehen, eine Schleife fliegen und es noch einmal versuchen konnte, falls ich einen Fehler gemacht hatte. Aber so ganz allein lagen die Dinge ein wenig anders. Außerdem hatte ich nur einen Versuch. Ach ja, und bevor ich’s vergesse: Das Flugzeug brannte.
»Du machst das schon«, ermutigte mich Mike, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Ich freute mich, dass er so viel Vertrauen zu mir hatte. Das war immerhin schon einer.
Die Cessna sank weiter, hüpfte und schlingerte bei jedem Windstoß, und das Steuer in meiner Hand wackelte.
Unter uns wurde es jetzt ziemlich dunkel, aber ich konnte die Bäume noch immer erkennen, und das Feld dahinter wurde umso deutlicher, je näher wir kamen. Ich spürte die Polizeihubschrauber, die neben und über uns flogen, aber ich wagte nicht, hinzusehen. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mich zu vergewissern, dass keine Menschen in dem Park waren, die mir in die Quere kommen könnten. Das wäre eine Katastrophe. Aber mit Anbruch der kalten Winternacht schien sich der Park geleert zu haben.
Ich schreckte zusammen, denn aus dem Augenwinkel bemerkte ich im Fenster neben mir eine Flamme. Als ich hinsah, war sie verschwunden, aber ich roch noch den Rauch. Das Feuer breitete sich aus.
Die Zeit lief ab.
Dunkelheit hüllte uns ein, als wir auf die Baumwipfel zuglitten. Die Maschine näherte sich dem Rasenstreifen, der aber leider nicht so eben war, wie es von Weitem den Anschein gehabt hatte. Ich sah die Bodenwellen, die leichte Steigung und auch die Hindernisse: Mülleimer, Bänke und Sandkästen. Es war kaum genügend Platz, um das Flugzeug sicher herunterzubringen.
Aber ich hatte keine andere Wahl. Die Cessna sank unaufhaltsam, und ich konnte sie nicht wieder nach oben bringen, so viel stand fest. Mein Herz hämmerte wild, als ichdicht vor mir die Baumkronen sah. Immer und immer wieder betete ich das Vaterunser. Fast kam ich mir vor wie eine Schallplatte mit einem Sprung.
Dann lief alles wie im Zeitraffer ab. Das Ende kam unglaublich schnell.
Wir segelten haarscharf über die Bäume hinweg, bis sich plötzlich der dunkle Boden vor uns erhob wie der Rücken eines Tieres. Ich fuhr die Landeklappen aus und riss am Steuerhorn. Der Rasenstreifen kam immer näher, der Park raste an den Fenstern vorbei.
Einen letzten Moment waren wir noch in der Luft, dann setzten die Reifen hart auf. Der Ruck war so heftig, dass ich in meinem Sicherheitsgurt nach vorn katapultiert wurde und meine Zähne aufeinanderschlugen. Die Cessna hüpfte, hob wieder vom Boden ab, um dann noch härter aufzusetzen. Ich versuchte, sie mit den Fußpedalen unter Kontrolle zu bekommen, aber die Nase neigte sich immer mehr zur Seite.
Dann drehte sich die Maschine und kippte um. Ein scheußliches Bersten war zu hören, als das Fahrgestell unter uns zusammenbrach und der Flügel sich in die Erde bohrte. Dann folgte ein lautes Krachen, als sei etwas hinten auf den Rumpf geknallt. Schließlich blieb das Flugzeug auf der Seite liegen.
Es war vorbei, wir waren unten.
Alles war still. Benommen blieb ich sitzen.
Plötzlich schrie Mike: »Steig aus, Charlie! Schnell raus – bevor sie explodiert!«
Seine Stimme brachte mich wieder zur Besinnung. Sofort befreite ich mich aus meinem Sicherheitsgurt, ertastete imDunkeln die Türverriegelung, drückte die Tür auf und stolperte hinaus in die kalte Dezembernacht.
Heilloses Durcheinander. Das Flugzeug brannte, die zerknautschte Silhouette gewann immer schärfere Konturen, je höher die Flammen schlugen. Über mir standen die Polizeihubschrauber in der Luft und richteten das weiße Licht ihrer Scheinwerfer auf mich. Ich hörte ihre Rotoren nicht, hatte nur das heftige Pochen meines Herzens in den Ohren.
Dann riss ich mir den Kopfhörer
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