The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)
murmelte ich. Die Worte waren wie eine kleine Flamme der Hoffnung, die in mir aufflackerte.
Der FBI-Beamte mit Halbglatze nickte wieder. »Ja, er lebt noch.«
Sein Kollege, ein kleiner, schmächtiger Typ mit roten Haaren, kniete auf dem Gleis und schaute in den Rucksack. »Hier ist es. Es sieht so aus, wie sie gesagt haben. Wir sollten besser die Sprengstoffexperten rufen.«
»Wir haben einen Toten!«, rief jemand aus dem Tunnel hinter mir.
»Das ist Prince«, erklärte ich dem mit der Halbglatze. »Er war einer der Homelanders. Er hat versucht …«
»Wir wissen, wer er war, und wir wissen auch, was er vorhatte«, teilte er mir mit. Dann legte er mir die Hand auf die Schulter und meinte: »Dein Freund Rose hat es uns gesagt.«
Ich schaute ihn verwirrt an. »Soll das heißen, dass Sie ihm endlich glauben?«
»Sieht so aus, oder?«, lachte er.
Für eine Sekunde wusste ich nicht, was das bedeutete. Aber dann begriff ich, dass es vorbei war. Endlich war es vorbei und die Menschen kannten die Wahrheit. Sie hatten erfahren, was geschehen war, und verstanden, warum ich tun musste, was ich getan hatte. Ich war nicht mehr allein.
Mein Blick trübte sich, als mir die Tränen in die Augen schossen. Nicht allein. Nie allein.
Die beiden FBI-Beamten wechselten einen Blick.
»Sieht so aus, als hätte der Junge halb New York gerettet«, meinte der Rothaarige.
Der mit der Halbglatze lächelte schief und nickte. Dann hob er das Kinn und wies den uniformierten Polizisten neben mir an: »Nehmen Sie ihm die Handschellen ab.«
»Aber sollten wir nicht …«, wollte der NYPD-Beamte einwenden.
»Tun Sie einfach, was ich sage«, unterbrach ihn der FBI-Mann.
Der Polizist schloss die Handschellen auf und nahm sie mir ab. Ich rieb mir die Handgelenke, um das Kribbeln zu vertreiben.
»Bedeutet das …?«, fing ich mit brüchiger Stimme an. Ich schluckte. »Bedeutet das, dass ich nicht wieder ins Gefängnis muss?«
Wieder lachte der mit der Halbglatze und schaute zu dem Rothaarigen, der grinsend den Kopf schüttelte.
»Ich mache die Gesetze nicht, Junge, und ich kann auch nichts versprechen. Aber wenn es nach mir ginge, hättest du einen Orden und eine Parade verdient«, meinte er und klopfte mir auf die Schulter. »Frohes Neues Jahr!«
E PILOG
Ich lag in meinem Bett, die warme Decke bis zum Kinn hochgezogen. Die Matratze war weich und bequem. Gleich würde es Frühstück geben. Der Duft von gebratenen Eiern stieg mir von unten aus der Küche in die Nase. Jeden Augenblick würde mich meine Mutter vom Fuß der Treppe aus rufen. Ich würde mich anziehen, hinuntergehen, wo mein Vater und meine Schwester schon am Tisch saßen. Nach dem Frühstück wurde es Zeit für die Schule. Meine Freunde erwarteten mich. Und Beth …
»West.«
Ich fuhr aus meinem Traum hoch. Verwirrt schaute ich mich um. Ich saß auf einem von mehreren Plastikstühlen, die in einer Reihe an der gekachelten Wand eines Gangs befestigt waren. Eine Krankenschwester ging vorbei, und dann noch eine, die einen alten Mann im Rollstuhl schob.
Der Rücken tat mir weh. Ich setzte mich anders hin und bemerkte, dass ich einen Trainingsanzug trug. Mein Arm war verbunden und ich spürte, dass meine Rippen bandagiert waren. Als ich die Hand zum Kopf hob, ertastete ich einen weiteren Verband an meiner Stirn.
Dann erinnerte ich mich: Ich war auf dem Gang eines Krankenhauses in Manhattan. Es war Neujahr, nein, der Tag danach, der 2 . Januar. Ich war schon seit zwei Tagen hier. FBI-Beamteund Polizisten hatten mich befragt und vernommen. Wo immer ich konnte, schlief ich, ob in Betten oder auf Stühlen. Und ich träumte immer wieder denselben Traum von meinem alten Leben in Spring Hill. Erst allmählich akzeptierte ich die Tatsache, dass dieses alte Leben vorbei war, was auch immer als Nächstes passieren mochte. Es kam nicht wieder.
»West?«
Noch immer schlaftrunken, hob ich den Blick zu der Stimme, die mich geweckt hatte. Rose. Er stand neben meinem Stuhl und stützte sich auf eine Krücke. Am linken Bein hatte er einen Gips und sein Kopf war bandagiert.
»Rose …«
»Alles in Ordnung? Du bist schon wieder eingeschlafen.«
Nach und nach erinnerte ich mich an alles. Der Ausbruch aus dem Gefängnis. Der Flug nach New York. Patel. Die Bruchlandung. Die Jagd durch die U-Bahn-Tunnel und …
»Mike«, sagte ich und stand auf. Ich schüttelte den Kopf und versuchte, wieder klar zu denken. »Wie geht es Mike?« Er war gestern den ganzen Tag im OP gewesen. Es hatte sehr
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