The Hood
Nacken, und alle heißen Mädchen. Schick. Als sie sich das nächste Mal trafen, fragte Pilgrim ihn nach seinen Klamotten.
»Es geht nicht um Kleidung. Du kannst alles Mögliche haben, aber es kommt mehr drauf an, wie du deine Sachen trägst«, sagte Solo ihm. »Wenn man einen Raum betritt, sollten die Leute wissen, dass du da bist.«
»Wie meinst du das?«
»Selbstvertrauen«, sagte Solo und legte seine Hände schützend um sein silbernes Zippo. »Wenn du kein Selbstvertrauen hast, bist du nichts auf dieser Welt. Und das ist alles. Du kannst so smart sein, wie du willst, kannst so viele Schulabschlüsse haben wie nur was, aber ohne Selbstvertrauen bist du ein Nichts.«
Er steckte eine weitere Zigarette an der Glut der ersten an und reichte sie Pilgrim. Er senkte die Stimme, als wollte er ihm etwas ganz besonders Wichtiges mitteilen.
»Mal abgesehen davon, dass ich klar im Kopf bin, ist es mein Selbstvertrauen, das mich am Leben gehalten hat. Ich war schon in Situationen, da hat ein Typ versucht, mich umzulegen, und ich weiß genau, er hat Angst vor mir, also greife ich ihn an. Genau deshalb lebe ich immer noch.«
Für die eigene Sicherheit war es besser, wenn einer der Olders einen unter seine Fittiche nahm. Andernfalls konnte irgendein fünf Jahre älterer Typ einem die Scheiße aus dem Leib prügeln, nur weil ihm gerade danach war. Es war gut, Kids zusammenzuschlagen, sich einen Namen zu machen als gewalttätiger Typ. Auf den Straßen liefen eine Menge Leute herum, die versuchten, sich einen Namen zu machen. Die Pembury Boys waren auf dem Weg nach oben. Dann war da Daniel Cummings, ein Killer der Hackney Boys. Jahre später erschoss er einen großen Gangster, Adrian Crawford von den Tottenham Man Dem. Setzte sich mit seinem Vectra quer vor dessen Wagen, baute sich auf der Straße auf und durchsiebte den Kerl mit Kugeln, während seine schwangere Freundin hinter dem Kofferraum kauerte. Es war eine dreiste Aktion, und genau so baut man sich einen Ruf auf. Als Daniel am nächsten Tag verhaftet wurde, trug er seine schusssichere Weste und wartete auf Vergeltung. In dieser Gegend gab es eine ganze Menge Leute, die geld- und machthungrig waren. Aber Solo war ein echter Typ und ist es noch heute. Immer schick und protzig, immer einen Schritt voraus. Er war ein guter Lehrer, und Pilgrim lernte Sachen von ihm, die ihn am Leben hielten.
Es gab noch einen Older genannt Sweet, denn er hatte ein echtes Milchgesicht. Er war der Boss der Wood Green Boys. Wie Solo war er eine große Nummer auf den Straßen. Also passten auf Pilgrim zwei hochrangige Leutnants auf, die sich längst ihren Rang verdient hatten.
Pilgrim sah die anderen Kids an, die mit ihrem neuen Handy, den Air Jordans oder irgendeiner Kette angaben. Über was anderes redeten die Leute nicht. Zu Hause wurde immer über Geld gestritten. Es gab keine Ferien, nichts zu tun, als Kind keine neuen Spielsachen, nichts Neues zu essen außer Konserven der Eigenmarke aus dem Supermarkt, in der Glotze nichts als herumalbernde C-Promis und Werbung mit wunderschönen Menschen, die mit glitzerndem sexy Zeug herumspielten wie in einem Porno. Er spürte eine gigantische Wut in sich, weil ihm tausend Sachen fehlten, mit denen andere Kids in der Schule herumprotzten. Diese Wut brannte in ihm wie Säure, bis er es nicht mehr aushielt.
Sweet brachte ihm bei, wie man im West End Turnschuhe und Avirex-Jacken klaut.
»Geh in einen Laden«, sagte er. »Klau den linken Schuh in Wood Green und den rechten Schuh im West End. Oder du gehst ins West End, lässt dir drei verschiedene Paar Turnschuhe holen, bringst die Leute durcheinander und rennst dann aus dem Geschäft.«
Er fuhr mit ihm in der Tube ins West End. Als er am Oxford Circus ans Tageslicht kam, war das für ihn wie eine völlig neue Welt. Pilgrim wartete mit Sweet an der Bushaltestelle und hörte ihm aufmerksam zu.
»Du gehst in das Geschäft da, der linke Schuh ist in der Auslage, den nimmst du dir und gehst einfach.« Sweet deutete mit dem Kopf auf das Schaufenster eines Sportgeschäfts. »Dann zurück nach Wood Green, da steht der rechte Schuh in der Auslage, nimm ihn und geh. Ganz einfach. Das war’s. Oder aber du lässt dir Turnschuhe in deiner Größe holen und klaust einen Schuh einfach aus dem Karton. Oder du probierst beide Turnschuhe an, lässt deine alten Schuhe im Laden und rennst raus.«
An diesem Nachmittag kehrte er mit einem brandneuen Paar Turnschuhe nach Hause zurück. Als er zu seinem Haus
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