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The Hood

The Hood

Titel: The Hood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Knight
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Irgendwie wurde es zu einem festen Bestandteil des Stundenplans und ging sogar bis ins neue Jahr weiter. Pilgrim hatte ungefähr vier Drei-Uhr-Termine, bei denen irgendwer sich mit ihm prügeln wollte. Er eckte mit irgendwem an, und schon hieß es: »Friedhof. Drei Uhr.«
    Wenn er nicht daran glaubte, dass er die Schlägerei gewinnen würde, sah er an einem solchen Tag im Klassenzimmer ständig auf die Uhr und zählte die Stunden. »Alle meine Freunde werden da sein.«
    Sie hatten sich bereits mit den Holly Street Boys zusammengetan. Sie mussten sich nicht wirklich Sorgen machen, denn egal, wer in Schwierigkeiten steckte, ein anderer würde einspringen und sie halfen sich gegenseitig. Niemand verlor je ­einen Kampf. Genau darum ging es doch bei den Gangs – um Schutz, Sicherheit durch Masse.
    Da war mal dieser eine Typ, der immer ohne Geld in die Schule kam und Pilgrim um was zu trinken bat. Warum sollte Pilgrim ihm was zu trinken geben, nur damit er sich das Geld sparen kann? Pilgrim trank eine große schwarze Flasche Tango aus, dann pinkelte er hinein. Jeder sah zu, als der Junge aus dem Sportunterricht angelaufen kam, schweißgebadet, und Pilgrim reichte ihm die Flasche. Der Junge stürzte das Zeug gierig hinunter, dann erstarrte er. Er spuckte es sofort ins Gras. Alle wussten Bescheid, und jeder fing an zu lachen. »Friedhof. Drei Uhr«, sagte er.
    Dieser Junge hatte einen älteren Bruder, ein Jahr über ihnen. Die zwei waren London Field Boys. Pilgrim war damals bei Holly Street. Auch wenn sie in derselben Klasse waren, konnten sie nach der Schule keine Freunde sein. Also machte das die Sache nur noch schlimmer, Holly Street Boy gegen Fields Boy. Der Friedhof war nicht das MGM Grand in Las Vegas, aber die Sache wurde so groß angekündigt wie der Kampf Holyfield gegen Tyson. Pilgrim hatte gesehen, wie Tyson sich von seiner Ghetto-Raserei mitreißen ließ, seinen Kopf an Holyfields Hals vergrub wie Dracula, ihm ein großes Stück von seinem Ohrläppchen abbiss und es ausspuckte. Eine große Zuschauermenge kam zu diesem Kampf nach der Schule. Jedes Mal, wenn Pilgrim dem Jungen einen Schlag verpasste, zuckte der ältere Bruder, als bekäme er einen Herzinfarkt. Jeder sah, dass Pilgrim dem Jungen ernsthaft weh tat. Blut strömte über sein Gesicht, ein Auge war zugeschwollen und das T-Shirt blutbespritzt. Nach einer Weile war er einfach fertig und konnte nicht mehr. Der Bruder brach aus der Menge aus und nahm Pilgrim in den Schwitzkasten. Er fing an, blindwütig auf ihn einzuschlagen. Zum Glück war einer von Pilgrims alten Freunden da, ein Pembury Boy. Pilgrim war kein Pembury Boy mehr, aber sein Kumpel griff dennoch ein. Es war das erste Mal, dass er in der Schule übel zusammengeschlagen wurde.
    Pilgrim war ein talentierter Räuber, also wechselte er die Gangs, wie ein Stürmer aus der Premier League zwischen Manchester United und dem AC Milan pendelt. Er fing an in Pembury, dann Holly Street. Er überlegte sich, dass man am besten Geld macht, indem man andere Dealer beklaut. Wenn man einen normalen Bürger bestiehlt, geht der sofort zur Polizei, die daraufhin – vom Steuerzahler finanziert – gegen deinen Arsch ermittelt. Beklaut man hingegen einen anderen jamaikanischen Drogendealer, hey, was will der schon groß tun?
    Etwa zu dieser Zeit hatte er angefangen, über Ladentresen und solche Dinge zu springen. Immer mit den älteren Typen unterwegs, fingen sie bald an, ihre Überfälle bewaffnet durchzuziehen. Manche Leute wollten ihren Kram einfach nicht abgeben, also drückte er ihnen die Kanone ins Gesicht. Er musste sich entscheiden, ob er das wirklich durchziehen wollte. Eine Gruppe Freunde aus der Schule ging morgens los und überfiel Läden. Nachts zogen sie los und klauten Autos. Die verkauften sie dann an die afrikanischen »Onkels«, deren Geschäft der Export gestohlener Autos und Kreditkarten war. Jeder muss sich schließlich spezialisieren.
    Was sie verband, ging jedoch tiefer als der Rausch des Verbrechens. Sie hatten alle ähnliche Probleme zu Hause. Vielleicht war ihr Dad nicht da. Sie mussten bei ihrer Oma leben. Irgendeine Scheiße ging ab. Das war es, was sie alle verband und zu besten Freunden machte. Pilgrim hielt es zu Hause kaum aus. Es nervte ihn, was seine Schwester ihm anvertraut hatte. Als sie einmal allein in ihrer Wohnung waren, sagte sie zu ihm: »Weißt du eigentlich, warum deine Mum wieder zurück nach Jamaika ist?«
    »Nein, warum?«
    »Ich werd’s dir ein andermal

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