The Hunter - Die komplette erste Staffel
einem Tuch, das das Stroh bedeckte, entfernte er ihr Blut von seinem Bauch und Geschlecht, zog das Gewand über und verließ das Haus.
***
Quintus ging entspannt die engen Gassen zurück zu seinem Labor. Während er die steile Leiter hinunterstieg, grübelte er über sein Vorhaben nach, ging murmelnd die Idee erneut durch und zündete in dem engen Kellerraum Fackeln an. Mit einem Ächzen bückte er sich in eine dunkle Ecke und zog einen Käfig hervor.
„Guten Abend, meine Lieben. Heute ist euer großer Tag!“, rief er den Ratten zu, die sich ängstlich im Stroh verkrochen. Das beeindruckte Quintus keineswegs, er fuhr mit der Hand durch die Tür und schon hatte er eines der Tiere geschnappt. Er platzierte es auf den Tisch, klemmte den Kopf zwischen Daumen und Zeigefinger ein und stach der Ratte die feine Nadel in die Niere. Ein lautes Quietschen ertönte. Sofort saugte er am anderen Ende des Schweinedarms und wartete, bis sich dieser mit Flüssigkeit füllte. Quintus’ Augen strahlten. Adrenalin. Das würde er brauchen, um die Wesen wieder lebendig zu machen. Nachdem er die Ratte wieder in ihren Käfig gepackt hatte, legte er sich die Nadel zurecht, entnahm aus dem Regal eine kleine Schachtel, aus der er mit spitzen Fingern mehrere Blüten zog, die er vor sich auf den Tisch legte. Eisenhut! Mit einem groben Stein zerhackte er sie zu einem feinen Brei und holte ein anderes Tier aus dem Käfig. Ein kleines Stück Holz diente dazu, ihr Mäulchen offen zu halten. Quintus schmierte die Paste hinein, stopfte sie vorsichtig in den kleinen Rachen und wartete. Unter seinen Fingern erschlaffte die Ratte binnen weniger Sekunden und lag leblos vor ihm. Sofort spritzte er etwas von dem Menstruationsblut ins Rattenherz und wartete einige Sekunden, ehe er mit der zweiten Nadel das gewonnene Adrenalin in dieselbe Stelle verabreichte.
„Komm schon“, forderte er sie auf. „Jetzt öffne schon die Äuglein.“ Immer wieder trommelte er leicht auf die Brust der toten Ratte, bis sie zusammenzuckte und leichtfüßig aufsprang. Mit glühendroten Augen blickte sie ihn an und hüpfte mit einem Satz auf ihn zu. Quintus stolperte nach hinten, stieß gegen die Leiter und versuchte, das Biest abzuwehren, aber da hatte es sich schon in seinem Hals verbissen. Er schmetterte die Ratte gegen die Wand, wo sie abprallte, und ihn erneut angreifen wollte. Zornig griff sich Quintus eine Fackel und zündete das wild gewordene Tier an. Als nur noch ein verkohlter Klumpen glühte, goss Quintus Wasser darüber. Er befühlte seinen Hals, aus dessen gerissener Ader Blut schoss. Panisch griff Quintus sich ein festes Tuch, das er auf einem Haufen neben der Feuerstelle verwahrt hatte, und presste es mit aller Kraft gegen die Wunde. Gedanken wirbelten in seinem Kopf. Was sollte er tun? Bald spürte er, dass das Blut durch den Stoff sickerte und ihm den Hals hinablief. Er presste ein weiteres Tuch auf die Wunde, legte sich auf den Boden und wartete. Bald schloss sich die Ader, aber er fühlte sich schwindelig. Nach einigen Minuten des Ausruhens konnte Quintus den Kopf wieder heben und setzte sich vorsichtig auf.
Heiße Freude durchfuhr ihn: Es hatte geklappt! Das war die Hauptsache. Er hatte eine Ratte getötet und sie wieder zurückgeholt. Sie war stärker geworden und hatte ihn angegriffen. Mit normaler Kraft war es Quintus nicht gelungen, sie zu töten. Zwar war er nun verletzt, aber das störte ihn nicht. Verwundert über seine plötzliche Kraft erhob er sich, löschte die Fackeln und stieg die Leiter empor. Die Wunde hatte aufgehört zu bluten, als er die Tür seines Labors hinter sich schloss und nach Hause schlich.
***
Quintus hatte den ganzen Tag geschlafen und als er gegen Abend munter wurde, erschrak er. Was war mit ihm geschehen? Er fühlte sich ungewöhnlich wach. Wacher als jemals zuvor. Es war ihm, als sähe er alles deutlicher, obwohl es schon dunkel war. Vorsichtig griff er sich an den Hals, da er keinerlei Schmerzen verspürte. Unter seinen Fingern fühlte er lediglich glatte Haut. Verstört strich er über sein Gesicht, das sich ebenso glatt anfühlte. Das kann nicht sein , dachte er verwirrt, und sprang schwungvoll vom Strohbett. Enthusiasmus durchströmte ihn plötzlich. Nach seinem Umhang greifend verließ Quintus das Haus, um wieder durch die Gassen in seinen unterirdischen Arbeitsraum zu gelangen.
Dort hockte er sich hin und konnte immer noch nicht fassen, was seit gestern geschehen war. Er schaute seine Hände und Arme an, die
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